Der 1. FC Köln schlägt Hamburg deutlich 4:1 und klettert auf Tabellenplatz sieben. Trainer Kwasniok schwärmt von Jakub Kaminski als „Offensiv-Allrounder“ und bestem Spieler der Mannschaft.
FC-Trainer Kwasniok nach 4:1 gegen HSV„Kaminski ist unser bester Spieler“

FC-Trainer Lukasz Kwasniok an der Seitenlinie
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Der Dank ging ganz nach oben. „Der liebe Gott hat uns zurückgegeben, was in den letzten zwei Spielen nicht der Fall war“, sagte Lukas Kwasniok am Sonntag nach dem 4:1-Heimsieg des 1. FC Köln gegen den Hamburger SV mit einer Ruhe, die so gar nicht ins Bild des packenden Aufsteigerduells der Fußball-Bundesliga passen wollte. Der Trainer der Geißböcke spielte auf das 0:1 in Dortmund an, als sein Team in letzter Minute den entscheidenden Gegentreffer kassiert hat und auf das 1:4 im DFB-Pokal gegen Bayern München, als der Rekordmeister die 1:0-Führung der Kölner durch ein Abseitstor ausgeglichen hatte.
Dramaturgie des Spiels begünstigt Köln
Diesmal „waren die Dramaturgie und die externen Faktoren des Spiels komplett auf unserer Seite“, sah Kwasniok zwar einen verdienten, aber auch durch die Umstände des Spiels auch leichter gemachten Sieg. Ein Sieg, der die Kölner vor dem Derby am kommenden Samstag bei Borussia Mönchengladbach mit 14 stolzen Punkten als Tabellensiebten der Fußball-Bundesliga ausweist.
Taktisches Meisterstück von Kwasniok
Der 44-Jährige hatte sich für das Duell mit dem HSV wieder etwas ausgedacht und lag mit all seinen Ideen weitgehend richtig. Er hatte sich mit Ragnar Ache und Linton Maina für zwei unterschiedliche Stürmertypen entschieden und war von seiner sonst üblichen Dreierreihe in der Offensive abgerückt.
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Der FC-Coach setzte dafür auf „Spielfreude durchs Zentrum“ und ließ Routinier Florian Kainz vor den Sechsers Denis Huseinbasic und Isak Johannesson freischwimmen. Der 33-Jährige bedankte sich für sein Startelfdebüt unter Kwasniok mit einer starken Leistung, die er mit dem ersten Freistoßtor seiner Karriere zum 2:0 krönte (48.). Schon beim 1:0 von Ache (25.) hatte er seine Füße entscheidend im Spiel.
Florian Kainz mit starkem Auftritt
„Die Situation ist neu für mich, aber sie war immer klar kommuniziert“, erklärte Kainz, dass er unter dem neuen Trainer das erste Mal von Beginn an spielte und wohl auch in Zukunft nicht über die vollen 90 Minuten ran darf: „Wir haben Erfolg und ich versuche mein Bestes zu geben. Ich glaube, ich habe diese Rolle gut angenommen“, fügte der Österreicher hinzu und wirkte dabei nicht allzu unzufrieden.
Kaminski als entscheidendes Puzzlestück
Das entscheidende Teil ins Kwasnioks Puzzle war am Ende aber wieder einmal Jakub Kaminski. „Sein Name ist bei den Fans etwas sperriger und sie können ihn nicht ganz so fließend rufen wie den von Said“, suchte Lukas Kwasniok zunächst einen ungewöhnlichen Vergleich. Was er damit zum Ausdruck bringen wollte, machte seine nächste Aussage klar, die sich auch auf den öffentlichen Hype um Jungstar El Mala bezog. „Kuba ist unser bester Spieler, er kann linke Schiene spielen und links vorne, rechte Schiene und rechts vorne. Er ist ein Offensiv-Allrounder, er ist demütig, extrem lernfähig und war in diesem Spiel der entscheidende Mann“, sang Kwasniok eine Lobeshymne auf den polnischen Nationalspieler.
Der 23-jährige, nominelle Linksaußen lief gegen den HSV auf der rechten Schiene auf und hatte es dort mit dem schnellen Jean-Luc Dompé zu tun. Eine Aufgabe, die Kaminski defensiv nicht fehlerlos lösen konnte. Der Hamburger Treffer zum 2:1 durch eben jenen Dompé (61.) ging auf seine Kappe. „In der ersten Halbzeit habe ich gut gespielt, in der zweiten hatte ich ein bisschen Probleme mit Dompé. Aber klar, er hat auch viel Qualität und ich habe lange nicht auf dieser Position gespielt. Deshalb hat mir etwas das Gefühl fürs Verteidigen gefehlt“, räumte Kaminski ein. Der FC-Trainer erklärte seine Entscheidung damit, dass es seinem Team bislang schwergefallen sei, das Spiel auch mal über die rechte Seite vorzutragen. „Kuba erfüllt diese Aufgaben. Es ist Fluch und Segen zugleich für ihn, dass er aufgrund seiner Fähigkeiten hin und hergeschoben wird“, sagte Kwasniok und offenbarte sein schlechtes Gewissen: „Grundsätzlich habe ich ihm versprochen links vorne zu spielen. Jetzt kommen wir so langsam in eine Problemzone.“ Sein Spieler sieht es noch gelassen: „Ja, ich spiele nicht auf dieser Position, aber der Trainer hat es so entschieden. Und für mich ist die wichtigste Sache, dass ich spiele, egal auf welcher Position.“
Leistung von Jakub Kaminski beeindruckt
Der Leihspieler aus Wolfsburg ist der einzige Kölner, der in allen Pflichtspielen über die komplette Distanz auf dem Platz stand. Mit 106,5 Kilometern ist er nach neun Spieltagen laufstärkster Spieler der Bundesliga. „Ich fühle mich gut und kann 90 Minuten laufen. Ich bin Nationalspieler und habe die Qualität. Was er dann auch eindrucksvoll unter Beweis stellte. Obwohl die externen Faktoren mit den beiden aberkannten HSV-Treffern und den beiden Platzverweisen gegen die Gäste aufseiten des FC lagen, stand die Partie bis in die Nachspielzeit „auf des Messers Schneide“, wie es FC-Sportdirektor Thomas Kessler ausdrückte. Erst als Kaminski einen Sprint über die komplette rechte Seite anzog und in der Mitte El Mala fand (90.+4), stand der Sieger fest. El Mala bedankte sich sofort bei seinem Teamkollegen und legte ihm fünf Minuten später das 4:1 auf, mit dem Kaminski seine unglaubliche Leistung krönte (90.+9).
Perspektiven für Kaminski beim 1. FC Köln
Der Pole hat nach zwei schwierigen Jahren in Wolfsburg unter Landsmann Kwasniok seine Form wiedergefunden. „Vielleicht hilft die polnische Kommunikation“, mutmaßte der FC-Trainer, der stolz darauf ist, dass ein Spieler wie Kaminski beim FC unter Vertrag steht: „Das sind die Chancen, die Clubs wie der HSV und wir ergreifen müssen. Spieler, mit dem Potenzial in der Bundesliga auf sich aufmerksam machen zu können, zu holen, in einer Phase, in denen es ihnen nicht ganz so gut geht.“ Die Kölner besitzen am Saisonende eine Kaufoption. Für 5,5 Millionen Euro können sie ihren aktuell besten Spieler fest verpflichten: „Unser Ansinnen ist es, dass Jakub einer tollen ersten Saison beim FC eine zweite folgen lassen kann“, sagte Lukas Kwasniok.

