Der 1. FC Köln kann die Topspiele am Samstagabend in dieser Saison einfach nicht gewinnen. Im vierten Versuch gab es ein 3:4 gegen Eintracht Frankfurt.
1. FC KölnTopspiel-Fluch und zu viele falsche Entscheidungen

Die späte Aufholjagd blieb ungekrönt: Kölns Said El Mala trifft in der Nachspielzeit beim Stand von 2:4 nur den Pfosten.
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Als eigentlich alles verloren war, zeigte der 1. FC Köln, noch einmal, was in ihm steckt. 1:4 lag die Mannschaft von Trainer Lukas Kwasniok nach der schwächsten Heimleistung der Saison gegen Eintracht Frankfurt schon zurück, als das 2:4 durch Marius Bülter noch einmal alle Lebensgeister weckte. 15 Minuten lang spielte der FC alles oder nichts, die Belohnung blieb aber aus. Unter dem Strich stand eine schmerzhafte 3:4 (1:2)-Niederlage und die nächste verpasste Überraschung gegen ein Team aus der Beletage der Fußball-Bundesliga.
„Wir müssen die Kirche im Dorf lassen und können trotz einer 1:0-Führung so ein Team nicht dominieren. Wir spielen als Aufsteiger gegen Eintracht Frankfurt“, sagte Kwasniok und benannte die Gründe für die sechste Niederlage in den jüngsten neun Pflichtspielen. „Das Problem waren die unnötigen Ballverluste vor dem 1:1 und 1:2 tief in der eigenen Hälfte. In der zweiten Hälfte wollten wir dann zu viel, waren zu aggressiv, zu wild und kassieren nach einem schnellen Einwurf das 1:3. Die Mannschaft hat dann noch einmal alles gegeben und geht am Ende als gebrochener Verlierer vom Platz.“
Ragnar Ache wieder in der Startelf, Said El Mala als Joker
Der FC-Trainer war für sein Personal-Puzzle wieder in sich gegangen, obwohl er sich im Vorfeld des 11. Spieltags mit Blick auf das 1:3 in Gladbach noch dafür verflucht hatte, dass „es manchmal zu viele Gedanken“ seien, die er sich mache. Heraus kam diesmal eine 4:3:3-Grundformation mit Startelf-Rückkehrer Sebastian Sebulonsen und Kristoffer Lund als Außenverteidiger. Routinier Dominique Heintz ersetzte Cenk Özkacar in der Innenverteidigung.
Die Systemumstellung ermöglichte die Rückkehr von Eric Martel auf seine angestammte Sechser-Position. Auch Jakub Kaminski durfte wieder dort spielen, wo er es am liebsten tut – auf Linksaußen. Ragnar Ache und Jan Thielmann komplettierten das Kölner Offensiv-Trio. Said El Mala und Marius Bülter schlüpften in die wichtigen Joker-Rollen.

Pyro-Show auf der Süd während des Spiels 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt.
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Der Abend startete mit einer ungewöhnlichen Ansage. FC-Sicherheitssprecher Tobias Franzgrothe kündigte erst den zwölfminütigen Stimmungsboykott der aktiven Fanszenen an und versprach, dass es danach zu einem massiven Pyro-Einsatz kommen würde. Die Kölner Süd hielt das Versprechen und tauchte ihre Kurve in rotes Bengalo-Feuer. Die Frankfurter antworteten später mit Böllern und Leuchtkugeln beantworteten und konterkarierten damit den eigenen Protest gegen mehr Sicherheitsauflagen durch die Politik eher.
Die Stille im ausverkauften Kölner Fußballtempel herrschte aber nicht die kompletten zwölf Minuten. Verantwortlich dafür war ein Angriff der Hausherren, der Kwasniok darüber nachdenken lassen könnte, was es am Spiel seines Teams mit Ball wohl noch zu verbessern gilt. Heintz versendete über links einen punktgenauen Zauberpass auf Ache, der den Ball im Strafraum mit der Brust annahm und damit den heraus eilenden Eintracht-Keeper Michael Zetterer aus dem Spiel an.
Jakub Kaminski trifft früh zur Führung
Der FC-Mittelstürmer drehte sich und setzte den nachrückenden Kaminski ein. Der polnische Nationalspieler blieb ruhig und zirkelte den Ball zum 1:0 in den rechten Winkel des leeren Frankfurter Tores, bevor er von Robin Koch daran gehindert werden konnte (4.). Das Schiedsrichter-Gespann entschied zwar zunächst auf Abseits, das hatte Nnamdi Collins aufgehoben. Mit etwas Verzögerung wurde es ein zweites Mal laut.
Das Tor lenkte die Partie früh noch mehr in eine Richtung, die den Kölnern gefallen konnte. Frankfurt musste das Spiel machen, der FC konnte kompakt verteidigen und umschalten. Den Geißböcken fehlte bei ihren Offensivaktionen allerdings die Präzision im letzten Drittel. So sprang zunächst nur eine gute Chance heraus, als Innenverteidiger Joel Schmid nach einer Ecke mit dem Rücken knapp rechts vorbei zielte (29.).
