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0:2 in Leverkusen1. FC Köln verliert auch das zweite Derby - FC-Ultras verlassen vor Anpfiff die BayArena

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Martin Terrier bejubelt sein Traumtor zur Leverkusener Führung.

Der 1. FC Köln hat auch das zweite Derby in dieser Saison verloren. Die Mannschaft von Trainer Lukas Kwasniok unterlag bei Bayer 04 Leverkusen mit 0:2 und hat nach dem fünften sieglosen Spiel in Folge nur noch fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze.

Der Topspielfluch des 1. FC Köln geht weiter. Der Aufsteiger verlor das Rheinduell bei Bayer 04 Leverkusen verdient mit 0:2 (0:0) und musste sich damit auch im fünften Samstagabendspiel der laufenden Bundesliga-Saison geschlagen geben. Durch das fünfte sieglose Spiel in Folge verringerte sich der einst komfortable Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz auf nur noch fünf Punkte. „Wir waren von der ersten bis zur letzten Minute unterlegen. Es gab ein paar Aktionen, in denen wir das Spiel in unsere Richtung hätten bringen können. In Summe geht die Niederlage aber absolut Ordnung“, meinte Lukas Kwasniok, dessen Team auch schon das Derby in Mönchengladbach verloren hatte.

Die Rotationsmaschine des FC-Trainers stand diesmal zunächst still. Zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt bot Kwasniok in zwei aufeinanderfolgenden Spielen die gleiche Startelf auf. Damit vertraute er exakt jenem Team, das in der Vorwoche mit dem 1:1 gegen den FC St. Pauli einen wichtigen Schritt in Richtung einer sorgenfreien Saison verpasst hatte. Nur im Kader gab es eine Änderung: Für Jusuf Gazibegovic war der 18-jährige Cenny Neumann erstmals dabei.

Ultras des 1. FC Köln verlassen vor Anpfiff das Stadion

Bei der Werkself kehrte Kasper Hjulmand an die Seitenlinie zurück. Der Däne hatte beim 2:2 unter der Woche gegen Newcastle United aus persönlichen Gründen gefehlt. Hjulmand musste seine Mannschaft auf zwei Positionen umbauen: Patrik Schick (Wunde am Sprunggelenk) und Alejandro Grimaldo (muskuläre Probleme) fielen aus, für sie begannen Jonas Hofmann und Christian Kofane.

Kurz vor dem Anpfiff erreichte die Gäste eine Hiobsbotschaft. Der FC musste auf die Unterstützung seiner rund 500 Mann starken aktiven Fanszene verzichten. „Unser Sachstand ist, dass Kontrollen dieses Mal sehr intensiv und aus Sicht der Fans nicht angemessen waren“, teilte der FC zur Begründung mit. Nach Angaben von Bayer 04 hätten „unabhängig vom Spiel stattgefundene, polizeiliche Maßnahmen“ zum Abgang der Kölner Ultras geführt. Die Einlasskontrollen im Gästebereich selbst seien „ruhig und ohne Zwischenfälle“ verlaufen.

Die Kölner begannen tief stehend und überließen Bayer 04 den Ball. Ein Kabinettstück von Malik Tilman ebnete den Gastgebern nach neun Minuten den Weg zur ersten Großchance. Der US-Nationalspieler hebelte die FC-Defensive mit einem Hackentrick aus, der Kofane aus spitzem Winkel vor Marvin Schwäbe auftauchen ließ. Der Schlussmann machte sich im Eins-gegen-eins groß und wehrte zur Ecke ab.

Waldschmidt vergibt zweimal die Führung für den 1. FC Köln

Nach etwa 20 Minuten wurde der Aufsteiger mutiger und verbuchte gleich zwei sehr gute Möglichkeiten. Die erste bereitete Said El Mala vor, der nach einem langen Ball auf der linken Seite Tillman abschüttelte. Die scharfe Hereingabe des Shootingstars bekam der am Fünfmeterraum heran grätschende Luca Waldschmidt nicht richtig unter Kontrolle (21.). Dann brachte Bayer-Keeper Mark Flekken seine Elf mit einem unsauberen Aufbaupass selbst in Bedrängnis. An der folgenden Flanke von Jakub Kaminski griff der Niederländer vorbei, woraufhin Waldschmidt zum Abschluss kam. Den wuchtigen Schuss des früheren Nationalspielers parierte Flekken dann aber stark (28.).

