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Theater in TroisdorfBühnengesellschaft Sieglar begeistert das Publikum

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"Der Vorname": Eine Komödie mit gepfefferten Dialogen in der Küz. 

Troisdorf – „Habt ihr schon einen Namen überlegt?“ Eigentlich eine harmlose Frage. Doch in der Komödie „Der Vorname“ setzt sie einen verbalen Schlagabtausch in Gang, in dem so manche Maske fällt. Denn das Kind soll Adolphe heißen, mit „ph“ und nicht mit „f“.

Dieser feine Unterschied allerdings verschwindet im Lauf eines Familienstreits, der bald aus dem Ruder läuft. Zum Vergnügen des Publikums, das auch bei der Troisdorfer Premiere im Bürgerhaus Zur Küz seinen Spaß an den gepfefferten Dialogen hatte.

Die Laienschauspieler erarbeiteten das Stück in nur zweieinhalb Monaten

Unter Corona-Bedingungen hatte Regisseurin Claudia Vey mit der „Bühnengesellschaft Sieglar – Die Volksbühne 1919/62“ in nur zweieinhalb Monaten das Kammerspiel von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière erarbeitet.

Eine sehr respektable Leistung, proben die Amateure doch sonst mindestens fünf Monate lang für eine neue Produktion. Das geistreiche Boulevardstück erwies sich als dankbarer Stoff für das Team, das bei der Premiere gut aufgelegt war und sich mit Elan in die Aufgabe stürzte.

Die Aufführungen

Weitere Vorstellungen des Theaterstücks "Der Vorname" im Bürgerhaus Zur Küz in Troisdorf-Sieglar (Larstraße 168) finden am Wochenende statt.

Die Termine sind am Samstag, 17. September (20 Uhr), und Sonntag, 18. September (17 Uhr). Karten zum Preis von 15 Uhr sind erhältlich unter 02241/2002108.

Nach einem etwas zähen Beginn nahm die Komödie Fahrt auf. Ein üppiges Bühnenbild braucht sie ohnehin nicht; Bücherwand, Sofa und blauer Ohrensessel bieten den gutbürgerlichen Rahmen. Hier serviert Elisabeth das marokkanische Dinner, zu dem sie und ihr Mann Pierre geladen haben: Hausfreund Claude, Posaunist in einem Sinfonieorchester, und Elisabeths Bruder Vincent mit seiner schwangeren Frau Anna. 

Doch Hummus und Falafel bleiben ihnen im Hals stecken, als Vincent (Christoph Rutsch) verkündet, dass der ungeborene Sohn Adolphe heißen soll.

Der Provokateur genießt sichtlich die darauf losbrechende Debatte, zum Leidwesen seiner schwangeren Frau Anna (Sabrina Sagorny). Und gefällt sich in der Rolle des prolligen Sunnyboys, der mit spitzfindigen Argumenten aus der Deckung kommt. Dabei trifft er vor allem Literaturprofessor Pierre (Christian Schäfer), einen blasierten Feingeist, der mit Vorliebe Kant zitiert, aber zunehmend die Nerven verliert.

Theater in der Küz: Sönke Wortmann verfilmte „Der Vorname“ im Jahr 2018

Im Psychoduell versucht der stets diplomatische Claude (Simon Vondrlik) zu vermitteln, liefert aber bald unfreiwillig selbst neuen Zündstoff fürs Familiendrama. Dass Elisabeth (Daniela Hammer) immer wieder in der Küche verschwindet, sorgt für die notwendigen dramaturgischen Verzögerungen in dieser schnellen Komödie, die gut funktionierte.

Dass viele Zuschauer vermutlich die Bilder der deutschen Filmversion von Sönke Wortmann im Kopf hatten, war dabei kein Nachteil. Denn die Bühnenfassung der beiden französischen Autoren wirkt plausibler, nennt doch Vincent als Namenspatron für den ungeborenen Sohn den Titelhelden des Klassikers „Adolphe“ von Benjamin Constant.

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