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4:4 gegen Karlsruhe1. FC Köln sucht nach Balance und Ernsthaftigkeit

Lesezeit 4 Minuten
1. FC Köln vs. Karlsruher SC, 7. Spieltag, 29.09.2024, 13.30 Uhr, von links: Steffen Tigges, Jaka Cuber Potocnik (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Eingewechselt: Steffen Tigges (l.) und Jaka Cuber Potocnik vom 1. FC Köln.

Der 1. FC Köln arbeitet das 4:4 gegen den Karlsruher SC auf, bei dem selbst eine 3:0-Führung nicht zum Sieg reichte.

Timo Hübers fühlte sich wie Schauspieler Bill Murray in dem Streifen „Und täglich grüßt das Murmeltier“: „Es ist die gleiche Geschichte wie in den beiden vorherigen Spielen. Wir liegen in Führung, machen ein richtig gutes Spiel, aber es gelingt uns nicht daraus drei Punkte mitzunehmen.“ Der Kapitän des Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln stand unter dem Eindruck des wilden 4:4 (4:2) im Heimspiel gegen den Tabellenzweiten Karlsruher SC und fühlte sich an das 1:2 gegen Magdeburg und das 2:2 bei Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf erinnert.

Drei Partien gegen die tabellarischen Topteams der Liga, aus denen die Geißböcke nur zwei Punkte mitnehmen konnten, obwohl alle neun nicht nur möglich waren, sondern dem Konto des FC hätten zugeschrieben werden müssen. „Vom Verlauf her waren die Spiele identisch. Wir müssen ein Mittel finden, unsere Führungen über die Zeit zu bringen“, kritisierte Hübers.

Effizienz: Vier Torschüsse, drei Treffer

Der 28-Jährige lag mit seiner Analyse insoweit richtig, als die Kölner in allen drei Partien die letzte Konsequenz hatten vermissen lassen. Außer Acht ließ er dabei allerdings, dass sich das 4:4 gegen den KSC für den neutralen Beobachter anders anfühlte und die fehlende Konsequenz sich innerhalb des Teams von der Offensive in die Defensive verschoben hatte.

Von den ersten vier Torschüssen des FC fanden drei ihr Ziel. Luca Waldschmidt (3.) und Damion Downs (7./15.) hatten bei ihren Abschlüssen jene Konsequenz an den Tag gelegt, die gegen Magdeburg und Düsseldorf bei insgesamt 56 Versuchen noch schmerzlich vermisst wurde. „Wir waren effizient im Toreschießen, keine Frage“, erkannte auch Trainer Gerhard Struber.

Der Österreicher ließ ansonsten aber kaum ein gutes Haar an seiner Mannschaft — zum ersten Mal in dieser Saison und in aller Deutlichkeit. Struber vermisste im Spiel der Kölner nicht nur die „Dominanz und Kontrolle“ der vergangenen Wochen, es mangelte ihm auch an der „Abstimmung in den Basics“, dem „Gegenpressing als spielgestaltendes Element“ und der nötigen Intensität: „Speziell nach dem 3:0 haben wir einen Gang zurückgeschaltet“, kritisierte der FC-Coach.

Nächstes Heimspiel am Samstag gegen Aufsteiger Ulm

Weil die Kölner ihrem Gegner viele Räume öffneten, kam Karlsruhe durch seine gute Struktur im Spielaufbau immer wieder über die Außenpositionen durch und nutzten dort die FC-Schwachstellen. Sowohl Rechtsverteidiger Jan Thielmann als auch Leart Pacarada auf der anderen Seite erlebten defensiv einen schwarzen Sonntag.

„Wir waren immer einen Schritt zu spät, haben die Zweikämpfe nicht gewonnen und dem Gegner Möglichkeiten gegeben“, sagte Pacarada, der als Vorbereiter aller vier Kölner Tore seinen offensiven Qualitäten voll in die Waagschale werfen konnte: „Das sind verschenkte und verlorene Punkte. Es gibt einiges aufzuarbeiten.“

Bis zum nächsten Heimspiel am Samstag (13 Uhr/Sky) gegen Aufsteiger SSV Ulm müssen die Kölner vor allem daran arbeiten, eine bessere Balance zu finden. „Wir machen vorne vier Tore, aber defensiv waren wir nicht gut da“, kritisierte Torschütze Luca Waldschmidt und forderte von allen Spielern: „Wir müssen aktiver und ekliger sein, es cleverer spielen.“ Und ernsthafter, denn auch für den 1. FC Köln reicht ein 3:0 nach 15 Minuten nicht aus, um am Ende auch drei Punkte einzufahren. Die restlichen 75 Minuten müssen auch konsequent über die Bühne gebracht werden.

Jaka hat insgesamt einen guten Trend im Training gezeigt und speziell diese Woche bewiesen, dass er zugelegt hat.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln

Timo Hübers brachte deshalb das Thema „Entschlossenheit“ und die „Bereitschaft in den Zweikämpfen“ aufs Tablett“. Das große Ganze wollte der Kapitän deshalb aber nicht gleich in Frage stellen: „Wir verfolgen seit drei Monaten einen Plan, der schon ganz gut aussieht, aber noch nicht ganz ausgebufft ist. Bevor ich den ganzen Plan in Frage stelle, versuche ich doch erstmal weiter an ihm zu feilen“, bat er um Geduld für den gerade angelaufenen Prozess bei den Geißböcken.

Ein Prozess, zu dessen Voranschreiten am Sonntag neben der Einwechslung von Angreifer Marvin Obuz (22) das lang herbeigeredete Debüt von Jaka Cuber Potocnik zählte. Der Slowene, dessen Name unverschuldet für immer mit der FC-Transfersperre verbunden sein wird, kam nach 75 Minuten für Waldschmidt und feierte sein Bundesliga-Debüt.

Gerhard Struber erklärte seine Entscheidung, den noch unerfahrenen 19-Jährigen ausgerechnet in einem Topspiel beim Stande von 4:4 für einen erfahrenen Ex-Nationalspieler zu bringen, sachlich und nüchtern: „Jaka hat insgesamt einen guten Trend im Training gezeigt und speziell diese Woche bewiesen, dass er zugelegt hat. Die Einwechslung war eine logische Konsequenz.“ Dem FC-Trainer war aber auch wie allen anderen im Stadion nicht entgangenen, dass Potocnik noch ein gutes Stück weit Weg zum Profispieler vor sich hat.