Die Eintracht gefiel mit ihren feinen Technikern Ritsu Doan und Ansgar Knauff auf den Außenpositionen sowie einem nervigen, vor allem gegen Kaminski gerichteten Pressing. Nach einer Knauff-Flanke von links zwang Jonathan Burkhardt Marvin Schwäbe aber nur zu einer Glanztat (30.).
Frankfurt dreht das Spiel noch vor der Pause
Neun Minuten später war der FC-Torhüter chancenlos. Ein Ballverlust von Lund führte zu einer Ecke, die Fares Chaibi auf den Kopf von Arthur Theate platzierte, der aus sechs Metern sein erstes Bundesligator erzielte (39.). Der eingeteilte Ragnar Ache war zu weit weg und konnte das elfte Kölner Gegentor nach einem Standard in dieser Saison nicht verhindern.
Der FC hatte es zuvor noch versäumt, auf 2:0 zu stellen, als Ache den besser postierten Sebulonsen im Strafraum übersehen hatte (34.). Eine von vielen falschen Entscheidungen der Kölner an diesem Abend.
Bitter war dann, dass die Kölner nicht einmal das 1:1 mit in die Pause nehmen konnte, zumal Jan Thielmann nach einer weiteren guten Johannesson-Ecke das 2:1 auf seinem starken rechten Fuß hatte (41.). Dann leistete sich Sebulonsen sich rechts einen Ballverlust, in dessen Folge sich die Gäste schnell in den FC-Strafraum kombinierten. Chaibi scheiterte noch an Schwäbe, den von Schmieds Brustabwehr begünstigten Nachschuss verwandelte Mo Dahoud aber zum 1:2 (45.+5).
Da haben wir uns nicht clever genug verhalten.
„Da haben wir uns nicht clever genug verhalten“, kritisierte Kapitän Marvin Schwäbe. Ein Rückstand, den die Geißböcke direkt nach der Pause hätten egalisieren können. Thielmann entschied sich aber für einen harmlosen Abschluss, anstatt den über links mitgelaufenen Lund mitzunehmen (46.).
Der Champions League-Teilnehmer war danach die fußballerisch bessere Mannschaft, lenkte die Partie nach einer Stunde mit einem Doppelschlag in seine Richtung. Erst ließ Ritsu Doan Kristoffer Lund alt aussehen und bediente Burkhardt am kurzen Pfosten (60.). Drei Minuten später war der Nationalspieler erneut zur Stelle und nutzte einen Stellungsfehler von Lund. Die Kölner waren in dieser Szene allerdings nur zu zehnt, weil Schmied sich beim Versuch, das 1:3 zu verteidigen, verletzte und ausgewechselt werden musste.
Wir haben heute auf Bundesliga-Niveau Lehrgeld bezahlt.
Kwasniok brachte erst Said El Mala und Florian Kainz (63.), dann noch Marius Bülter und Luca Waldschmidt (76.). Der nötige Schwung kam einmal mehr von der Kölner Bank. Befeuert durch Bülters 2:4 (83.) ging der FC aufs Ganze. Waldschmidt verpasste knapp (86.), Bülter scheiterte an Zetterer (87.) und El Mala traf den Pfosten (90.+2). Als Waldschmidt eine El Mala-Flanke zum 3:4 einköpfte (90.+4), waren noch einige Minuten zu spielen und das Unmögliche schien möglich – bis Schiedsrichter Florian Badstübner nach neun Minuten Nachspielzeit die Kölner Hoffnungen mit dem letzten Pfiff endgültig zunichtemachte.
„Wir haben heute auf Bundesliga-Niveau Lehrgeld bezahlt. Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir uns das Leben unnötig schwer gemacht. Wir haben 1:0 geführt und hätten es viel cleverer spielen müssen. Stattdessen haben wir nach 30 Minuten den Matchplan verlassen und sind durch Ballverluste mit einem 1:2 in Rückstand geraten. In der zweiten Halbzeit hat man die Qualität von Frankfurt gesehen. Am Ende ist es eine bittere Niederlage“, haderte FC-Sportdirektor Thomas Kessler. Es war im vierten Samstagabend-Topspiel die vierte Niederlage für den FC.
Statistik:
1. FC Köln: Schwäbe; Sebulonsen (81. Castro-Montes), Schmied (63. Kainz), Heintz, Lund; Huseinbasic (76. Waldschmidt), Martel, Johannesson; Thielmann (63. El Mala), Ache (76. Bülter), Kaminski. – Eintracht Frankfurt: Zetterer; Collins, Koch, Theate, Brown; Dahoud (78. Skhiri), Chaibi; Doan (84. Kristensen), Götze, Knauff (77. Bahoya); Burkhardt (77. Wahi). – SR.: Badstübner (Nürnberg). – Zuschauer: 50.000. – Tore: 1:0 Kaminski (4.), 1:1 Theate (39.), 1:2 Dahoud (45.+5), 1:3 Burkhardt (60.), 1:4 Burkhardt (63.), 2:4 Bülter (83.), 3:4 Waldschmidt (90.+4).
