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1. FC KölnFC-Beirat sorgt mit Wahlempfehlung für Empörung – Vorstand distanziert sich

5 min
Jörn Stobbe (Mitte) mit Ulf Sobek (l.) und Jörg Alvermann.

Jörn Stobbe (Mitte) mit Ulf Sobek (l.) und Jörg Alvermann.

Der Machtkampf um die FC-Führung spitzt sich zu: Nach kurzen Gesprächen mit allen drei Teams spricht sich der Beirat für das Team Stobbe aus - ein beispielloser Vorgang vor der Vorstandswahl am 27. September. Der amtierende Vorstand um Werner Wolf geht auf Distanz

Der Beirat des 1. FC Köln hat mit Blick auf die Vorstandswahl am 27. September Stellung bezogen und mit seiner Empfehlung für das vom Mitgliederrat nominierte Team mit Jörn Stobbe, Jörg Alvermann und Ulf Sobek für Empörung und Unruhe gesorgt. Für das vom 1. FC Köln am Donnerstag versendete Statement sei „allein das Vereinsorgan verantwortlich“, heißt es in der Mitteilung. Ein vorangestellter Zusatz, der klarmacht, dass sich der noch amtierende FC-Vorstand um Präsident Werner Wolf von der Empfehlung des Beirats distanziert und sich dies schriftlich hat bestätigen lassen.

Neutrale Haltung des 1. FC Kölns infrage gestellt

Der 1. FC Köln hatte sich als Verein mit seinen Gremien eigentlich auf die Fahnen geschrieben, in einem möglichen Kampf um die Vorstandsämter keine Partei zu ergreifen. Und zwar schon bevor feststand, dass mit dem Team Stroman und dem Team Adenauer neben dem Team Stobbe des Mitgliederrates zwei weitere Trios zur Wahl antreten dürfen, nachdem sie die nötige Anzahl von knapp 4600 Unterstützter-Unterschriften vorgelegt hatten.

Beirat des 1. FC Köln sorgt für Spannungen

Nachdem der Mitgliederrat sich bei einem eigens anberaumten Stammtisch am 25. August schon über dieses Vorhaben hinweggesetzt hat, um sein eigenes Team im Wahlkampf noch einmal zu pushen, folgte nun der Beirat, in dem neben dem Vorsitzenden Klaus Behrenbeck, Lionel Souque (REWE, FC-Aufsichtsratvorsitzener), Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Michael Mronz, Christian Weingärtner (Ford), Klaus Werner (Telekom) und Alexander Wuerst (Kreissparkasse sitzen. Die Funktion des Beirats lautet satzungsgemäß: „Beratung und Unterstützung des Vorstands“. Von einer Wahlempfehlung durch den Beirat steht nichts in der Satzung, sie wird allerdings auch nicht ausdrücklich untersagt.

„Der Beirat des 1. FC Köln vereint Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben und der Wirtschaft, die als langjährige Unterstützer dem Verein eng verbunden sind, sich für dessen Belange einsetzen und den Vorstand beraten. Angesichts der Bedeutung der anstehenden Vorstandswahlen für die Zukunft des FC hat sich der Beirat intensiv mit den drei bei der Wahl kandidierenden Teams und ihren Programmen auseinandergesetzt“, begründete das Gremium sein Eingreifen und seine direkte Einflussnahme.

Nach einem „direkten Dialog“ mit allen drei Teams am Mittwoch, sprach der Beirat eine nicht einstimmige Empfehlung aus: „Nach eingehender Befassung mit den Programmen aller drei Teams war die deutliche Mehrheit des Beirats davon überzeugt, dass das Team FC, bestehend aus Jörn Stobbe, Ulf Sobek sowie Jörg Alvermann, die besten Voraussetzungen mitbringt, um den 1. FC Köln als Vorstand in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.“

Ungewöhnlicher Wahlkampf beim 1. FC Köln

Es ist nicht das erste Mal, dass der Beirat eine Empfehlung vor einer Mitgliederversammlung ausspricht. Bislang kam diese allerdings einem Abnicken des vom Mitgliederrat vorgeschlagenen Teams gleich. Eine Kampfabstimmung zwischen gleich drei Teams hat es in dieser Form beim 1. FC Köln noch nie gegeben.

