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Busfahrer für einen TagMit 16 Gängen über der Straße schweben

Lesezeit 3 Minuten
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Für dieses Jahr sucht Wupsi etwa 20 Busfahrer.

LeverkusenDer Fachkräftemangel hat auch das Leverkusener Busunternehmen Wupsi erreicht. Seit 2018 müssen immer mehr Maßnahmen ergriffen werden, um den steigenden Bedarf an Fahrern zu decken. Für dieses Jahr werden noch etwa 20 Fahrer gesucht. Unser Praktikant Maximilian Dreger konnte auf einer Pressekonferenz zu dem Thema testen, wie es ist, einen Bus zu steuern.

Ich bin nervös, ich stehe kurz davor einen Bus zu fahren. Er ist größer als alles, was ich jemals gefahren bin. Während des Zivildienstes durfte ich einen Ford Transit in Langversion fahren, der ist allerdings immer noch eine kleine Hausnummer gegenüber diesem Fahrzeug.

Meine vorangegangenen Erfahrungen mit exotischen Gefährten, wie etwa einem Gabelstapler, verliefen leidlich erfolgreich, aber ohne Sachschaden – so soll es bleiben. Zum Glück aller Beteiligten fahre ich nicht alleine. Martin Mainczyk von der Fahrschule Westermann ist mit dabei.

Die Dimensionen sind gewöhnungsbedürftig

Der Sitzplatz ist dort, wo die Stoßstange aufhört, wie bei einem Bus eben üblich. Gefühlt sitze ich viel zu weit vorne, zu weit oben und fühle mich eher als Fernbediener eines Apparates, denn als integrierter Bestandteil einer Maschine. Das Lenkrad ist etwa doppelt so groß, wie bei einem Pkw. Als hätten sich die Erbauer gedacht, dass ein großes Gefährt mit kleinem Lenkrad seltsam aussähe.

Die wirklichen Gründe liegen wahrscheinlich näher an Lenkkräften und Fahrkomfort für die Mitreisenden. Davon gibt es heute glücklicherweise keine. Bevor es losgeht, muss die Parkbremse gelöst werden, dafür lege ich einen Hebel um, danach lege ich den Vorwärtsgang über einen Knopf ein. Der Bus hat 16 Gänge und schaltet automatisch, das macht es mir einfach.

Die Übersicht zu behalten fordert volle Konzentration

Mit dem vorderen Teil des Buses soll ich über den Bordstein schwenken, dabei den inneren Spiegel begutachten, die Geschwindigkeit kontrollieren und im besten Fall noch Fahrplanauskünfte geben und Tickets verkaufen. Mit den Tickets und Fahrplanauskünften foppt mich Fahrlehrer Martin Mainczyk ein wenig, er sieht meine konzentrierte Arbeit am Volant. Den richtigen Einlenkpunkt zu finden ist nicht einfach, da der Fahrerplatz zwei Meter vor der lenkenden Achse sitzt. Geräumige Spiegel helfen mir den Überblick zu behalten.

Ein Spiegel zeigt mir den Bereich direkt vor dem Fahrzeug, der schwebt gerade über den Bordstein und ich gehe aufgrund meiner Erfahrungen davon aus, dass es gleich ein kratzendes Geräusch geben muss und der Vorderreifen über den Bordstein humpelt. Nichts dergleichen passiert. Ich soll mich bloß nicht nach vorne orientieren, sondern in den Innenspiegel schauen, ob der Bus hinten um die Kurve kommt. Prost Mahlzeit, das gelingt recht gut, mir darf nur niemand vor den Bus laufen und bitte; während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen.

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Nach dem ersten Nadelöhr auf dem Wupsi-Gelände darf ich hinter dem Gebäude einmal durchbeschleunigen. Der leere Bus gleitet schnell voran, Rückmeldung vom Fahrwerk oder der Lenkung? Fehlanzeige. Hier bewegt sich eine Volumeneinheit und kein Sportwagen. Mein Respekt für die leichtfüßige Art, in der tausende Busfahrer täglich Pendler sicher von A nach B bringen ist deutlich gestiegen. Wahrscheinlich alles eine Sache der Übung.