Auch der Konsum im öffentlichen Raum wird wohl untersagt. Die entsprechende Verordnung könnte noch in diesem Monat in Kraft treten.
Beratung im StadtratTroisdorf verbietet Verkauf von Lachgas an Minderjährige

Den Verkauf von Lachgas an Minderjährige wird wohl die Stadt Troisdorf in Zukunft verbieten.
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Die Stadt Troisdorf verbietet den Verkauf von Lachgas an Minderjährige. Der Konsum des in den vergangenen Monaten als Modedroge weit verbreiteten Gases soll in der Öffentlichkeit grundsätzlich nicht mehr erlaubt sein. Vor der Sitzung des Stadtrats am Dienstag, 17. Juni, zeichnet sich eine klare Mehrheit für ein solches Verbot ab.
Es muss ausgeschlossen werden, dass Minderjährige sich das in den Kopf hauen
Für Die Fraktion hatte deren Vorsitzender Hans Leopold Müller den Stein ins Rollen gebracht. „Es muss ausgeschlossen werden, dass Minderjährige sich das in den Kopf hauen“, sagte er am Montag zu seinem Antrag. Zumindest sollten die Verkaufsstellen das Mindestalter von 18 Jahren für die Abgabe der Kartuschen beachten. „Mehr ist ja kommunalrechtlich nicht drin.“
In der Tat steht Distickstoffmonoxid, so die chemisch korrekte Bezeichnung, bundesweit noch nicht auf der Liste verbotener Substanzen. Während in Großbritannien der Besitz des als Droge eingestuften Gases verboten ist und auch die Niederlande Besitz und Verkauf untersagt haben, wird das in Deutschland bislang noch geprüft. Dabei, so der Beigeordnete Horst Wende in der Vorlage zur Ratssitzung, warne die EU allgemein vor der Nutzung von Lachgas.

In der Öffentlichkeit, zum Beispiel in der Fußgängerzone, soll der Konsum von Lachgas grundsätzlich untersagt werden.
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Was bisher auf kommunaler Ebene unternommen worden sei, Aufklärung und gezielte Ansprache, reichten nicht aus, um dem Missbrauch zu begegnen. Der Erlass einer ordnungsbehördlichen Verordnung soll dem einen Riegel vorschieben. Nach einem entsprechenden Ratsbeschluss könne sie „auf jeden Fall noch in diesem Monat“ in Kraft treten, sagte Wende.
Troisdorf will auch Konsum in der Öffentlichkeit untersagen
„Das unterstützen wir“, erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Harald Schliekert. Vorrangig unterstütze die SPD den Antrag „wegen der gesundheitlichen Bedenken, die man überall nachlesen kann“. In der Tat weisen Mediziner schon länger darauf hin, dass schon der kurzfristige Konsum zu Schwindel, Ohnmacht und Orientierungsverlust führen kann. Längerfristige Schäden können das Rückenmark und das Nervensystem treffen.

Kontrollen durch Testkäufe stellte der Beigeordnete Horst Wende in Aussicht.
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Aber auch hinter einem Verbot des Konsums im öffentlichen Raum stehe die SPD, sagte Schliekert: Häufig verhielten sich Konsumenten im kurzen Rausch auffällig, hat die Verwaltung festgestellt. Ausfallerscheinungen, lautes Grölen und Belästigungen oder öffentliches Urinieren hätten Mitarbeitende im Ordnungsdienst schon beobachtet, heißt es in der Vorlage.
Man müsse Kinder und Jugendliche davor schützen, „sich damit zu benebeln“, kündigte Dietmar Scholtes (FDP) ebenfalls Zustimmung an. Es gelte zu verhindern, dass sie abhängig und unter Umständen auch für andere Rauschmittel empfänglich würden. Sie sehe die Gefahr, dass es immer neue Drogen geben, ergänzte Kerstin Schnitzker-Scholtes, die ebenfalls für die FDP im Stadtrat sitzt.
Gemeinderat Eitorf berät Ende Juni über ähnliche Verordnung
Es werde eine „Realitätsferne“ gefördert, so die Liberale. Eine Möglichkeit, sich „abzuschießen“, statt den jungen Menschen zu zeigen, „dass man die Realität durchaus bewältigen kann, auch wenn sie beängstigend ist“. Der Tatsache, dass Menschen mit immer neuen Rauschmitteln Geschäfte machten, dürfe man keinen Vorschub leisten, so die Liberale: „Ich rauche selbst, würde aber ein Werbeverbot dafür durchaus begrüßen.“
Volle Unterstützung seiner Fraktion stellte Grünen-Sprecher Thomas Möws in Aussicht. „Es macht Sinn, frühzeitig zu reagieren“, in anderen Kommunen, zum Beispiel in Dortmund, seien entsprechende Regelungen schon seit einigen Monaten in Kraft. In Eitorf wird der Gemeinderat in seiner Sitzung am 30. Juni eine vergleichbare Verordnung beraten. „Das ist voll in unserem Sinn“, erklärte auch Friedhelm Herrmann, der Vorsitzende der CDU-Fraktion. Lachgas sollte gerade für junge Menschen nicht überall zur Verfügung stehen oder sich auf öffentlichen Plätzen verbreiten.
Wir haben wahrgenommen, dass die Behälter in der Gegend herumliegen. Der Konsum ist da
„Wir haben wahrgenommen, dass die Behälter in der Gegend herumliegen“, sagte Herrmann. „Der Konsum ist da.“ Mit einer Verordnung sei nun das getan, was auf kommunaler Ebene machbar sei. Zugleich würde er sich wünschen, dass es auch überregional geregelt werde.
Die genaue Zahl der Verkaufsstellen von Lachgas in Troisdorf kenne man im Rathaus nicht, erklärte der Beigeordnete Horst Wende. „Das gibt es an jedem Kiosk.“ Genau das sei das Problem: „Selbst Tabak und Alkohol sind mehr reglementiert.“ Um ein Verbot der Abgabe an Minderjährige zu kontrollieren, werde die Stadt als Ordnungsbehörde Testkäufe vornehmen lassen.
Schon seit geraumer Zeit seien – in enger Absprache mit deren Eltern – immer wieder Minderjährige im Auftrag der Stadt als „Kunden“ für Alkohol oder Zigaretten aufgetreten. „So werden wir das mit dem Lachgas auch machen“, kündigte Horst Wende an. Die Beschäftigten im Ordnungsdienst würden „mit dem entsprechenden Fingerspitzengefühl“ vorgehen. Wer aber mehrfach gegen die Auflagen verstoße, „wird sicher nicht nur ein freundliches Gespräch kriegen“.