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Silvester in SiegburgOrdnungsamt kontrolliert Böllerverbotszone

Lesezeit 3 Minuten
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Mit dem Ordnungsamt auf Kontrollgang.

Siegburg – Es raschelt im Dunkeln, Taschenlampenkegel wandern über den Spielplatz am Fuß des Michaelsbergs, stoppen an der Rutsche und erfassen drei Jugendliche. Die haben Spaß um kurz vor Mitternacht, ohne Alkohol, ohne Feuerwerkskörper. Die Kontrolle des Ordnungsamts ist hier ein Kinderspiel, noch ist es recht ruhig in der Böllerverbotszone. Mario Schauster und seine Kollegen schieben an Silvester Nachtdienst, damit das so bleibt.

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Der dunkle Spielplatz wird abgeleuchtet.

Junge Leute vor allem, aber auch Familien mit Kindern pilgern in Scharen zur schönsten Aussicht über die Stadt – in Vor-Corona-Zeiten immer auch eine Gefahrenzone wegen der in der Menschenmenge abgeschossenen Querschläger. Auf dem Weg schnuppert der 34-jährige Schauster, dann sieht er fünf Männer, etwa Anfang 20, vor einem offenen Kofferraum stehen, auf der Straße glimmende, qualmende Knaller. Freundliche Bitte, das einzustellen, Nachfrage aus der Gruppe: „Es gibt aber doch nur ein Böller-Verkaufsverbot?“ Die Erklärung, dass man es in der Fußgängerzone und rund um die ehemalige Abtei nicht krachen lassen darf, kommt an. Und auch die Bitte, den Müll einzusammeln. „Wird gemacht!“Oben trifft der dreiköpfige Fußtrupp die anderen drei Kollegen des städtischen Ordnungsdienstes im Einsatzfahrzeug, ein Kleinbus, der auf den ersten Blick einem Polizeifahrzeug zum Verwechseln ähnlich sieht. Auch die uniformierten Verwaltungsmitarbeiter mit ihren stichfesten Westen, mit dem daran baumelnden Pfefferspray, den Handschellen, dem EKA 51, dem Einsatzstock für Verteidigungszwecke, sind nur durch den weißen Aufdruck „Ordnungsamt“ einzuordnen. Der Sicherheitsdienst vom Katholisch Sozialen Institut hält sie für Streifenbeamte.

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Einsatzfahrzeuge der Polizei kurven ebenfalls die Serpentinen hoch. „Die wollen auch das Feuerwerk sehen“, flachst Schauster. Tatsächlich steigen um Mitternacht ringsum Raketen in den Himmel, gleißen bunt, silbrig, golden, begleitet vom Glockenläuten in den Kirchtürmen. Ein unerwartetes, ein friedliches Bild. Woher haben die Leute nur das Feuerwerk?, rätselt einer. Das Böllerverkaufsverbot, das nun schon zum zweiten Jahreswechsel gilt, gehe doch an der Sache vorbei, das schade nur heimischen Betrieben wie Weco.

Böllerverbotszonen

Zwei Städte im Rhein-Sieg-Kreis hatten Böllerverbotszonen zum Jahreswechsel eingerichtet: In Siegburg und Bad Honnef waren Ordnungsämter und Polizei unterwegs. Sie sollten auch verhindern, dass sich größere Ansammlungen bildeten. Höchstens zehn Menschen durften zusammenstehen. Es drohten Bußgelder von bis zu 25 000 Euro, verhängt wurde keines. (coh)

0.15 Uhr, der Trupp marschiert den Berg hinab, auf dem Markt Erwachsene und Kinder, glimmende Zündschnüre, Krach und Rauch – und eine ruhige Ansprache. Auch hier kassieren Schauster und Co. keine Bußgelder. „Es muss doch verhältnismäßig bleiben.“ Nach seiner Beobachtung hätten sich die Menschen an die Corona-Regeln gewöhnt, Silvester 2020/21 gab es etliche Einsätze mehr, dauerte der Nachtdienst bis 6 Uhr morgens. „Da waren ja auch Partys verboten, und Nachbarn meldeten reihenweise Ruhestörungen.“

Am Neujahrstag 2022 war um 3 Uhr Schluss, keine besonderen Vorkommnisse. Die sechs Kräfte störte die Nachtschicht nicht: Alle sind vor Kurzem Vater geworden, erzählt Schauster schmunzelnd: „Da ist ohnehin feiern nicht drin.“