GeschäftsaufgabeWarum ein gut sortiertes Bastelgeschäft in Siegburg keine Zukunft hat

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Ein Mann vor einem Regal mit Stickern in einem Bastelgeschäft

Der Bastelladen an der Siegburger Kaiserstraße schließt. Inhaber Kay-Uwe Hübscher sah keine wirtschaftliche Perspektive mehr.

Der Bastelladen an der Siegburger Kaiserstraße hat die schwierige Corona-Zeit nicht überstanden und schließt Ende Februar. 

Karneval, Ostern, Kommunion, Weihnachten, Bastelmaterial für alle saisonalen Anlässe findet sich derzeit nebeneinander im Bastelladen an der Siegburger Kaiserstraße, Glitter und Federn, Kerzen und ebenso wie Utensilien für die Krippe. Doch der Anlass für die bunte Vielfalt im Sortiment ist trauriger Natur: Nach fünfeinhalb Jahren schließt Inhaber Kay-Uwe Hübscher und verkauft sein Geschäft aus. „Die Kunden sind traurig und bestürzt, und mir fällt das sehr schwer“ schildert der 57-Jährige. „Mir hat das hier immer Spaß gemacht, gerade wegen der netten Kundschaft.“         

Die Gründe sind wirtschaftlicher Natur. Hübscher schätzt, dass er im Vergleich zu früheren guten Zeiten ein Viertel seiner Kunden eingebüßt hat. Zu schwer sei die spätere Phase der Corona-Zeit gewesen, unter der er anfangs gar nicht so sehr gelitten habe.

Für das Hobby bleibt weniger Geld übrig

Doch gerade in den letzten Monaten habe sich anscheinend gezeigt, dass viele Menschen wegen gestiegener Lebenshaltungskosten mehr aufs Geld schauten und beim Hobby oder seiner selbst gebastelten Aufmerksamkeit sparten. Viel begannen wohl auch während der Pandemie, verstärkt bei Online-Anbietern einzukaufen.

Kleine Küken mit Augen, Schnäbeln und Federn aus Nespresso-Kapseln

Recycling-Idee für die Ostertage: Bunte Küken aus Nespresso-Kapseln

Das Weihnachtsgeschäft blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Mit dem Problem sei er wohl nicht alleine gewesen, schätzt Hübscher. Auch die Nachbarn links und rechts des Bastelladens hätten ähnliche Erfahrungen gemacht.

Schließung des Siegburger Kaufhofs nicht ausschlaggebend

Eine gewisse Rolle, wenn auch nicht die ausschlaggebende, habe sicherlich auch die Schließung des Kaufhofs gespielt, die sich über mehrere Monate erstreckte. „Der Schaden durch die Schließung war höher als der Nutzen“, schätzt Hübscher. Dass mit der Schreibwarenabteilung von Kaufhof auch eine Konkurrenz verschwand, davon habe er nicht profitiert. Und Kunden, die des Warenhauses wegen nach Siegburg gekommen seien, führen jetzt eben nach Bonn oder Köln.      

Die Lage an der oberen Kaiserstraße sei eigentlich gar nicht schlecht gewesen. Seine Vermieter hätten keine überzogenen Forderungen gestellt und jüngst sogar noch eine Senkung angeboten.          

Stoffbänder auf Rollen in verschiedenen Farben, Breiten und Materialien

Bunte Vielfalt im Bastelladen, der bis zu 6000 Einzelartikel führte.

Kreative Zeitgenossen verlieren mehr als nur ein breites Sortiment mit 6000 Einzelartikeln, Farben, edlen Papieren und Kartons, Bändern, Pinseln, Stiften, Schneidegeräten und vielem mehr. Denn Hübscher hatte immer einen guten Rat in petto, wenn eine Geburtstagsfeier, ein Firmenjubiläum oder ein runder Hochzeitstag anstand und eine besondere Karte oder eine originelle Verpackung gezaubert werden sollte. Da wandert dann schon einmal ein Geldschein als Reisekostenzuschuss in eine kleinen gebastelten Strandlandschaft in einem Köfferchen mit Sand, Leuchtturm und Liegestuhl.

Bastelfreudigkeit der Siegburger fiel positiv auf

Beispiele für Traumfänger finden sich im Geschäft, für Tauf- und Kommunionskerzen oder, als geniale Recyclingidee, kleine Küken, deren Köpfe aus ausgedienten Kaffeekapseln bestehen. Sogar ein Set „Gipsabdruck Babybauch“ ist im Angebot.    

2018 sei er eigentlich gut gestartet, schildert der studierte Betriebswirt. Anfangs arbeitete er mit einem Bekannten zusammen, der zuvor ein Bastelgeschäft in Hürth hatte. Insbesondere die „Bastelfreudigkeit“ der Siegburger sei ihm damals positiv aufgefallen. „Dafür, dass wir neu in Siegburg waren, war das erste Jahr nicht schlecht.“ Fatal seien aber die Umsatzeinbußen durch die Schließung 2021/2022 gewesen, später auch durch gestiegene Energiekosten. 

Ein selbstgebasteltes Reiseköfferchen mit einem Leuchtturm am Meer, einem Liegestuhl und einem Geldschein

Reiseköfferchen mit Leuchtturm und Liegestuhl als Verpackung für einen Reisekostenzuschuss

Ein Berater habe ihm ausdrücklich abgeraten, auf Online-Handel zu setzen.  Geld, das eigentlich für Investitionen in Werbung oder Wareneinkauf zurückgelegt worden war, wurde in der Schließungszeit für den privaten Unterhalt gebraucht.  Letztlich sei es aber eine Vielzahl von Gründen gewesen, die zur Schließung geführt hätten, die Perspektive habe gefehlt.  „Irgendwann muss man sich den Gründen stellen.“ Ende Februar soll der letzte Öffnungstag anstehen. Bereits jetzt sind viele Artikel reduziert.          

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