FC-Profi Jan Thielmann kehrt in die Offensive zurück und ist beeindruckt von Trainer Kwasniok. Wir haben mit ihm im Trainingslager gesprochen.
Jan Thielmann zum 1. FC Köln„Ich würde Erics Aussage kopieren und bei mir einsetzen“

Lange und intensive Einheiten: Jan Thielmann bei einer Trinkpause während des FC-Trainingslagers in Bad Waltersdorf.
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Jan Thielmann ist zwar erst 23 Jahre alt, aber trotzdem einer der dienstältesten Profis des 1. FC Köln. Martin Sauerborn unterhielt sich im Trainingslager von Bad Waltersdorf mit dem 20-fachen U21-Nationalspieler über seine Rolle im Team und die vielen neuen Gesichter.
Herr Thielmann, Sie haben Ihr erstes großes internationales Turnier als Fußball-Profi hinter sich. Was haben Sie persönlich abgesehen vom Schmerz der Finalniederlage gegen England von der U21-Europameisterschaft in Slowakei mitgenommen?
Es war ein großes Erlebnis und es hat unfassbar viel Spaß gemacht. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung, weil es für mich etwas komplett Neues war. Über so einen langen Zeitraum jeden Tag mit einer Mannschaft zusammen zu sein und Spiele im Rhythmus von drei Tagen zu haben, kannte ich nicht. Das war ein großer Unterschied zum Alltag und wir hatten eine richtig gute und harmonische Truppe. Das Ende war leider sehr bitter. Wir hätten den Titel verdient.
Welche Bedeutung hat die EM für Ihre fußballerische Entwicklung. Sie sind erst 23 Jahre alt, was schnell mal vergessen wird, weil Sie schon 110 Bundesligaspiele absolviert haben.
Ich habe mich definitiv weiterentwickelt. Bei der EM hatte ich eine etwas andere Rolle und nicht so viel Spielzeit. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich einer der Aktivposten war, außerhalb des Platzes und während der Trainingseinheiten auch auf dem Platz. Ich konnte sehr viel lernen.
Bundestrainer Antoni di Salvo hat Sie auch ausdrücklich hervorgehoben und gelobt. Aber mal Hand auf Herz, wollen Fußballer nicht immer spielen?
Ich sag es mal so. Für mich steht immer die Teamleistung im Vordergrund und der Teamerfolg. Deswegen konnte ich mich schnell mit meiner Rolle anfreunden und habe aus der Situation das Beste gemacht.
Die abgelaufene Saison mit dem 1. FC Köln in der 2. Bundesliga war nicht immer schön, obwohl am Ende der direkte Wiederaufstieg gelungen ist. Wie haben Sie die Spielzeit erlebt?
Über allem steht der Aufstieg, der uns am wichtigsten war. Im Nachhinein interessiert es doch niemanden mehr, ob wir schön gespielt haben oder nicht. Wir sind aufgestiegen und das gibt uns recht und zeigt, dass wir die Qualität haben.
Es war eine lange Saison und danach kam noch die EM. Wie nötig hatte Jan Thielmann in diesem Sommer den Urlaub?
Die Saison war nicht nur lang, sondern auch nervenzerreißend. Deshalb war es nach der EM für mich und Eric (Teamkollege Eric Martel/Anm. der Redaktion) sehr wichtig, dass wir erst mal drei Wochen freihatten und in den Urlaub fahren konnten. Ich hatte eine sehr entspannte und gute Zeit. Jetzt bin ich aber froh, wieder hier zu sein.
Sie sind erst im Trainingslager in Bad Waltersdorf zur Mannschaft gestoßen. Es gibt ein paar neue Gesichter im Team. Wie lautet Ihr erster Eindruck?
Die Mannschaft macht einen sehr guten Eindruck, die Neuzugänge ebenfalls. Da könnte ich jetzt alle aufzählen. Alle sind aufgeweckt und wollen sich bestmöglich einbringen. Unsere ohnehin schon sehr gute Teamchemie wird durch die Neuen sehr gut ergänzt.
Sie sind trotz Ihres jungen Alters ein erfahrener FC-Hase und spielen schon im fünften Jahr bei den Profis. Nehmen Sie die Neuzugänge auch mal an die Hand und erzählen Ihnen, wie dieser verrückte Klub so tickt?
Wir reden immer alle viel beim Essen oder auf dem Weg zum Training. Ich gebe mein Bestmögliches, und wenn Fragen da sind über Köln, beantworte ich die gerne. Ich bin da ganz gut aufgestellt.
Was erzählen Sie den Kollegen denn so über den FC?
Über den FC kann man viel erzählen. In erster Linie ist es ein sehr emotionaler Verein und ich denke, jeder, der mal im Rheinenergie-Stadion gegen den FC gespielt hat, weiß, welche Wucht dieses Stadion entwickeln kann. Und jetzt ist der FC wieder ein Erstligist.
Der Fakt, der seit dem 4:0 gegen Kaiserslautern eine unglaubliche Aufbruchstimmung rund ums Geißbockheim entfacht hat. Wie nehmen Sie das gerade wahr?
Der FC gehört einfach in die Bundesliga, das ist jedem Fußballliebhaber in Deutschland bewusst. Ein Aufstieg zieht immer Euphorie nach sich und die wollen wir nutzen, um die Klasse zu halten, uns in der Liga zu etablieren und weiterzumachen. Der Verein will nach vorne kommen und das wollen wir Spieler auch.
Mit Lukas Kwasniok gibt es einen neuen Trainer. Wie sind da Ihre ersten Eindrücke?
Er ist ein emotionaler, ein mitreißender Trainer – und ein Trainer, der Energie in die Mannschaft bringt. Das tut uns gut. Die Trainingseinheiten waren lang und intensiv. Das bringt uns voran.
Wie ist Ihr persönliche Kontakt mit dem Trainer bislang?
Wir haben während der EM telefoniert. Da haben wir nur kurz über alles gesprochen, was jetzt kommt. Schon am Telefon hat er mir gesagt, dass er mich offensiv einplant.
Eine Nachricht, die Ihnen gefallen haben dürfte nach dem schwierigen Experiment als Rechtsverteidiger?
Definitiv, ich war froh und gutgelaunt. Ich fühle mich in der Offensive einfach wohler.
Wie gefällt Ihnen der Fußball, den Lukas Kwasniok spielen lassen möchte?
Nach einer Trainingswoche bin ich noch dabei, zu lernen. Die Spielidee kommt mir aber sicher zugute.
Was haben Sie sich vorgenommen für die kommende Saison?
Ich möchte gesund bleiben und viele Spiele machen.
Sie gehen wie Eric Martel in Ihr letztes Vertragsjahr beim FC. Er hat diese Woche gesagt, er möchte erstmal abwarten, wie sich die Dinge beim FC entwickeln, bevor er entscheidet, ob er hier verlängert. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Ich würde Erics Aussage kopieren und bei mir einsetzen. Sportdirektor Thomas Kessler und ich sind in Gesprächen. Wenn es da etwas Neues gibt, werdet ihr es mit Sicherheit früh genug erfahren (lacht).