„Sieg, Sieg, Sieg“1. FC Köln gelingt Befreiungsschlag gegen Eintracht Frankfurt

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Faride Alidou, Max Fimkgräfe (1. FC Köln)

FC-Torschütze Faride Alidou (l.) und der stark aufspielende Youngster Max Fimkgräfe.

Der 2:0-Heimsieg gegen den Tabellensechsten  der Fußball-Bundesliga rundete für den FC einen perfekten Spieltag ab. Die Kölner Fans mussten  lange auf den dritten Saisonsieg warten.

„Sieg, Sieg, Sieg“, ertönte es aus der Südkurve. Die Fans des 1. FC Köln hatten lange auf diesen Moment warten müssen und feierten ihre Mannschaft nach dem ersehnten Befreiungsschlag vor dem Auftakt des Straßenkarnevals minutenlang mit Sprechchören und kölschem Liedgut. Mit einem hochverdienten 2:0 (0:0)-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt verschaffte sich der Fußball-Bundesligist etwas Luft im Abstiegskampf. Faride Alidou und Jan Thielmann sorgten mit ihren Treffern nach einem leidenschaftlichen Auftritt des Teams von Trainer Timo Schultz für den erst dritten Saisonsieg. Den Geißböcken gelangen dabei am 20. Spieltag nach dem 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach erst zum zweiten Mal in dieser Saison mehr als zwei Treffer.

„Für uns ist essenziell wichtig, zu null zu spielen. Das hat die Mannschaft heute sehr gut gemacht. Wir haben nur zwei Großchancen zugelassen, ansonsten haben wir es stabil verteidigt. Zu null zu spielen wird die Basis für die ganze Rückrunde sein“, erklärte Timo Schultz nach seinem ersten Bundesliga-Sieg als Trainer. Kapitän Florian Kainz war hörbar erleichtert: „Wir haben ein sehr leidenschaftliches Spiel gezeigt. Sehr einsatzfreudig und alles reingehauen. Gott sei Dank haben wir uns diesmal belohnt. Wir sind sehr froh über die drei Punkte. Der Sieg tut uns richtig gut.“

FC-Coach Schultz hatte die gleiche Startelf wie eine Woche zuvor beim 1:1 in Wolfsburg nominiert. Keine Veränderung gab es in dieser Saison bei den Kölnern zuvor unter Steffen Baumgart nur zweimal. Der neue FC-Trainer hatte aber auch keine große Veranlassung, sein Personal zu wechseln. Einzig Dejan Ljubicic stand nach seinem enttäuschenden Auftritt in Wolfsburg etwas auf der Kippe.

Perfekter Spieltag und ein Feuerwerk in der Südkurve

Der 20. Spieltag hatte optimal für die Kölner begonnen. Die direkte Konkurrenz aus Darmstadt (0:2 gegen Leverkusen) und Mainz (0:1 gegen Bremen) blieb ohne Punkte und damit hinter den Kölnern. Rang 16 war dem FC also weiter sicher. Zudem gab es die Option vier Punkte zwischen sich und den ersten Abstiegsplatz zu legen und sich bis auf zwei Zählern Union Berlin zu nähern.

Die Partie begann im Gegensatz zu den ersten drei Partien in diesem Jahr nicht mit einem Stimmungs-Boykott der Fans gegen die Investoren-Pläne der Deutschen Fußball Liga (DFL), sondern mit einem Feuerwerk auf der Kölner Südkurve. Der FC nahm die Stimmung auf und kam nach 50 Sekunden zur ersten Chance. Jan Thielmann schoss aus acht Meter Eintracht-Keeper Kevin Trapp an, hatte zuvor aber wohl knapp im Abseits gestanden.

FC verteidigt leidenschaftlich und zweikampfstark

Die Geißböcke waren griffig, eroberten Bälle und waren mit dem Spielgerät in einem flexiblen 4:2:2:2 auch passsicher. Daraus ergab sich die erste Großchance. Rechtsverteidiger Benno Schmitz schickte Faride Alidou die Außenline entlang. Der Wolfsburg-Torschütze drang in den Strafraum rein und brachte den Ball irgendwie zu Ljubicic. Der Österreicher versuchte es aus sechs Metern volley, traf den Ball aber nur mit dem rechten Schienbein, sodass der Schuss weit übers Tor ging (5.).

Die Hausherren blieben im Müngersdorfer Dauerregen gegen abwartende Frankfurter am Drücker und zweikampfstark. Die nächste Großchance bereitete Max Finkgräfe über links vor. Der 19-Jährige setzte Thielmann mit einem feinen Vertikalball in Szene. Der FC-Stürmer lief von links allein auf Trapp zu und visierte das lange Eck an. Der Nationaltorwart brachte aber noch seine linke Hand an den Ball und lenkte ihn zur Ecke. Sonst hätte es verdient 1:0 für die Kölner gestanden (14.).

Ellyes Skhiri bleibt unsichtbarVon Tabellensechsten war bis auf einen geblockten Versuch des ansonsten unsichtbaren Ex-Kölners Ellyes Skhiri wenig zu sehen (20.). Dann stockte den FC-Fans aber der Atem. Mario Götze schlug eine Ecke auf den Kopf des einlaufenden Robin Koch, der den Ball aus fünf Metern neben den rechten Pfosten platzierte. Das hätte ein Tor sein müssen (28.). Koch durfte sich zu Recht mächtig ärgern.