Wir freuen uns, dass wir nach der Nominierung durch den Mitgliederrat nun auch den Beirat des 1. FC Köln von unseren Inhalten und Zielen überzeugen konnten. „Wir bedanken uns für das Vertrauen und die intensiven Gespräche. Nun wollen wir bei der Mitgliederversammlung am 27. September auch die Mitglieder überzeugen“, sagte Jörg Alvermann.

Reaktionen und Konflikte der Teams

Während das Team Stroman mit Ex-FC-Spielerin Tugba Tekkal, Unternehmer Wilke Stroman und dem amtierenden Vizepräsidenten Carsten Wettich das Vorgehen des Beirats unkommentiert lassen wollte, schoss das Trio mit Sven Adenauer, Martin Hollweck und Thorsten Kiesewetter zurück: „Wir sind zutiefst irritiert über das Vorgehen des Beirats, weil wir im Vorfeld des Gesprächs am 3. September nicht darüber informiert worden sind, dass am Ende eine öffentliche Wahlempfehlung durch dieses Gremium abgegeben wird“, erklärte Adenauer und prangerte die „erneute Verletzung der immer wieder kommunizierten Neutralität der Gremien“ an: „Sowohl Mitgliederrat als auch Beirat haben eine Wahlempfehlung ausgesprochen und wollen die Wahl damit erheblich beeinflussen.“

Zum Schluss empfiehlt das Team Adenauer dem Beirat „dringend über die jeweiligen 45-minütigen Gespräche hinaus, die bisherigen Aktivitäten des Teams Stobbe bei anderen Vereinen zu recherchieren, um sich ein vollständigeres Bild zu verschaffen und den Vorschlag zu überdenken“. Sven Adenauer spielte damit auf die inzwischen aufgegebenen Beteiligungen von Jörn Stobbe an Kickers Offenbach und an der Hamburger Bündnis Sport GmbH an, die Investor Klaus-Michael Kühnen Anteile vom Hamburger SV abkaufen wollte.

Kontroversen um die zukünftige Rechtsform des Vereins

Der Wahlkampf wird schmutziger: In den vergangenen Tagen hatte sich schon die Frage nach der künftige Rechtsform des 1. FC Köln zu einem handfesten Streit ausgewachsen. Ausgangspunkt war eine Äußerung von Stobbe bei der Wahlarena von fans91, die darauf schließen ließ, dass das „Team FC“ den 1.FC Köln aus der GmbH & Co. KGaA in den eingetragenen Verein zurückführen will: „Wir wollen nicht prüfen, ob wir in den Verein gehen, sondern wie wir in den Verein gehen. Das wird klappen.“

Jörg Alvermann, der im Interview mit der Rundschau und bei der Wahlarena der fans91 davon gesprochen hatte, eine mögliche Rückkehr in den e.V. ebenso zu prüfen wie den Rechtsformwechsel in eine GmbH, fing Stobbes Aussage wieder ein: „Beide Alternativen müssen aber zunächst sorgfältig rechtlich und steuerlich geprüft werden. Sollten beide Alternativen gangbar sein, werden wir sie den Mitgliedern inklusive der Vor- und Nachteile vorstellen und mit Preisschildern versehen“, kündigte der Jurist auch die Klärung der Kostenfrage an. In einem Interview mit dem Express warf Alvermann dem Team Stroman und insbesondere Carsten Wettich in dieser Frage „gezielte Stimmungsmache“ vor: „Die Saga von einer drohenden Machtübernahme der Ultras durch die Rückführung in den e.V. ist ein gefährliches Spiel, denn das Ziel ist eine Art Lagerwahlkampf.“ Wettich hat in der Öffentlichkeit allerdings noch nie von einer solchen „Machtübernahme“ gesprochen.