Das Troisdorfer Bündnis Demokratie überparteilich (Tadü) hatte zu der Demonstration aufgerufen. 50 Personen waren angemeldet, rund 100 kamen.
Laute Sprechchöre und bunte FahnenRund 100 Menschen demonstrieren in Troisdorf gegen AfD-Stand

Ein großes Transparent mit der Aufschrift „Troisdorf ist/bleibt bunt“ und dem Hashtag „Nie wieder ist jetzt“ dominiert die Gruppe der Demonstrierenden.
Copyright: Anica Tischler
Zuerst sind es vereinzelte Rufe Demonstrierender, die über den Wilhelm-Hamacher-Platz schallen. Schließlich ist es aber ein Chor aus Menschen, die sich versammelt haben, um gegen einen AfD-Stand der Landtagsfraktion zu demonstrieren.
Es sind Sprechgesänge, die man auch von den bundesweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus aus den Jahresanfängen 2024 und 2025 kennt. „Ohne Faschos wär’s hier wirklich schön“, singen die Teilnehmenden der Antifa laut. Auch die Rufe „Ganz Troisdorf hasst die AfD“ schallen von den rund 100 Demonstrierenden in die Fußgängerzone.
100 Personen bei Demo gegen AfD-Stand in Troisdorf
„Wir wollen hier ein Zeichen für Vielfalt setzen“, sagt Versammlungsleiter Christian Oschem. Er ist im Vorstand des Troisdorfer Aktionsbündnisses Demokratie überparteilich, kurz Tadü, das zu der Demonstration aufgerufen hatte, und zeigt sich zufrieden mit der Teilnehmendenzahl.
50 Personen waren angemeldet, gut 100 sind dem Aufruf gefolgt, so die Schätzung der Einsatzleitung der Polizeikräfte vor Ort. Darunter nicht nur Mitglieder des Bündnisses Tadü, sondern auch die Antifa, junge Parteiverbände von Grünen, Linken und SPD sowie Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker aus Troisdorf – und ein ehemaliges Ratsmitglied der CDU Troisdorf, wie Oschem beobachtet.

Das Troisdorfer Bündnis Demokratie überparteilich (TADü) hat zu einer Gegendemonstration gegen einen Infostand der AfD-Landtagsfraktion in der Troisdorfer Innenstadt aufgerufen.
Copyright: Anica Tischler
Den Demonstrierenden gegenüber steht die AfD-Landtagsfraktion mit einem Wagen und Stehtischen, an denen sich einzelne Grüppchen zusammengefunden haben, insgesamt rund 20 Menschen. Ein Weihnachtsmann in Blau läuft umher und lädt Passantinnen und Passanten lautstark zu Glühwein und Gebäck ein.
AfD-Weihnachtsmann lädt Passanten zu Gebäck und Glühwein ein
Einen konkreten Anlass, dafür, dass die AfD-Landtagsfraktion an diesem Montag, zwei Tage vor Heiligabend, ihren Stand in der Troisdorfer Innenstadt aufgebaut habe, gebe es nicht. „Man kann das als Weihnachtsaktion sehen, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen“, sagt der Verantwortliche von der AfD, der nicht mit Namen genannt werden möchte.

Am Stand der AfD-Landtagsfraktion versammelten sich rund 20 Menschen. Ein blauer Weihnachtsmann lud Passanten zu Glühwein und Keksen ein.
Copyright: Anica Tischler
Von den Demonstrierenden auf der anderen Seite des Platzes ertönt wieder Gesang: „Scheiß AfD“ singen sie in Anlehnung an den Chor, der auch beim Sommerinterview mit AfD-Parteichefin Alice Weidel laut zu hören war. Gleich darauf ertönt vonseiten der Antifa-Teilnehmenden der Sprechchor: „Siamo tutti antifascisti“ (Wir sind alle antifaschistisch).
Die rund 100 Menschen halten Schilder und Fahnen mit Slogans in die Höhe, auf denen unter anderem zu lesen ist: „Zu rechts, um recht zu haben“, „Hass ist keine Meinung“, „Die AfD lügt“ und „Gegen Nazis“. In der Mitte der Gruppe prangt ein großes Transparent mit der Aufschrift „Troisdorf ist/bleibt bunt“.

Zahlreiche Schilder und Plakate der Demonstrierenden sprechen sich gegen die Politik der AfD und für Vielfalt und Demokratie aus.
Copyright: Anica Tischler
Auch eine Troisdorferin steht mit ihrer fünfjährigen Tochter in der Menge. „Es geht einfach darum, die Demokratie zu verteidigen“, sagt die Mutter, die anonym bleiben möchte. „Gerade, wenn man nun in die USA blickt, sieht, welche Kräfte da am Werk sind, hat man manchmal das Gefühl, machtlos zu sein. Aber ich will zeigen, wie wichtig es ist, sich für die Demokratie und für Vielfalt einzusetzen und gegen Hass.“ Sie wolle das auch ihrer Tochter vorleben und rede regelmäßig mit ihr darüber, sie sei sehr aufmerksam und frage viel. „Sie bemerkt es ja auch in ihrer Kita schon, wenn Kinder von einer ausgrenzenden Politik betroffen sind.“
„Wer die AfD wählt, entscheidet sich bewusst für eine rechtsextreme Partei“, sagt Christian Oschem ins Megafon und in Richtung des AfD-Standes. „Das ist kein Vorwurf, sondern ein Fakt.“ Später ergänzt Andreas Oeldemann, ebenfalls vom Bündnis Tadü, in seiner Rede: „Man muss gegen die Faschisten kämpfen, bis sie aus unseren Parlamenten verschwunden sind. Letztlich ist die AfD gesichert rechtsextrem, und es ist gut, dass der Verfassungsschutz sie überprüft.“
Vereinzelt erschallen Gegenrufe vonseiten des AfD-Standes. Kurz bildet sich ein Chor von wenigen Leuten, die den Demonstrierenden wiederholt „AfD, AfD“ entgegenrufen. Der wird jedoch schnell von den Demonstrierenden übertönt: „Wenn ihr lauter wärt, könnte man euch auch hören“, rufen sie.
Trotz der vereinzelten Gegenrufe und einer Einzelperson, die vom AfD-Stand immer mal wieder in Richtung der Demonstrierenden läuft und diese zu provozieren versucht, bleibt die gesamte Veranstaltung jedoch friedlich. „Und anders wollen wir es auch nicht“, betont Christian Oschem.
Das Troisdorfer Bündnis Demokratie überparteilich (Tadü) ist, wie der Name schon betont, überparteilich. Es wurde nach dem rechtsextremistischen Potsdamer Treffen 2023 gegründet. Als Antwort darauf und als Kritik an dem dort besprochenen Plan, massenhaft unerwünschte Menschen, vornehmlich Ausländer und Asylbewerber, aus Deutschland zu verdrängen, gab es auch in Troisdorf eine große Demonstration, „damals organisiert von den Ratsfraktionen“, erklärt Christian Oschem. Das sei dann an die Bürgerinnen und Bürger abgegeben worden, und so habe sich das Bündnis gegründet. „Wir sind nicht direkt gegen etwas, sondern für die Demokratie und ihre Verteidigung“, betont Oschem. „Wir wollen alle demokratischen Kräfte dabei haben und vernetzen uns auch mit anderen Organisationen und Initiativen.“ (at)

