„Riesige Chancen“Troisdorfer Bürgermeister wirbt für Kauf der früheren Dynamit-Nobel-Fläche

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Ein Maschenzaun mit einer Krone aus Stacheldraht im Wald. Hinter dem Zaun gehen ein Mann in dunkler Kleidung.

Eingezäunt und bewacht ist das insgesamt über 60 Hektar große Gelände der ehemaligen Zündmittelfabrik.

In Troisdorf gibt es weiter große Diskussionen über die Pläne für einen Kauf und eine Umnutzung des früheren DN-Geländes.

Die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung und Denkmalschutz haben am Mittwochabend die Entscheidung über eine mögliche Vorkaufssatzung bis zur Ratssitzung in zwei Wochen vertagt.

Der Troisdorfer Bürgermeister hat am Tag danach noch einmal seine Haltung zum möglichen Kauf einer einst von Dynamit Nobel genutzten Industriefläche bekräftigt.

Ehemalige DN-Fläche in Troisdorf: 300 Beschäftigte arbeiten noch am Standort

Wie mehrfach berichtet, steht eine über 50 Hektar große Fläche zum Verkauf, auf der bis heute von zwei Firmen mit rund 300 Beschäftigten Zünder und Sprengstoffe für zivile und militärische Kunden hergestellt werden. Biber sieht in dem Areal eine „riesige Fläche mit riesigen Chancen für Troisdorf“, ein Erwerb durch die Stadt sei „höchst sinnvoll“.

Umgekehrt gingen 50 Hektar zentrumsnaher Fläche „auf immer verloren“. Ein Verkauf der Fläche an die Interessenten vom Bodensee sei „ein sehr großer Nachteil“: Die Produktion von Spreng- und Kampfmitteln verlange„ riesige Abstandsflächen“, entsprechend „riesige Brachen“ gebe es. Flächen, „auf denen weder Arbeitsplätze noch Wohnungen entstehen könnten“. Die heute auf dem Gelände vorhandenen Arbeitsplätze möchte Biber nach eigenen Angaben „in ein langfristiges Konzept mit einbeziehen.“

Eine größere Fabrik für Munitions- und Waffenherstellung würden wir nicht unterstützen
Katharina Gebauer, Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion

Thomas Bodenmüller aus dem Vorstand der Firma Diehl Defence indes hatte betont, dass diese „Schutzradien“ unverändert blieben – die schon jetzt das in Rede stehende Areal fast komplett abdecken. Eine räumliche Ausdehnung sei nicht vorgesehen, werde von den zuständigen Behörden gar nicht genehmigt.

Er machte zudem deutlich, dass DynITEC und DynaEnergetics die bereits erworbenen Grundstück im Zentrum des Geländes „behalten und auch nutzen“ wolle. Das schließt aufgrund der genannten Schutzradien eine anderweitige Nutzung de facto aus. „Die Stadt kann mit dem Grundstück gar nichts anfangen“, sagte Bodenmüller am Dienstag. 

Lediglich ein etwa 66.000 Quadratmeter großes Teilstück unterliege keinen Beschränkungen. Gegenüber der Stadt habe man zudem eingeräumt, ein an die Kronenstraße angrenzendes Grundstück aus dem Grundstückgeschäft auszuklammern.

Nach Bekanntwerden der Pläne hatte sich die CDU-Fraktion hinter den Bürgermeister – ebenfalls CDU-Mitglied – gestellt. „Eine größere Fabrik für Munitions- und Waffenherstellung würden wir nicht unterstützen“, hatte die Fraktionsvorsitzende Katharina Gebauer im Oktober erklärt.

Fraktionen und Stadtverband der Grünen haben sich inzwischen für die Aufstellung eines Bebauungsplans und eine Veränderungssperre ausgesprochen. Langfristig wolle man handlungsfähig bleiben, so Sprecher Thomas Möws. Die Arbeitsplätze sollten über langfristige Mietverträge vorerst erhalten bleiben. Die SPD hat sich auf die Seite der Beschäftigten gestellt und für den Verkauf geworben.

FDP Troisdorf sieht „eine Frage der Verantwortung unserem Land gegenüber“

Entschieden gegen den Grundstückskauf hat sich von Anfang an die FDP im Stadtrat gewandt. „Keine gute Idee“ nennt der Fraktionsvorsitzende Dietmar Scholtes einen möglichen Kauf. Er verweist auf den drohenden Verlust der 300 Arbeitsplätze und Mindereinnahmen bei der Gewerbesteuer. Scholtes sieht weitere finanzielle Risiken: neben dem erwartet hohen Kaufpreis vor allem in der Sanierung.

Und das für ein Areal, das erst in etlichen Jahren zur Verfügung stehen könne, so der Liberale. Dann aber werde Wohnungsbau aufgrund der demographischen Entwicklung nicht mehr benötigt. Angesichts der weltpolitischen Lage sieht die FDP in einem Verkauf an Diehl auch „eine Frage der Verantwortung unserem Land gegenüber“.

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