Traurige DauergästeDiese Tiere warten schon seit Jahren im Tierheim Troisdorf auf ein neues Zuhause

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Hund auf roter Decke.

Der American Bulldog-Staffordshire Terrier-Mix 'Manali' ist fünf Jahre alt und gehört zu den sogenannten Listenhunden. Die mit Auflagen verbundene Haltung scheint viele zu überfordern, dabei ist sie total lieb.

In den Tierheimen kommen immer mehr Tiere an, aber sie können zusehends schwerer vermittelt werden. Das sind die traurigen Dauergäste im Tierheim Troisdorf.

„Die Lage der Tierheime ist ganz schlimm“, sagt Helga Berben, Vorstandsvorsitzende des Tierheims Troisdorf. Die Annahmestellen seien am Rande ihrer Kapazitäten, die Auswirkungen der Corona-Pandemie sollen zum Teil der Grund dafür sein. „Im Lockdown haben sich alle Haustiere angeschafft, und nun haben die meisten wegen der Arbeit keine Zeit mehr dafür.“

Das hat zur Folge, dass etliche Tiere schon seit langer Zeit im Tierheim leben – aus unterschiedlichen Gründen. Eins von ihnen: Manali. Die fünfjährige, 45 Kilogramm schwere American-Bulldog-Staffordshire-Terrier-Mischlingshündin gehört zu den Listenhunden in Nordrhein-Westfalen. Bei der Haltung eines solchen Hundes wird eine höhere Hundesteuer fällig, und man braucht ein polizeiliches Führungszeugnis. Diese Hürden scheinen viele Interessierte abzuschrecken. Dabei sei sie „total lieb mit Menschen“, sagt Mitarbeiterin Kathi Muzur.

Tierheim Troisdorf: Kaninchen mit Zahnproblemen schwer vermittelbar

Ein weiterer Dauerpatient im Troisdorfer Tierheim ist das Kaninchen „Frau Löffel“. Der Löwenkopf-Widder-Mix wird nämlich nur zusammen mit „Schrödi“ vermittelt, der in Zahnbehandlung ist. Das sei ein häufiges Problem, wie Mitarbeiterin Chantal Paus beschreibt. Kaputtgezüchtet, zu kleine Köpfe oder falsche Ernährung machten es den Zähnen schwer, richtig zu wachsen.

Kaninchen

Das Kaninchen 'Frau Löffel' ist schon seit fast einem Jahr im Tierheim Troisdorf.

„Die Kaninchen brauchen immer blättriges, flaches Gemüse. Die Zähne müssen mahlen können“, erklärt Paus. Käufer müssen bei solchen sogenannten Zahnkaninchen mit Folgekosten in Form einer tierärztlichen Operation rechnen. Diese kann etwa 700 Euro kosten.

Das Tierheim Troisdorf hält derzeit etwa 140 Katzen, 43 Hunde, sowie Kaninchen, Kanarienvögel und andere Kleintiere, Helga Berben kennt sie fast alle beim Namen. Ehrenamtler helfen bei der richtigen Gewöhnung an den Menschen. So sucht das Team um Berben auch dauerhaft nach Gassigängern, die den Hunden die nötige Bewegung bringen und Katzenstreichler, die die kleinen Mietzen „streichelfähig“ machen, wie es die Tierheimchefin nennt.

Ehrenamtliche helfen im Tierheim: Mit Hunden Gassi gehen und Katzen zähmen

Bei den Katzen müssen die Freiwilligen viel Geduld und Ruhe mitbringen, wenn sie mit ihnen warm werden wollen. Mit Leberwurst werden sie unter anderem zahm gemacht. Für die besonders Ängstlichen und Scheuen gibt es das sogenannte Mandthaus, in dem mehr Platz und Ruhe ist. Ein Schuppen und ein gemütlich eingerichtetes Außengelände schafft genügend Abstand.

Katze auf dem Tisch

Das Mandthaus: hier können sich Katzen aufhalten, die scheu sind und den Kontakt zu Menschen nicht kennen.

Viele Decken und Kratzbäume, teilweise selbst gebaut von ehrenamtlichen Handwerkern, machen es den vierbeinigen Bewohnern auch möglich, draußen zu schlafen. Dort verbringen die Ehrenamtler viel Zeit. „Sobald man die Katzen anfasst, werden sie zur Bestie“, beschreibt eine der Ehrenamtlichen. „Aber mich kennen sie schon langsam.“ Oftmals sind es Wildkatzen, die hier landen, die den Kontakt zum Menschen kaum kennen – und die dann auch schwer zu vermitteln sind.

Appell von Tierheimchefin: Vor der Anschaffung intensiv mit Haustier auseinandersetzen

Die freiwilligen Helfer verbringen hier oft Stunden und sprechen mit ihnen oder lassen Musik laufen, um sie so an die Menschen zu gewöhnen. Eine der Katzen aus dem Mandthaus ist Anni. Die scheue Katze ist schon seit sieben Jahren dort zu Hause, war zwischendurch mal an eine Familie vermittelt worden, doch sie musste zurückkommen, da es nicht so recht funktionierte.

Die Gewöhnung an ein neues Umfeld kann bis zu zehn Monate dauern, wie Berben erklärt. Deshalb sollten sich die potenziellen Abnehmer auch immer wieder vor Ort mit der Katze annähern und eine Bindung aufbauen.

Dass Menschen ihre Tiere ins Heim geben, habe unterschiedliche Gründe, sagt Helga Berben: Schwierigkeiten mit der Haltung des Tiere ist nur einer davon. Sie appelliert an angehende Tierbesitzer, sich vorher intensiv mit dem Tier auseinanderzusetzen. Zum Beispiel bei Hunden. „Nach einem Beißvorfall heißt es sofort: Das Tier muss weg. Nein!“ Man könne beispielsweise einen Hundetrainer zur Hilfe holen. Und hätte damit einem Tier die Dauerunterkunft im Heim erspart.

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