Mit einem Sieg kann der 1. FC Köln seinen Vorsprung auf den FC St. Pauli auf satte elf Punkte vergrößern. Trainer Lukas Kwasniok sieht den Aufsteiger dennoch in der Außenseiterrolle.
Heimspiel gegen FC St. PauliEine große Chance für den 1. FC Köln

Wort- und gestenreich: FC-Trainer Lukas Kwasniok auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli.
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Lukas Kwasniok ließ sich etwas Zeit mit seiner Antwort. Ob seine Mannschaft vor dem wichtigsten Spiel im Jahresendspurt stehe, wurde der Trainer des 1. FC Köln am Donnerstag gefragt. Ein flüchtiger Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga genügt schließlich, um die Bedeutung des anstehenden Heimspiels gegen den FC St. Pauli (Samstag, 15.30 Uhr/Sky, DAZN) zu ermessen. Vor dem drittletzten Spiel des Jahres liegen acht Punkte zwischen dem Aufsteiger und dem Kiezclub, der als Tabellen-17. den ersten direkten Abstiegsplatz belegt. Gelingt den Kölnern nach drei sieglosen Spielen hintereinander wieder ein Erfolg, würden sie ihr Polster zur gefährdeten Zone im Optimalfall auf satte elf Zähler erweitern.
Im Fußball ist zwar schon vieles passiert, doch müsste Kwasnioks Team in den kommenden Monaten einen kolossalen Einbruch erleben, um einen Vorsprung dieser Größenordnung noch aus der Hand zu geben. Kölns Trainer will sich im Vorfeld des wegweisenden Duells auf derlei Gedankenspiele allerdings nicht einlassen, und so fiel seine Antwort nach einer gewissen Bedenkzeit recht allgemein aus. „Schwer zu sagen“, meinte Kwasniok, der auf das übergeordnete Ziel verwies: „Es geht immer darum, genügend Punkte zu sammeln, um am Ende der Saison 40 Punkte zu haben.“ Ein Sieg gegen St. Pauli wäre daher „nur ein Zwischenschritt“ auf dem Weg zum Klassenerhalt, „kein Grund zu feiern“ also. Umgekehrt bedeutete auch eine Niederlage „kein Drama“, befand Kwasniok, der bei der Einschätzung der Ausgangslage eine Plattitüde bemühte: „Das nächste Spiel ist grundsätzlich immer das wichtigste.“
Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Fußballerisch gehört St. Pauli zu den Top-Sechs bis -Acht der Bundesliga. Das ist die Wahrheit.
Die Zurückhaltung des gebürtigen Polen dürfte nicht zuletzt auf seine hohe Wertschätzung für den Gegner zurückzuführen sein. Kwasnioks Analyse hat ergeben, dass die magere Ausbeute von sieben Punkten aus zwölf Spielen nicht annähend die wahre Qualität St. Paulis widerspiegele. „Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Fußballerisch gehört St. Pauli zu den Top-Sechs bis -Acht der Bundesliga. Das ist die Wahrheit. Ich will sie nicht stärker machen, als sie sind. Aber inhaltlich ist es ein Genuss, ihnen zuzuschauen“, schwärmte der FC-Trainer.
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Kwasniok machte sich am Dienstagabend persönlich ein Bild von den Kiezkickern, deren 2:1-Sieg im Pokal-Achtelfinale in Mönchengladbach er von der Tribüne aus verfolgte. Der Einzug in die Runde der letzten Acht war ein selten gewordenes Erfolgserlebnis für die Hamburger, die ihre vergangenen neun Bundesligaspiele allesamt verloren haben. „Das ist bravourös, was sie abliefern, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass sie neun Spiele am Stück verloren haben. Sie spielen weiterhin mutigen Fußball und haben eine eingespielte Achse, die sich aus dem Effeff kennt“, lobte Kwasniok das Team von Alexander Blessin, der trotz tiefer Krise die Rückendeckung seines Clubs genießt.
Am vergangenen Spieltag schnupperte St. Pauli beim FC Bayern mehr als 90 Minuten an einer kaum für möglich gehaltenen Überraschung, ehe der Primus durch zwei Tore in der Nachspielzeit doch noch mit 3:1 gewann. Wohl auch deshalb sieht Kwasniok die Kölner am Samstag in der Rolle des Außenseiters: „Wir tun gut daran, auch in dieses Spiel als Underdog zu gehen – so wie wir als Underdog in die Saison gegangen sind. Um dann wieder Fußball zu spielen wie ein Underdog: leidenschaftlich, emotional – und am Ende hoffentlich erfolgreich.“
1. FC Köln: Rav van den Berg vor Startelf-Comeback
Bei dieser Aufgabe soll Rav van den Berg eine zentrale Rolle zukommen. „Ich kann bestätigen, dass er beginnen wird“, kündigte Kwasniok an. Eine Überraschung ist das nicht mit Blick auf die rar gesäten Alternativen in der verletzungsgeplagten Innenverteidigung. Schließlich war es der Niederländer, der beim 1:1 in Bremen den mit einer Muskelverletzung früh ausgeschiedenen Dominique Heintz ersetzte. Kölns Trainer bescheinigte van den Berg eine „stabile Leistung“, die er ihm nach monatelanger Verletzungspause so nicht zugetraut hatte: „Ich war positiv überrascht, dass er aus der kalten Hose heraus diese Leistung an den Tag legen konnte in einem Spiel, das nicht ganz so flüssig verlief“, sagte Kwasniok. Überhaupt verfüge van den Berg über eine „sehr gute Hardware für einen Innenverteidiger: gute Größe, gutes Tempo, fußballerische Elemente und die Gabe, gut zu verteidigen“.
Said El Mala, der an der Weser mit seinem fünften Saisontor spät einen Punkt gerettet hatte, soll gegen St. Pauli erneut von Beginn an auflaufen. „Ja, das habe ich zwischen den Zeilen schon kundgetan“, bestätigte Kwasniok. Für den 19-Jährigen wäre es der erste Startelf-Einsatz in Müngersdorf. Zudem steht Ragnar Ache nach einer leichten Gehirnerschütterung wieder bereit. „Es geht ihm sehr gut, er hat keine Beschwerden“, sagte Kwasniok. Dagegen wird Isak Johannesson wohl eine schöpferische Pause erhalten. Der isländische Jungnationalspieler sei zuletzt „einen Tick überspielt gewesen“, beschrieb Kwasniok. „Wir wissen, was er kann. Aber er braucht auch eine gewisse Frische, um das umsetzen zu können.“
