Während der 1. FC Köln als Aufsteiger für Furore sorgt, kämpft Borussia Mönchengladbach gegen die Krise an. Grund für die konträre Entwicklung ist ein völlig unterschiedlicher Transfersommer.
1. FC Köln vor Derby in GladbachDuell der Erzrivalen unter veränderten Vorzeichen

Sportchef Thomas Kessler gilt als Baumeister des FC-Aufschwungs.
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Wenn der 1. FC Köln am Samstag (18.30 Uhr/Sky) zum ewig jungen Derby bei Borussia Mönchengladbach antritt, findet das 132. Aufeinandertreffen der Erzrivalen unter etwas veränderten Vorzeichen statt. Auf der einen Seite die Geißböcke, die als Aufsteiger in der Fußball-Bundesliga für Furore sorgen und nach neun Spieltagen beachtliche 14 Punkte auf dem Konto haben. Auf der anderen Seite die Fohlenelf, die nach einem historischen Fehlstart gerade dabei ist, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Zwischen den beiden Clubs klafft bereits eine Lücke von acht Zählern – mit einem Erfolg am Niederrhein würden die Kölner ihren Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt früh in der Saison auf eine zweistellige Punktzahl distanzieren.
FC-Sportdirektor Thomas Kessler spricht daher von einem „sehr, sehr wichtigen Spiel, bevor es in die Länderspielpause geht“. Eines, das der FC nach dem am Ende deutlichen 4:1-Sieg im Aufsteigerduell gegen den Hamburger SV mit einem positiven Gefühl angehen kann. „Es ist ein besonderes Spiel, die Jungs können sich jetzt zurecht ein bisschen freuen“, sagt Kessler. Als Urkölner verspürt er eine besondere Vorfreude auf das erste Duell mit Borussia seit März 2024. „Ich freue mich extrem auf dieses Spiel“, frohlockt der frühere Torhüter.
Es ist ein besonderes Spiel, die Jungs können sich jetzt zurecht ein bisschen freuen.
Kessler ist einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass die jüngste Entwicklung der beiden Traditionsclubs in eine konträre Richtung verläuft. Der Nachfolger von Christian Keller hat seine Feuertaufe mit Bravour bestanden und im Sommer ein goldenes Händchen auf dem Transfermarkt bewiesen. Der Großteil der Neuzugänge hat sich als direkte Verstärkung erwiesen und den umgekrempelten Kader auf ein neues Niveau gehoben.
Auch Trainer Lukas Kwasniok ist nach den bisherigen Eindrücken ein Glücksfall für den FC. Kwasniok überzeugt bei Taktik und Personal mit Flexibilität und tritt in der Öffentlichkeit als eloquenter Moderator auf. Eine stimmige Mischung, die nach zwei schwierigen Jahren für neue Euphorie am Geißbockheim sorgt. Und die für den vorherigen Lizenzspielerleiter Kessler wohl schon bald eine weitere Beförderung in die Geschäftsführung nach sich ziehen wird.
Trotz eines hervorragenden siebten Tabellenplatzes sieht der 39-Jährige seinen Club am Samstagabend im ausverkauften Borussia-Park aber keinesfalls in der Favoritenrolle. Gladbachs Mannschaft verfüge über „richtig Qualität – auch wenn sie das über weite Strecken der Saison noch nicht so abgerufen hat“, meint Thomas Kessler.
Doch ausgerechnet vor dem Derby scheint sich Borussia allmählich aus dem Tief zu befreien. Mit dem 4:0 beim FC St. Pauli gelang den Fohlen am Wochenende der langersehnte erste Bundesligasieg seit sieben Monaten. „Es wird alles andere als ein Selbstläufer“, warnt Kessler vor dem Tabellensechzehnten. „Ich würde mal sagen, sie sind im richtigen Moment wach geworden.“ Der FC werde „nicht den Fehler machen und denken, dass das eine Eintagsfliege war“.
Borussia Mönchengladbach: Interimstrainer Polanski empfiehlt sich für dauerhafte Beförderung
Noch ist die Krise am Niederrhein zwar nicht überwunden. Doch die Hoffnung ist zurück. „Wir haben uns ein richtig gutes Gefühl erarbeitet“, freut sich der neue Sportchef Rouven Schröder, der Borussia nach dem Sieg im Pokal gegen Karlsruhe (3:1) und dem Erfolg am Hamburger Millerntor „auf einem guten Weg“ sieht. Der ehemalige Salzburger übernahm vor wenigen Wochen den Posten von Roland Virkus, der im Zentrum der Kritik stehend sein Amt niedergelegt hatte.
Virkus, ein Gladbacher Urgestein, war es im Sommer nicht gelungen, die Abgänge der Stammspieler Ko Itakura, Julian Weigl und Alassane Pléa adäquat zu ersetzen. Die schwere Knieverletzung von Nationalstürmer Tim Kleindienst machte das Dilemma perfekt. Shuto Machino, der für die stattliche Ablöse von acht Millionen Euro aus Kiel geholt wurde, kommt erst allmählich in Tritt – gegen St. Pauli gelang dem Japaner immerhin das erste Ligator.
Vor Virkus hatte der Sturz in den Tabellenkeller bereits Trainer Gerardo Seoane den Job gekostet. Spielerisch wurde mit dem bisherigen U23-Coach Eugen Polanski einiges besser, die Ergebnisse blieben zunächst aber aus. Doch nach den jüngsten Erfolgen darf der ehemalige Borussia-Profi auf eine dauerhafte Beförderung hoffen. Es sei „vollkommen klar, dass wir Dinge auch entscheiden wollen“, erklärt Sportchef Schröder zur Trainerfrage, „aber wir lassen uns definitiv nicht so anschieben, dass wir das vorschnell machen“. Der Ausgang des Derbys dürfte für Klarheit in der Personalie sorgen.
„Das Derby ist immer speziell“, weiß Kleindienst-Ersatz Haris Tabakovic, mit fünf Treffern gefährlichster Gladbacher. „Das ist für die Fans sehr, sehr wichtig, und auch für uns sehr wichtig.“ Der Bedeutung des Erzrivalenduells ist sich auch Florian Neuhaus bewusst: „Das ist für alle rundum Borussia ein ganz besonderes Spiel“, betont der zwischenzeitlich suspendierte Mittelfeldspieler. „Deswegen gilt es auch dort abzuliefern.“
