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„Eines Tages unfassbar teuer abgeben“Hype um El Mala erreicht beim 1. FC Köln die nächste Stufe

5 min

Seht her: FC-Juwel Said El Mala posiert nach seinem Kunstschuss. Sturmkollege Ragnar Ache staunt mit.

Said El Mala verzaubert den 1. FC Köln beim 1:1 gegen Augsburg mit einem weiteren Traumtor. Sein Trainer bleibt realistisch und genießt die Zeit mit dem Ausnahmetalent.

Sandro Wagner ist eigentlich nie um einen Spruch verlegen. Der Frage nach Said El Mala wich der Trainer des FC Augsburg aber geschickt aus. „Da kann der Herr Kwasniok besser antworten, der sieht ihn öfters“, sagte Wagner mit einem Schmunzeln. Eines wollte er nach dem 1:1 (0:0) beim 1. FC Köln dann aber schon noch festhalten: „Für uns war es kein Genuss“, betonte der 37-Jährige, bevor irgendjemand auch nur auf die Idee kam, dass selbst die bayerischen Schwaben Gefallen gefunden hätten am neuerlichen Traumtor des Kölner Ausnahmetalents.

So war es Lukas Kwasniok überlassen, die nächste Stufe im Spektakel um den Teenager zu moderieren. „Ich kann und will den Hype nicht kleinhalten. Auch nicht die Euphorie in dieser Stadt. Wir fokussieren uns hier auf das, was wir beeinflussen können – und das ist die Arbeit mit dem Jungen und der Mannschaft“, sagte der FC-Trainer und gab zu bedenken: „Er ist ein absoluter Highlightspieler, aber zwischen einem Highlightspieler und einem guten Bundesligaspieler – da liegen noch Welten. Und das Schöne ist: Dass er und sein Umfeld das verstehen. Es bringt nichts, nur Highlights zu setzen, aber insgesamt der Mannschaft nicht zu helfen.“

Wir machen uns nichts vor. Wenn er weiterhin so trifft und zu den Highlights noch die bundesligawichtigen Aspekte hinzugewinnt, müssen wir den unfassbar teuer abgeben. Das wird eines Tages passieren, das ist in Ordnung so.
Lukas Kwasniok, FC-Trainer

Kwasniok bleibt aber realistisch: „Wir machen uns nichts vor. Wenn er weiterhin so trifft und zu den Highlights noch die bundesligawichtigen Aspekte hinzugewinnt, müssen wir den unfassbar teuer abgeben. Das wird eines Tages passieren, das ist in Ordnung so.“ Gleichzeitig betonte Kwasniok: „Aber ich habe das Gefühl, dass er aktuell den FC wirklich im Herzen trägt und die Phase hier genießt. Wir genießen sie auch.“ El Mala gilt am Geißbockheim derzeit als unverkäuflich. Im Sommer hatten die Kölner ein Angebot aus der Premier League von Brighton & Hove Albion über mehr als 15 Millionen Euro zurückgewiesen. Lässt El Mala weitere Großtaten folgen, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er zum neuen Rekordverkauf des FC aufsteigt. „Mit jedem Tor fünf Millionen mehr“, witzelte Kwasniok. Die bisherige Bestmarke liegt bei mehr als 30 Millionen Euro, aufgestellt von Anthony Modeste mit seinem Wechsel nach China im Jahr 2017.

Am Samstag reichte Said El Mala eine halbe Stunde, um dem Märchen von Müngersdorf ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Nachdem der Linksaußen angeschlagen von der deutschen U21-Nationalmannschaft zurückgekehrt war, hatte Kwasniok unter Hinweis auf die Belastungssteuerung auf einen Startelf-Einsatz des 19-Jährigen verzichtet. Als El Mala in einer bis dato zähen Partie nach 59 Minuten den Platz betrat, veränderte er erst die Stimmung im Stadion, dann das Spiel – und in der 76. Minute schließlich auch das Resultat. Nach einer beherzten Balleroberung des ebenfalls eingewechselten Denis Huseinbasic drang El Mala von links in den Strafraum, degradierte seinen Gegenspieler Kristijan Jakic zum Statisten, ehe er den Ball ansatzlos ins lange Eck genau an die Unterkante der Latte hämmerte. Es war das zweite Traumtor im zweiten Spiel in Folge für El Mala, der bereits beim 1:0-Sieg in Hoffenheim mit einem atemberaubenden Solo für Aufsehen gesorgt hatte.

Bislang lassen wir ihn laufen, weil es gut funktioniert. Ich glaube, dass er ein guter Junge ist und gut geerdet ist. Deswegen machen wir uns da keine Gedanken.
Marvin Schwäbe, FC-Torwart

„Den knallt er super rein“, staunte Eric Martel über den nächsten Geniestreich seines Mitspielers, der immer mehr an den jungen Lukas Podolski erinnert. „Eins gegen eins und von außen: das ist genau seine Stärke.“ Martel resümierte wenig überraschend: „Wir sind froh, dass er bei uns ist.“ Dominique Heintz suchte nach Abpfiff zunächst die richtigen Worte: „Was soll man da noch sagen?“, fragte der Abwehrmann. „Das ist natürlich eine Qualität. Wir wissen, was er kann. Es freut mich für den Jungen, weil er dranbleibt und weitermacht. Das bestätigt er Woche für Woche.“ Auch Marvin Schwäbe fand lobende Worte für El Mala: „Wir müssen nicht drum herumreden: Wir profitieren gerade enorm von ihm und seinen Qualitäten.“ Der Kapitän wollte die Euphorie um die neue Attraktion der Domstadt nicht bremsen: „Bislang lassen wir ihn laufen, weil es gut funktioniert. Ich glaube, dass er ein guter Junge ist und gut geerdet ist. Deswegen machen wir uns da keine Gedanken“, sagte der Torwart.

El Malas Traumtor bewahrte den FC vor der zweiten Heimniederlage in Folge, nachdem die Kölner in einem komplizierten Spiel, das Kwasniok als „Abnutzungskampf“ betitelte, in Rückstand geraten waren. Nachdem Jakub Kaminski in der überlegen geführten ersten Halbzeit am Außenpfosten gescheitert war (26.), fuhr Dominique Heintz kurz nach der Pause das Bein gegen den geschickt einfädelnden Anton Kade zu weit raus. Fabian Rieder verwandelte den Strafstoß zum 0:1 (54.). Kwasniok hatte sich gegen die körperliche Wucht von Augsburg mit Jakub Kaminski, Jan Thielmann und Luca Waldschmidt im Angriff für Tempo entschieden.

„Wir wollten Geschwindigkeit auf der letzten Kette haben, weil wir wussten, dass der Gegner versucht, uns in Mann-gegen-Mann-Duelle zu verwickeln“, erläuterte der FC-Trainer, dessen Plan nicht wie erhofft aufgegangen war. „Es waren kaum Torraumaktionen vorhanden“, bedauerte Kwasniok, der Mittelstürmer Ragnar Ache lange auf der Bank gelassen hatte. „Bei allem Respekt: Ragnar ist herausragend in der Luft, gegen die zwei Büffel (in der Augsburger Innenverteidigung) sieht er halt auch aus wie ein Schulbub“, relativierte Kölns Trainer, der mit dem elften Zähler im siebten Saisonspiel zufrieden war: „Das 1:1 geht völlig in Ordnung. Wir können mit dem Punkt sehr gut leben. Nach unten haben wir wieder einen Punkt gutgemacht.“ Der Aufsteiger darf der besonderen Aufgabe am Samstag (18.30 Uhr) in Dortmund selbstbewusst entgegenblicken.