Der 1. FC Köln hat einen neuen Vorstand. 65 Prozent der Mitglieder stimmten für das Team Stobbe.
1. FC KölnJörg Alvermann führt Team Stobbe zum Sieg

Der neue Präsident des 1 .FC Köln Jörn Stobbe (Mitte ) mit Jörg Alvermann (links) und Ulf Sobek (rechts).
Copyright: IMAGO/Jan Huebner
Als um 19.05 Uhr am Samstag die 5713 Stimmen ausgezählt waren und die große Leinwand vor der Osttribüne im Rheinenergiestadion das Ergebnis anzeigte, brachen die Emotionen auch aus Jörn Stobbe heraus. Der eher reservierte, 2,06 Meter große Präsidentschaftskandidat des „Team FC“ reckte jubelnd die Faust in die Höhe, stürmte auf seine Mitstreiter zu und nahm den hemmungslos weinenden Ulf Sobek sowie Jörg Alvermann in die Arme. Die Anspannung nach einem nervraubenden, langen Wahlkampf und acht Stunden Versammlung wich der Erleichterung über das klare Votum der Mitglieder.
Das vom Mitgliederrat vorgeschlagen Trio erreichte im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit, vereinte 64,97 Prozent (3685) der Stimmen auf sich und verwies das mitfavorisierte Team „Next Level“ mit Wilke Stroman, Tugba Tekkal und Carsten Wettich mit 25,18 Prozent (1428) Prozent sehr deutlich auf Platz zwei. Das Team Adenauer mit Sven-Georg Adenauer, Martin Hollweck und Thorsten Kiesewetter landete bei der historischen Wahl mit erstmals drei Kandidaten-Trios abgeschlagen mit 9,86 (559) Prozent auf Rang drei.
Das Wichtigste ist der Zusammenhalt.
„Es fühlt sich richtig gut an, das als Team hingekriegt zu haben. Wir haben so viel vor und durften bisher ja nicht sagen, was wir alles machen und machen jetzt noch ein bisschen mehr“, kündigte der 59-jährige Bankkaufmann an. Der elfte Präsident des 1. FC Köln und Nachfolger von Werner Wolf hatten nicht mit einem solch klaren Erfolg gerechnet. „Das war ein überraschendes Votum, weil wir mit den anderen Teams auf Augenhöhe für den FC gekämpft haben“, sagte Stobbe und benannte das Thema, das ganz oben auf der Agenda des neuen Vorstands steht: „Das Wichtigste ist der Zusammenhalt. Dafür stehen wir von Tag eins an und haben viele gute Ideen, wie wir die Kräfte bündeln wollen.“
Erster Schritt auf diesem Weg sollen Gespräche mit den Geschäftsführern Philipp Türoff und Philipp Liesenfeld sowie mit Sportdirektor Thomas Kessler sein. „Ab Sonntag geben wir alle Kraft, die wir haben für den FC“, erklärte Stobbe.
Gespräche mit Türoff, Kessler und Liesenfeld
Die ersten Gespräche im Geißbockheim müssen den Weg für zwei wichtige Entscheidungen weisen. Zum einen geht es um die mögliche Beförderung von Kessler zum Geschäftsführer Sport, zum anderen um die weitere Zusammenarbeit mit Türoff. Der FC-Finanzchef, dessen Rolle nach der Trennung von Sportchef Christian Keller im Gesamtkonstrukt FC an Bedeutung deutlich dazugewonnen hat und der den Verein in eine solide Finanzwirtschaft führen konnte, hat seinen Vertrag im Juni 2024 auch vor dem Hintergrund der Vorstandswahlen nur bis 2026 verlängert.
Der 49-Jährige durfte am Samstag auf der in der Spitze mit 6150 Mitgliedern besuchten und erstmals im Rheinenergiestadion ausgetragenen Hauptversammlung miterleben, wie vor allem Jörg Alvermann die Kohlen für das „Team FC“ aus dem Feuer holen. Die Strategie, den wortgewandten Steuerrechtsanwalt aus Sülz nach Stobbe und den sachlich überzeugenden Sobek bei der Präsentation des Teams erst an dritter Stelle sprechen zu lassen, ging voll auf.
Ich habe ein paar Tränchen verdrückt.
Der 54-Jährige holte die Mitglieder inhaltlich und emotional voll ab und holte sich zur Belohnung Standing Ovation von der Osttribüne ab. „Ich habe ein paar Tränchen verdrückt. Während der Versammlung haben wir schon gemerkt, dass es sich von der Stimmung her gut für uns anfühlt. Nach dem deutlichen Votum kamen die Emotionen richtig raus“, sagte Alvermann, der als neuer Vizepräsident seine langjährige Tätigkeit als Nachwuchstrainer bei Blau-Weiß Köln aufgeben wird. Er kündigte für den FC eine umfassende Satzungs- und Strukturreform an, die auf der nächsten Mitgliederversammlung 2026 zur Abstimmung vorgelegt werden soll.
„Jörg hat einfach Qualitäten und hat uns alle so abgeholt, dass wir überlegt haben, er setzt den Schlusspunkt“, skizzierte Sobek den Plan. Der 53-jährige, promovierte Sportwissenschaftler schämte sich seiner Tränen nicht: „Ich liebe diesen Verein. Das Vertrauen in dieser Höhe ausgesprochen zu bekommen, war überwältigend.“ Seine erste Amtshandlung als Vizepräsident war am Sonntag der Besuch des DFB-Pokalspiels der Frauen beim Zweitligistin Warbeyen (6:0).
Das „Team FC“ profitierte bei seinem Wahlsieg auch von den Wortbeiträgen der FC-Mitglieder, die vor allem Carsten Wettich und Tugba Tekkal aus dem Team von Wilke Stroman kritisierten. Den Höhepunkt am Rednerpult lieferte ohne Zweifel der Rewe-Chef und FC-Aufsichtsratsvorsitzende Lionel Souque ab, der mit einer höchst emotionalen und hollywoodreifen Vorstellung vehement für die Wahl des Team Stobbe warb. Der Franzose riss sein vorbereitetes Rede-Manuskript in Stücke riss. Ein Platz in den noch zu besetzenden Gremien des FC sichern dürfte ihm sicher sein.