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Eiserne HochzeitSiegburger ersteigerte seine Frau fürs Leben „für ein paar Mark“

Lesezeit 3 Minuten
Rosemarie und Alfred Knippenberg aus Siegburg-Kaldauen feiern am 7. Mai 2025 das Fest der eisernen Hochzeit nach 65 Jahren.

Rosemarie und Alfred Knippenberg aus Siegburg-Kaldauen feiern am 7. Mai 2025 das Fest der eisernen Hochzeit nach 65 Jahren.

Alfred und Rosemarie Knippenberg lernten sich 1957 über das Brauchtum der Mailehenversteigerung kennen. 

Dass aus Mailehen-Versteigerungen Ehen hervorgehen, ist nicht ungewöhnlich. Besonders erfreulich ist es indes, wenn ein solches Bündnis schon 65 Jahre währt wie bei den Eheleuten Alfred und Rosemarie Knippenberg. Am 7. Mai 1960 gaben sie sich in der Liebfrauenkirche Kaldauen das Jawort und können heute eiserne Hochzeit feiern.

„Für ein paar Mark“ ersteigerte der gebürtige Hamborner 1957 Rosemarie Weber beim alten Junggesellenbrauch des JGV Kaldauen. Sie hätten sich zwar vom Kirchenchor und von der Schule her gekannt, doch sei es zunächst eher eine Allianz der Tradition zuliebe gewesen, berichtet das Jubelpaar. „Sorgfältig“ habe er sich an die Vorschrift gehalten, nach der zweimal wöchentlich die Dame besucht werden musste, erinnert sich die „eiserne“ Braut. Mehr sei da aber nicht gewesen. „Man hatte ja noch den Pastor im Nacken sitzen“, ergänzt der Ehemann.

In Königswinter verbrachte Alfred Knippenberg seine Kindheit

Doch festigten der regelmäßige Tanz im Saal Pütz und die gemeinsamen Kirmesbesuche eine Freundschaft, die schnell in Liebe mündete und drei Jahre später auf dem Standesamt und am Altar besiegelt wurde. Der frühe Tod seiner Mutter, er war da 15 Monate alt, führten Alfred Knippenberg und seinen Vater nach Oberpleis, wo der kleine Alfred seine Kindheit verbrachte. Nach Kaldauen ging es, als der Vater dort ein zweites Mal heiratete.

Das Hochzeitsfoto eines jungen Paares in Schwarz-Weiß.

Vor 65 Jahren haben Rosemarie und Alfred Knippenberg am 7. Mai geheiratet.

Der Sohn lernte Dreher, arbeitete 20 Jahre lang in Hennef, während Rosemarie Knippenberg als kaufmännische Angestellte ihr Einkommen hatte. Ab 1963 wohnte die junge Familie mit der damals zweijährigen Gudrun im eigenen Haus in Kaldauen. 1970 kam Sohn Jörg zur Welt. Die Familienbande, zu der heute Enkel Sebastian und Enkelin Kristina zählen, seien eng geknüpft, zum Teil wohnt man in direkter Nachbarschaft.

Überhaupt kennzeichneten treue Beziehungen das Leben der Knippenbergs. „Von 1964 bis heute“ pflegen sie einen Freundeskreis, der mit sieben Ehepaaren begann und zu dem heute noch acht Personen gehören. „Regelmäßig gingen wir alle zum Kegeln, zudem trafen sich die Frauen reihum einmal im Monat“, erzählt die 86-Jährige. Deren Leidenschaft war außerdem der Karneval, regelmäßig stand sie in Kaldauen in der Bütt. Ihr Mann war einst „leidenschaftlicher Turner“, verdiente bei Gaudi-Wetten dazu, indem er im Handstand einige Runden im Saal drehte. Weitere Hobbys teilte sich das Paar mit „strammen Spaziergängen“ und viel Schwimmen.

Im Alter von 40 Jahren brachte sich Alfred Knippenberg autodidaktisch das Orgelspiel bei. Zunächst auf einem Eigenbau, später kaufte er sich ein Instrument. Beim Jubiläumsinterview gibt der 90-Jährige ein kleines Spontankonzert. Mit Händels „Largo“ greift er zu einem musikalischen Hochgewächs. Dabei meistert er die schweren Passagen auf Manualen und Pedalen staunenswert sicher, arbeitet die berühmte Melodie wunderschön heraus, was der Ehefrau, Tochter Gudrun und dem Autor ein paar Tränchen in die Augen drückt.