Schlussstein des Berlin-Ausgleichs

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KÖNIGSWINTER. „Das ist eine Einrichtung, die nicht nur Königswinter, sondern den Rhein-Sieg-Kreis und die ganze Region bereichert.“ Landrat Frithjof Kühn ist vom Erfolg des Projekts überzeugt, für das es „in Deutschland kein Vorbild gibt“, wie Hans-Joachim Gardyan betont. Die Rede ist vom „Kreativhaus“ der Jugenddorf-Christophorusschule (CJD), das mit 1,625 Millionen Euro aus dem Bonn-Berlin-Ausgleichstopf gefördert und noch in diesem Jahr in Angriff genommen wird. Jugenddorf-Leiter Gardyan und Landrat Kühn stellten das Neubau-Projekt gestern zusammen mit Bürgermeister Peter Wirtz offiziell vor.

Wie die Rundschau berichtete, war letzte Woche bei Gesprächen mit dem für den Berlinausgleich zuständigen Bundesbauministerium eine Einigung über die Verteilung noch vorhandener Gelder aus dem Ausgleichstopf gefunden worden. Demnach fließen 1,625 Millionen Euro ins CJD-Kreativhaus, das laut Kühn „die Qualität der Ausbildung in der Region ganz wesentlich verbessern“ wird. Der Zuschuss macht 75 Prozent der Kosten aus, die verbleidenden 25 Prozent teilen sich die Stadt Königswinter (sie stellt das Grundstück im Wert von 216 000 Euro zur Verfügung) und die CJD-Schule (sie nimmt ein Darlehen in Höhe von 325 000 Euro auf).

„Ich weiß nicht, was da passiert“, umschrieb Gardyan die Tatsache, das die Ergebnisse kreativer Prozesse naturgemäß offen sind. Schüler aus der ganzen Region sollen in dem Neubau Spielraum für alle denkbaren Ansätze von Kreativität bekommen, und zwar sowohl in technischen wie in musischen Fächern, die wiederum vernetzt werden. Es gehe darum „Ideen umzusetzen in einer Architektur, die das ermöglicht“, sagte der CJD-Chef.

Nach den Plänen des Königswinterer Architekten Karl-Heinz Görres wird der zweigeschossige Neubau an die Sporthalle gesetzt. Vorgesehen sind Werkstatt- und Maschinenraum, EDV-Raum, Musikraum mit Ton- und Videostudio, Ausstellungsräume sowie eine Wetter / Astronomiestation und ein lichtdurchfluteter Zeichenraum. Die Offenheit des Kreativhauses für alle wird auch architektonisch deutlich: durch die Ausrichtung zur Stadt und nicht zur Schule hin. Görres betonte zudem, es gehe „nicht darum zu protzen, sondern wirtschaftlich mit Geld umzugehen“.

Das Kreativhaus ist bewusst an die CJD-Schule angebunden, weil sie inzwischen jahrelange Erfahrung mit der Hochbegabtenförderung hat. „Als Einrichtung mit weit über 100 hochbegabten Kindern und Jugendlichen ist ein kreatives Potenzial vorhanden, das im Kreativhaus angemessene Förderbedingungen vorfinden wird“, heißt es in der Projektbeschreibung. Gleichzeitig würden an der Schule „unter einem Dach und in gleicher Dringlichkeit“ Gymnasiasten, Realschüler und Hochbegabte durch die verschiedensten Ansätze gefördert. Gardyan bringt das so auf den Punkt: „Das Kreativhaus kommt allen Schülern zugute.“

Und es soll vernetzt werden. Nicht nur mit anderen Schulen, sondern etwa auch mit der Uni Bonn, Forschungseinrichtungen wie dem Fraunhofer- Institut oder dem Deutschen Zentrum für Raumfahrt (DLR) in Köln sowie mit Künstlern und Volkshochschulen. Aber auch Kontakt zu Stiftungen und Sponsoren hat das Jugenddorf aufgenommen.

Dass der Bund das Kreativhaus aus dem Bonn-Berlin-Topf fördert, wird mit dem Stichwort Qualifizierung begründet: Der Raum Bonn / Rhein-Sieg brauche als „Wissenschaftsstandort“ und „Region mit zukunftsorientierter Wirtschaftsstruktur“ gut qualifizierte Nachwuchskräfte und gut ausgebildetes Personal. Das sei für die regionale Entwicklung „der wichtigste Standortfaktor“. Beim Bundesbauministerium war man laut Gardyan von dem Projekt begeistert. Es sei dort als „Schlussstein für das gesamte Bonn-Berlin-Ausgleichsprojekt“ bezeichnet worden.

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