Dann waren wieder die Kölner an der Reihe, die das Zentrum gut besetzt hatten und viel und flexibel unterwegs waren. Finkgräfe dribbelte sich mutig durch die Mitte und fand Ljubicic, der aus 16 Metern etwas zu hoch  zielte (39.). Der 26-Jährige, der mit Alidou immer wieder die Seiten wechselte, war gegenüber Wolfsburg nicht wiederzuerkennen und voll im Spiel. Es fehlte ihm nur etwas Zielwasser, wie bei seinem nächsten Versuch aus 20 Metern, der haarscharf links am Pfosten vorbeistreifte (45.). Dazwischen musste auch Marvin Schwäbe mal sein Können zeigen. Bei Skhiris Direktabnahme stand der FC-Torhüter genau richtig (40.). Das 0:0 zur Pause schmeichelte den Gästen trotzdem mehr.

Faride Alidou als entscheidender Spieler

Die zweite Hälfte begann mit Schokotalern, die die Kölner Fans aus der Südkurve in den Frankfurter Strafraum warfen. Der Protest gegen die DFL war also nur zeitlich verschoben worden. Die Eintracht legte nach einer fünfminütigen Unterbrechung ihre Zurückhaltung ab, spielte sauberer und setzte sich erst einmal am Kölner Strafraum fest. Fast hätte der eingewechselte Fares Chaibi Marvin Schwäbe mit einem raffinierten Freistoß aufs rechte obere Eck überrascht. Die Kölner Nummer eins roch den Braten aber und lenkte den Ball in höchster Not über seinen Kasten (52.).

Zweimal Gelb-Rot für die Eintracht

Der FC brauchte eine Weile, fing sich dann aber wieder. Thielmann flankte so scharf von links, dass Niels Nkounkou alles einsetzen musste, um Alidou am 1:0 zu hindern (62.). Das Spiel war wieder ausgeglichen und steuerte auf seine vorentscheidenden Minuten mit Hauptdarsteller Alidou zu. Erst eroberte die Eintracht-Leihgabe an der Torausline geschickt einen Ball von Nkounkou, der sich dann nur mit einem plumpen Foul zu helfen wusste und dafür mit Gelb-Rot bestraft wurde (66.). Nach dem fälligen Freistoß von Florian Kainz war Alidou dann am Fünfer zur Stelle, um einen von Eric Martel aufgelegten Ljubicic-Schuss zur Kölner Führung abzufälschen. Das Rheinergiestadion stand kopf (67.) und Alidou war nach seinem zweiten Tor im zweiten Spiel in Serie vom Außenseiter zum gefeierten Helden geworden.

Die Geißböcke lagen vorne, spielten in Überzahl, bewahrten die Ruhe und legten nach. Der starke Ljubicic fing einen gruseligen Pass von Hrvoje Smolcic ab und nahm im Umschaltspiel Jan Thielmann mit. Der 21-Jährige behielt die Nerven und erlöste den FC, seine Fans und sich selbst mit einem strammen Abschluss zum 2:0 und seinem ersten Saisontor (80.). „Das ist eine Szene, in der ein Stürmer nicht mehr nachdenkt. Mehr als vorbeigehen konnte er nicht. Außerdem habe ich ihn lieber auf dem rechten als auf dem linken Fuß“, schmunzelte der Torschütze.

Ich bin nicht hier, um Karneval zu feiern. Ich bin hier, um mit der Mannschaft zu trainieren.
Timo Schultz, Cheftrainer 1. FC Köln

Frankfurt dezimierte sich dann noch weiter. Tuta sah nach einem Ellbogencheck gegen Jeff Chabot ebenfalls völlig zu Recht Gelb-Rot (83.). Der eingewechselte Linton Maina hätte noch erhöhen können (90.+3), was aber keine Rolle mehr spielte. Denn der erste FC-Sieg unter Timo Schultz und der erste Bundesligasieg überhaupt für den Kölner Trainer war längst eingetütet. „Hoffentlich war das der Start einer Serie. Wir wollen auf der kleinen Welle weitersurfen und legen vielleicht einen traumhaften Karneval hin“, sagte Jan Thielmann.

Mehr als ein erstes zartes Pflänzchen ist dieser Sieg aber nicht. „Ab Montag gilt unsere ganze Aufmerksamkeit dem Spiel am Sonntag in Hoffenheim“, erklärte Timo Schultz, nachdem er der Mannschaft am Sonntag freigegeben hatte. Dann wurde er ernst: „Ich bin nicht hier, um Karneval zu feiern. Ich bin hier, um mit der Mannschaft zu trainieren und am Sonntag das nächste Spiel erfolgreich zu gestalten. Die Spieler können heute gerne rausgehen und den Sieg feiern, aber am Montag treffen wir uns wieder zum Training“, machte der 46-Jährige vor der FC-Sitzung am Dienstag und dem Straßenkarneval eine klare Ansage: „Ich gehe davon aus, dass auch die Spieler den Ernst der Lage erkannt haben und sich bewusst sind, hier nicht durch die Woche durchzufeiern, wenn wir am Sonntag ein sehr, sehr wichtiges Auswärtsspiel haben.“


Statistik zum Spiel:

1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz (89. Carstensen), Hübers, Chabot, Finkgräfe (89. Heintz); Martel, Huseinbasic (89. Christensen); Ljubicic, Kainz (79. Maina); Alidou (73. Adamyan), Thielmann. – Frankfurt: Trapp; Tuta, Koch, Smolcic, Nkounkou; Skhiri; Larsson (69. Max), Götze (77. Rode); Ebimbe (46. Chaibi), Knauff (77. Bahoya); Kalajdzic (77. Ekitiké). – SR.: Gerach (Landau). – Zuschauer: 50.000. – Tore: 1:0 Alidou (67.), 2:0 Thielmann (80.). – Gelb-Rot: Nkounkou (66.), Tuta (83.). - Gelbe Karten: Huseinbasic.

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