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Gartentour Rhein-SiegGrüne Paradiese bieten Einblicke und Kunstgenuss

Lesezeit 3 Minuten
Menschen betrachten eine Kräuterspirale in einem Garten.

Uta Koch (Mitte) empfing Besucher in ihrem grünen Paradies in Lohmar-Scheid.

Schauen, schnuppern und genießen: Gartenbesitzer in Rhein-Sieg öffneten ihre grünen Paradiese und gaben so manchen Tipp.

Wie viele Stunden haben die Besitzer geackert, bevor sie die Früchte ihrer Arbeit genießen können? Diese Frage wurde wohl am häufigsten gestellt bei der Bergischen Gartentour. Sie säßen auch mal still und tränken Kaffee, sagten Ellen und Sven Thöne mit einem Lächeln. Auch die Besucher des Thöneschen Teichgartens in Troisdorf-Altenrath durften schmunzeln – gesellen sich doch zu Blatt und Blüte Dekorationen mit Witz.

Da stehen Kuchen aus Beton gegossen, eine Kaffeekanne lässt ihre Tülle hängen, und über den Rand einer Wiege lugen vorwitzig winzig kleine, blaue Blumenköpfe. Und wie bestellt schleicht Nachbars Katze über den gebogenen Holzsteg und steckt eine Pfote ins Nass – doch der Fisch war schneller.

Streuobstwiese, Staudenbeete und Kräuter in Troisdorf, Lohmar und Much

Die große Streuobstwiese zwischen Kirche und Sportplatz werde mit dem Aufsitzmäher kurz gehalten, verraten die beiden 53-Jährigen. 2000  Quadratmeter zu pflegen, müsse nicht in Stress ausarten. Seit vier Jahren öffnen sie ihr Areal, angeregt von anderen. Über den Zaun zu blicken, sei doch wichtig: Sie gingen selbst oft Gärten schauen.

Vorn grasen zwei Schafe, hinten scharrt eine Hühnerschar, und dazwischen herrscht verschwenderische Pracht, der Maulbeerbaum trägt Früchte, die Kräuterspirale lädt zum Zupfen ein, Stauden blühen, gewundene Wege führen zu Ruheplätzen. In dem 3000 Quadratmeter großen Paradies in Lohmar-Scheid stecken zweifelsohne Fleiß und Schweiß. „Sonst würde uns alles über den Kopf wachsen“, sagt Uta Koch.

In Troisdorf-Altenrath gab es nicht nur Pflanzen gab es zu entdecken.

Deko zum Schmunzeln: Nicht nur Pflanzen gab es zu entdecken in den offenen Gärten.

Im Februar startet die 87-Jährige mit ihrem Lebenspartner Dieter Trippler stets in die Saison, der Garten halte sie jung. Urlaub? Höchstens mal acht Tage an die Nordsee. „Wir haben es doch so schön hier im Bergischen.“ Sie lässt die Besucher die Maulbeeren kosten, schwarz wie Brombeeren, aber länglich: lecker.       

Rolf Scheider und Rosemarie Stuffer haben ihren Künstlergarten über Jahre gestaltet

Wie im Dschungel fühlt man sich in Tillinghausen, einem Mucher Dörfchen: Schmale, feuchte Pfade zwischen üppigem Grün, hier plätschert Wasser, dort summen Insekten, und hinter der nächsten Kurve stehen zwei riesige Wächter rechts und links des Wegs. Die grinsenden Gestalten aus Cortenstahl sind nicht die einzigen Werke im sehenswerten Künstlergarten.

Rolf Scheider (75) und Rosemarie Stuffer (84) haben ihn über Jahrzehnte hinweg gestaltet. Hier leben und arbeiten sie, mit Metall, Ton, Pflanzen, Pinsel und Farbe. Einblicke und Ausblicke an jeder Ecke: Mitten im Staudenbeet liegt ein gelb bemalter Ventilator, gleich einer Blüte. Über die versteckt liegende Wiese stapft ein überdimensionaler, glänzender Fuß.

Und an einer Schuppenwand steht ein Männlein auf Schuster-Leisten, der Körper ein rostiger Spatel, das Gesicht aus Ton, wie hingeklatscht. Eine wassergefüllte Rinne gibt Rätsel auf. Woher kommt das Nass, das an der oberen Seite aus einem Spalt fließt, um an der unteren wieder zu verschwinden? „Wir haben einen Brunnen“, verrät Stuffer. Und ihr Mann habe die Leitung gelegt und den Wasserlauf konstruiert.  

Kunstwerke in einem Garten

Zwei Wächter am verschlungenen Weg in Much-Tillinghausen.

Natur und Kunst zum Anfassen – und zum Nulltarif, das bietet die Bergische Gartentour. Vielerorts werden die Besucher sogar bewirtet und beschenkt. Hier mit Suppe, dort mit selbst gebackenem Brot, Käsehäppchen und Kuchen. „Denken Sie an uns!“, sagt Sven Thöne in Troisdorf-Altenrath zum Abschied und drückt jedem ein kleines Töpfchen mit einer selbst gezogenen Sonnenblume in die Hand.