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Furioser SaisonstartKwasniok wünscht sich Demut beim 1. FC Köln

4 min

Sieht keinen Grund, abzuheben: FC-Trainer Lukas Kwasniok.

Der Trainer des 1. FC Köln betrachtet den Aufsteiger trotz zweier Auftaktsiege als Außenseiter beim VfL Wolfsburg. Isak Johannesson droht für die Partie auszufallen.

Lukas Kwasniok sparte nicht mit Lob. Als der Trainer des 1. FC Köln auf der Spieltags-Pressekonferenz nach dem frisch vollzogenen Wechsel von Christian Eriksen zum VfL Wolfsburg befragt wurde, geriet er beinahe ins Schwärmen. „Glückwunsch an den VfL, dass sie – das kann man schon sagen – so einen Weltstar in die Bundesliga bekommen“, begann Kwasniok seine Lobeshymne auf den ehemaligen Mittelfeldstrategen von Manchester United. „Das ist ein schöner Transfercoup. Er ist einfach ein toller Spieler, dem schaut man gerne zu.“ Mit Blick auf das Auswärtsspiel seiner Mannschaft am Samstag (15.30 Uhr, Sky) in der Autostadt fügte Kwasniok augenzwinkernd hinzu: „Er kann gerne nächste Woche zeigen, was er draufhat.“

Die Aufgabe in Wolfsburg ist schließlich auch so schwer genug für den Aufsteiger. „Sie haben sehr viele gute Fußballer in ihren Reihen. Das ist eine Mannschaft, die Lösungen sucht und den Zuschauern Freude bereiten möchte“, analysierte Kwasniok, der ein „schwieriges Unterfangen“ bei den ebenfalls noch ungeschlagenen Wölfen erwartet. Trotz des perfekten Saisonstarts mit zwei Siegen und 5:1 Toren sieht Kwasniok den FC in der Volkswagen Arena in der Rolle des Außenseiters. „Wir tun gut daran, demütig zu bleiben. Wir fahren als Underdog nach Wolfsburg, aber chancenlos sind wir sicher nicht“, bewertete der 44-Jährige die Kräfteverhältnisse.

Der nächste Block ist hart. Es wäre daher ganz cool, wenn wir in Wolfsburg wieder überraschen und auf der Habenseite wieder etwas dazubekommen könnten.
Lukas Kwasniok, FC-Trainer

Nach den Auftaktsiegen gegen die Europapokal-Teilnehmer Mainz und Freiburg herrscht rund um das Geißbockheim eine lange nicht mehr dagewesene positive Grundstimmung. „Dazu müssen wir in erster Linie etwas beitragen, dann werden die Fans mit Freude kommen und gehen. Unser Auftrag ist es, sie immer wieder davon zu überzeugen, dass wir in jedem Spiel am Anschlag und in der Lage sind, ein Spiel zu gewinnen“, erklärte Kwasniok. Die Zufriedenheit mit seiner Mannschaft definiert er dabei nicht allein über spielerische Raffinesse. „Ein gutes Spiel kann auch sein wie in Mainz, dass du mit allem, was du hast, verteidigst. Das haben wir uns als Herangehensweise auf die Fahne geschrieben“, sagte der FC-Trainer und hielt fest: „Bislang haben wir das unter Beweis gestellt.“

1. FC Köln: Knifflige Aufgaben warten

Doch die nächsten kniffligen Prüfungen stehen bereits bevor. Mit den beiden aufeinanderfolgenden Auswärtsspielen in Wolfsburg und Leipzig, dem Heimspiel gegen Stuttgart und der Reise nach Hoffenheim warten bis zur zweiten Länderspielpause weitere anspruchsvolle Aufgaben. „Der nächste Block ist hart. Es wäre daher ganz cool, wenn wir in Wolfsburg wieder überraschen und auf der Habenseite wieder etwas dazubekommen könnten“, hofft Kwasniok erneut auf Zählbares.

Es wäre zu viel des Guten, ihn komplett ins kalte Wasser zu werfen, zumal auf den beiden Positionen aktuell kein Bedarf ist.
Lukas Kwasniok über Neuzugang Alessio Castro-Montes

Verzichten müssen die Kölner womöglich auf Isak Johannesson. Der isländische Nationalspieler habe bei der 1:2-Niederlage in der WM-Qualifikation gegen Frankreich am Dienstag ein „Eisbein abbekommen“ und nach seiner Rückkehr bislang nicht trainieren können. „Er hat schon Probleme, da muss man schauen, ob es reicht“, erklärte Kwasniok. Ein Risiko will der FC-Trainer nicht eingehen: „Wenn er am Freitag trainieren kann, ist er eine Option, sonst macht es keinen Sinn.“ Bei der Frage nach Alternativen hielt Kwasniok sich bedeckt: „Es gibt Überlegungen, wie wir den Wolfsburgern wehtun können. Da ist es nicht so, dass ich sage: Wenn ein Sechser ausfällt, spielt automatisch ein anderer Sechser. Da will ich mir noch nicht in die Karten schauen lassen.“

Überhaupt kann Kwasniok Aufstellungsdebatten recht wenig abgewinnen. „Ich bin da völliger Pragmatiker“, gestand er. „Wenn ich der Meinung bin, dass viermal in Folge die gleiche Startelf die richtige Wahl ist, dann werde ich das tun. Ich glaube, dass es das Normalste der Welt ist, wenn man ab und zu mal anpasst.“ Seine diesbezügliche Haltung führt der gebürtige Pole auf die eigene Vergangenheit zurück: „Vielleicht, weil ich aus dem Amateursport komme. Da sagen Spieler ganz kurzfristig ab vor dem Spiel. Morgens ist ein Kind krank oder jemand muss länger arbeiten. Daher bin ich es gewohnt, zu wechseln.“ Manchmal mache er dies auch „proaktiv“, berichtete Kwasniok. „Es macht mir Spaß, allen Jungs das Gefühl zu geben, ihr könnt auch beim nächsten Spiel wieder beginnen.“

Noch keine Option für die Startelf ist der vor kurzem verpflichtete Schienenspieler Alessio Castro-Montes. „Das wäre ein bisschen vermessen“, meinte Kwasniok. „Er hat heute ein paar Jungs, die unterwegs waren, das erste Mal gesehen. Die haben gar nicht gewusst, dass wir einen neuen Spieler haben. Er musste erstmal die Namen der Jungs kennenlernen“, witzelte der FC-Trainer am Donnerstag. Deshalb wäre es „zu viel des Guten, ihn komplett ins kalte Wasser zu werfen, zumal auf den beiden Positionen aktuell kein Bedarf ist“, erklärte Kwasniok und lobte damit die ebenfalls neu verpflichteten Sebastian Sebulonsen und Kristoffer Lund.