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„Es liegt ein Bauantrag vor“Außer Gestrüpp wächst nichts in Troisdorfer Baugrube für Hotel-Projekt

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Eine Grube mit Gebüsch und Bäumen. Im Hintergrund ein Verwaltungsgebäude und eine Veranstaltungshalle.

Gegenüber dem Troisdorfer Rathaus soll ein Hotel entstehen. Außer der Baugrube, die langsam zuwächst, ist nichts davon zu sehen.

Über das Ausheben einer Baugrube sind die Bemühungen auf dem Filetgrundstück am Troisdorfer Rathaus bisher nicht hinausgekommen.

Der Satz: „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“ gehört zur deutschen Fernsehgeschichte. Er beschreibt aber auch gut die Situation auf einem Grundstück in bester Lage gegenüber dem Troisdorfer Rathaus: Wo einst das DN-Verwaltungshochhaus stand, gähnt seit Jahren ein Loch. Dabei sollte hier längst schon ein Neubau stehen.

Der Troisdorfer Stadtverwaltung liegt ein Bauantrag vor

„Es liegt ein Bauantrag vor“, antwortete zuletzt die Stadtverwaltung knapp auf eine schriftliche Anfrage der Redaktion. Demnach solle dort ein Apart-Hotel mit Restaurant entstehen. Mit dem aktuellen Eigentümer oder dem Antragsteller für die Baugenehmigung in Kontakt zu treten, gelang der Redaktion bislang nicht.

Buschwerk und im Hintergrund ein Bürogebäude.

An diese Wand eines Büro-Neubaus soll das künftige Hotel anschließen

Vor zwei Jahren hatte eine Berliner Firma das Grundstück bei einer Zwangsversteigerung für 1,5 Millionen Euro erworben. „Vieles ist denkbar“, gab nach der Versteigerung im Siegburger Amtsgericht Benjamin Bull Auskunft, der Geschäftsführer der Bambino 253 VV UG. „Das muss nicht immer ein Hotel sein“, sagte Bull im November 2023; auch ein Rathaus schloss er nicht aus. Tatsächlich hatten Vertreter der Kommunalpolitik schon zwei Jahre zuvor den Vorschlag gemacht, den Neubau eines neuen Verwaltungssitzes dort zu prüfen.

Immobilie in Troisdorf wechselte erneut den Besitzer

Als „nicht unwahrscheinlich“ bezeichnete Benjamin Bull aber ebenso den Bau eines Wohnheims für Geflüchtete, ein Gebäude „mit hochwertigen Standards“. Inzwischen wurde nach Informationen dieser Redaktion die Immobilie ein weiteres Mal verkauft: Während der vorherige Eigentümer den Bauzaun um die längst zugewachsene Baugrube entfernte, mussten die neuen Besitzer ihrerseits das Grundstück mit einem Zaun sichern.

Ein umgestürzter Baum liegt auf einem Zaun und einem Fahrradständer

Im September stürzte ein Baum um, riss den Zaun nieder und beschädigte den Fahrradständer.

Wie nötig das ist, zeigte sich Anfang September: Einer der Bäume stürzte um, riss den Zaun nieder und beschädigte den dort montierten Fahrradständer. Verletzt wurde offenbar niemand.

Zunächst aber hatte im März 2013 der Bauunternehmer Hans Werner Pütz die Immobilie von der städtischen Holding Troikomm erworben. „Einfach kann jeder“, hatte er damals erklärt. Als Bürogebäude wollte er das 1956 eingeweihte Haus mit dem markanten Staffelgeschoss modernisieren. Er sehe den Bedarf und habe Kunden in der Hinterhand, sagte Pütz. Aber auch dem sonst an vielen Stellen Troisdorfs mit glücklicher Hand tätigen Unternehmer – der nicht zuletzt das Gewerbegebiet Camp Spich entwickelte – gelang es nicht, das Vorhaben zum Erfolg zu führen.

Ein Bürogebäude aus den 1950er Jahren.

1956 wurde das Hochhaus für die DN-Verwaltung eingeweiht, im Sommer 2018 wurde es abgerissen.

2018 wurde der Kaufvertrag rückabgewickelt. „Nicht marktfähig“ sei das Haus in der bestehenden Form gewesen, gab die Troikomm-Sprecherin Daniela Simon Auskunft. Zugleich war aber auch schon von einem Interessenten die Rede, der dort ein Hotel errichten wolle. Berliner Investoren kauften die Immobilie, im Sommer 2018 verschwand das Haus.

Käufer wollten zehn bis zwölf Millionen Euro in Troisdorf investieren

Zehn bis zwölf Millionen Euro wollten sie in einen Hotel-Neubau investieren, kündigten die Projektentwickler an. Eine Tochter der weltweit aktiven Hotel-Kette Marriott wollte dort eine Niederlassung eröffnen: mit Zimmern ohne Schrank, aber 55-Zoll-TV-Bildschirmen. Gebaut wurde freilich nur nebenan: Im September 2020 begann der Neubau eines Bürohauses anstelle des alten Seitenflügels, für das die Troikomm als Bauherrin auftrat. Mehrfach verstrichen angekündigte Termine für einen Baubeginn, ohne dass mehr als Gestrüpp in der Baugrube wuchs.