In der Zwischenzeit hatten auch die Leverkusener Ultras ihren Block verlassen – vermutlich aus Solidarität gegenüber ihrem Rivalen. Das Fehlen beider Fanszenen machte sich deutlich bemerkbar – in der eigentlich ausverkauften BayArena ging es für ein Derby ungewohnt ruhig zu. Das Geschehen auf dem Rasen trug auch nicht gerade dazu bei, um den Funken überspringen zu lassen. Vor der Pause gab es nur noch einen Aufreger. Nach einem Eckball von Aleix Garcia kam Robert Andrich aus fünf Metern völlig frei zum Kopfball. Der von Tom Krauß sträflich allein gelassene Nationalspieler brachte allerdings das Kunststück fertig, den Ball am rechten Pfosten vorbeizusetzen (34.).

Lukas Kwasniok wechselt zur zweiten Halbzeit dreimal aus

Zum zweiten Durchgang überraschte Kwasniok mit einem Dreifachwechsel. Denis Huseinbasic, Waldschmidt und der enttäuschende Marius Bülter blieben in der Kabine; Cenk Özkacar, Linton Maina und Ragnar Ache ersetzten das Trio. Nur drei Minuten nach Wiederbeginn hätte Kwasniok seine Überlegungen beinahe verwerfen können. Sebastian Sebulonsen leistete sich im Aufbau an der Mittellinie als letzter Mann einen kapitalen Ballverlust. Tillman steuerte allein auf das Kölner Tor zu, schoss aber überhastet weit drüber. Kurz darauf war Schwäbe aus spitzem Winkel gegen Ibrahim Maza zur Stelle (50.). Das Derby nahm nun deutlich Fahrt auf. Auf der Gegenseite hätte Sebulonsen seinen Fehler fast wieder gutgemacht. Flekken lenkte einen Freistoß-Aufsetzer des Norwegers aus dem Eck (53.). Dann prüfte Maina den Leverkusener Schlussmann mit einem Flachschuss (59.).

Ein Kunsttor brachte die Werkself nach 66 Minuten in Führung. Arthur und Aleix Garcia spielten einen starken Doppelpass, dem Kaminski nicht mehr folgen konnte. Arthurs Flanke aus vollem Lauf bugsierte der eingewechselte Martin Terrier mit der rechten Hacke in hohem Bogen über Schwäbe ins Netz. Sechs Minuten später war das Rheinduell entschieden – wieder einmal war dem Aufsteiger ein Defensivstandard um die Ohren geflogen. Nach einer Ecke von Aleix Garcia schraubte sich Andrich am höchsten und köpfte zum 2:0 ein. Der eingewechselte Sarco verpasste nach einem Konter sogar noch das 3:0 (79.). „Es war kein leichtes Spiel für uns. Wir hatten zu Beginn Probleme, Torchancen herauszuspielen. In der Halbzeit haben wir sehr viel gelernt. Ich bin glücklich und stolz, drei Punkte im Derby sind wichtig für uns“, freute sich Kasper Hjulmand nach dem Erfolg über den Rivalen. 

Bei den Kölnern herrschte dagegen Tristesse. „Wir waren heute in vielen Bereichen unterlegen und haben in der ersten Halbzeit ein schlechtes Spiel gemacht. Die zweite Halbzeit war auch nicht viel besser“, resümierte Jan Thielmann. Marvin Schwäbe pflichtete ihm bei: „Leverkusen hat uns vor extreme Herausforderungen gestellt. Wir haben gut verteidigt, mit Ball aber keine Lösungen gefunden“, meinte der Torwart.

Bayer Leverkusen: Flekken; Quansah, Andrich, Tapsoba; Poku (62. Tella), Maza, García (76. Badé), Arthur; Hofmann (62. Terrier), Tillman (86. Belocian); Kofane (76. Sarco). – 1. FC Köln: Schwäbe; Sebulonsen, Martel (80. Johannesson), van den Berg; Thielmann, Huseinbasic (46. Özkacar), Krauß, Kaminski; Waldschmidt (46. Maina), El Mala (73. Lund); Bülter (46. Ache). – SR.: Osmers (Hannover). – Zuschauer: 30.210 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Terrier (66.), 2:0 Andrich (72.). – Gelbe Karten: Arthur, Quansah; Martel.