Drei Gegentore in sieben Minuten1. FC Köln kommt bei 1:5 gegen RB Leipzig unter die Räder

Lesezeit 4 Minuten
15.03.2024, Nordrhein-Westfalen, Köln: Fußball: Bundesliga, 1. FC Köln - RB Leipzig, 26. Spieltag im RheinEnergieStadion, Leipzigs Amadou Haidara (2.v.r) erzielt zum 1:4.

Leipzigs Amadou Haidara (2.v.r.) trifft aus dem Hinterhalt zum 1:4. FC-Torwart Marvin Schwäbe ist erneut chancenlos.

Eine Stunde lang durfte der 1. FC Köln gegen RB Leipzig auf eine Überraschung hoffen. Doch dann brach der Abstiegskandidat wie schon im Hinrundenduell komplett auseinander.

Nach dem Schlusspfiff stimmte die Südkurve das Lied vom „Veedel“ an, das von Zusammenhalt in besonders schwierigen Momenten erzählt. Selten war die Songauswahl passender wie an diesem späten Freitagabend. Der 1. FC Köln war in der zweiten Halbzeit seines Heimspiels gegen RB Leipzig regelrecht auseinandergebrochen und mit 1:5 (1:1) unter die Räder geraten. Es war bereits das zweite Debakel in dieser Saison gegen die Sachsen. Nach dem sechsten sieglosen Spiel in Folge drohen zudem unangenehme tabellarische Konsequenzen: Gewinnt Verfolger FSV Mainz 05 am Samstag gegen den VfL Bochum, stürzt die Mannschaft von Trainer Timo Schultz zur Länderspielpause auf einen direkten Abstiegsplatz der Fußball-Bundesliga. „In der zweiten Halbzeit sind wir auseinandergefallen. Das darf uns so nicht passieren“, kritisierte Sargis Adamyan, der vor der Pause ausgeglichen hatte.

Leart Pacarada steht erstmals wieder in der Kölner Startelf

Timo Schultz wartete mit einer personellen Überraschung auf. Der FC-Trainer beorderte Leart Pacarada erstmals seit dem 0:6-Debakel Ende Oktober in Leipzig bei einem Ligaspiel in die Startelf. Der kosovarische Nationalspieler übernahm den Part von Linksverteidiger Max Finkgräfe, der eine Position nach vorne rückte und auf der Außenbahn den erkrankten Linton Maina ersetzte. Auch Dejan Ljubicic war nicht rechtzeitig gesund geworden. Damit wuchs die Zahl fehlender Kölner Spieler auf sieben, was die ohnehin schon schwere Aufgabe noch einmal komplizierter machte. Die zweite Änderung gegenüber dem 3:3 in Mönchengladbach war zu erwarten gewesen: In der Innenverteidigung vertrat Luca Kilian den gelbgesperrten Timo Hübers.

Schultz hatte seiner Mannschaft mit auf den Weg gegeben, dem Leipziger Hochgeschwindigkeitsensemble möglichst wenig Tiefe anzubieten. Das gelang in der ersten Viertelstunde noch recht gut, weshalb die Anfangsphase ausgeglichen verlief. Doch dann zauberten die Gäste einen ersten Weltklasse-Angriff auf den vom Dauerregen durchtränkten Rasen. Nach einem öffnenden Ball von Willi Orban machten Dani Olmo und Benjamin Sesko mit zwei direkten Kontakten die Bahn frei für Xavi Simons, der FC-Torhüter Marvin Schwäbe verlud (15.).

Sargis Adamyan gleicht postwendend für die Geißböcke aus

Doch die Kölner bewiesen einmal mehr, dass sie sich unter Schultz auch von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Und schafften nur drei Minuten später den Ausgleich. Der ansonsten wirkungslose Florian Kainz schlug einen Eckball auf den Kopf von Eric Martel, der mustergültig an den zweiten Pfosten verlängerte. Dort geriet Benjamin Henrichs gegen zwei Kölner in Unterzahl, weshalb der eingelaufene Sargis Adamyan aus kurzer Distanz vollstrecken konnte. Es war das erste Saisontor des stark im Aufwind befindlichen Armeniers.

Die Gastgeber hielten mit großem Einsatz dagegen. Dennoch riss der Favorit das Geschehen nach etwa 25 Minuten fest an sich. Xavi Simons lupfte den Ball  auf RB-Topscorer Lois Openda, der direkt abschloss und ins lange Eck traf. Weil der Belgier jedoch hauchdünn im Abseits gestanden hatte, ging die Fahne zurecht hoch (27.). Die Sachen kamen nun in kurzen Abständen zu hochkarätigen Chancen. Nach einem fatalen Ballverlust von Jeff Chabot zog Olmo aus der Distanz ab. Schwäbe ließ vor Seskos Füße prallen, der die Kugel über das Kölner Gehäuse setzte.

Schultz-Team hält das Remis zur Pause mit viel Glück

In der 41. Minute stockte den meisten der 49.000 Zuschauer erneut der Atem. Diesmal entschärfte Luca Kilian auf der Torlinie einen Abschluss von Henrichs. Auch in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs kratzte der Champions League-Achtelfinalist an der Halbzeitführung. Nach einer Ecke von Xavi Simons landete das Spielgerät bei Olmo, der aus elf Metern am Pfosten scheiterte (45.+1). Bei der letzten Aktion vor dem Seitenwechsel stand dann FC-Keeper Schwäbe im Weg, der aus kurzer Distanz gegen Openda rettete (45.+4).

Der zweite Durchgang bot zunächst ein ähnliches Bild. Der FC nahm seinen Gegner tief in der eigenen Hälfte in Empfang. Eine Viertelstunde lang ging das gut, ehe das Unheil mit voller Wucht über die Kölner hereinbrach. Erst brauchte Openda nur noch den Fuß hinhalten, nachdem er von Sesko und Xavi Simons mustergültig freigespielt worden war (63.).

Leipzig trifft dreimal innerhalb von sieben Minuten

Dann flankte David Raum auf den Belgier, der mit einem ebenso perfekten Kopfball auf 1:3 erhöhte und das Kölner Debakel einleitete (67.). Es wurde noch bitterer für den Abstiegskandidaten, der am Ende Auflösungserscheinungen offenbarte. Amadou Haidara schloss nach einer schlecht verteidigten Ecke aus dem Hinterhalt zum 1:4 ab (70.), ehe der eingewechselte Yussuf Poulsen den deutlichen Endstand herstellte (82.). „Dass wir fünf Tore kassieren, ist bitter. Es war ein Zusammenbruch“, sagte ein konsternierter Jeff Chabot nach der höchsten Kölner Niederlage unter Timo Schultz.

1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Kilian, Chabot, Pacarada; Huseinbasic (80. Christensen), Martel; Alidou (73. Downs), Kainz (73. Selke), Finkgräfe (88. Schmitz); Adamyan (80. Tigges). – RB Leipzig: Gulacsi; Henrichs (83. Simakan), Orban, Lukeba (85. Bitshiabu), Raum; Haidara (83. Kampl), Schlager, Olmo, Simons; Sesko (74. Baumgartner), Openda (75. Poulsen). – SR.: Badstübner (Nürnberg). – Tore: 0:1 Simons (15.), 1:1 Adamyan (18.), 1:2 Openda (63.), 1:3 Openda (67.), 1:4 Haidara (70.), 1:5 Poulsen (82.). – Zuschauer: 49.000.

Rundschau abonnieren