Mit Sandro Wagner soll es beim FC Augsburg bewusst deutlich aufregender zugehen. Doch der Start der Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Co-Bundestrainer verlief arg holprig.
Nächster Gegner des 1. FC KölnFC Augsburg will mit Sandro Wagner weg vom Graue-Maus-Image

Gruß an die Kritiker: FCA-Trainer Sandro Wagner nach dem jüngsten Befreiungsschlag gegen Wolfsburg.
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Sandro Wagner mag es gerne plakativ, deshalb fielen seine lobenden Worte für Robin Fellhauer kürzlich fast schon hymnisch aus. Das erste Bundesligaspiel des 27-Jährigen liegt zwar keine zwei Monate zurück, Fellhauers eindrucksvolle Zeit mit Elversberg – erst in der dritten, dann in der zweiten Liga – hatte die Augsburger zuvor aber veranlasst, den gebürtigen Mannheimer aus der saarländischen Provinz in die oberste Spielklasse zu lotsen. „Ein unfassbarer Transfer“, schwärmte Cheftrainer Wagner, selbst ein Neuzugang beim FCA, also und machte den lernwilligen Allrounder zum Inbegriff dessen, was sich die Fuggerstädter für die nächsten Monate und Jahre erhoffen.
Fellhauer verkörpere den FCA-Spieler, den er sich vorstelle, betonte Wagner. Denn: „Er nimmt alles an und hat Lust, deshalb ist er für uns auch ein Stück weit Vorbild.“ Schließlich soll es, so lautete der Plan der Klubverantwortlichen in diesem Frühsommer, bei den Schwaben künftig deutlich aufregender und offensiver zugehen als in der Vergangenheit. Auch deshalb holten sie Wagner, den ambitionierten, von sich selbst überzeugten und publikumswirksamen Assistenten von Bundestrainer Julian Nagelsmann mit ins Boot.
Sie machen dort herausragend gute Arbeit in vielen Bereichen. Lukas Kwasniok ist ein herausragender Trainer, dazu ein cooler Typ.
Eine ordentliche Portion Spielglück bescherte den Augsburgern dann einen überraschenden Auftaktsieg in Freiburg. Anschließend jedoch setzte es viermal hintereinander Hiebe, prompt kamen erste Zweifel an Wagners Bundesligatrainertauglichkeit auf. Diese erste Krise hat der frühere Stürmer inzwischen gemeistert. Zum einen, weil auch er sich lernfähig zeigte und das eigene Mantra, selbst nach wiederholten Niederlagen nicht alles infrage zu stellen, gezielt aufweichte: Nachdem sein Team gegen Mainz und bei Schlusslicht Heidenheim zwei indiskutable Auftritte hingelegt hatte, tauschte der 37-Jährige gegen Wolfsburg die halbe Startelf aus – und hatte Erfolg.
Dass sich die Gäste vom Mittelrheinkanal beim 1:3 vor zwei Wochen ähnlich verzagt und unterwürfig präsentierten wie der FCA in seinen zwei vorangegangenen Partien kam dem neuen Zampano der Augsburger zugute. Umso spannender wird nun zu beobachten zu sein, was Wagner im Duell mit den euphorisierten Kölnern einfällt. Der Aufsteiger gewann zuletzt 1:0 in Hoffenheim, steht nach dem ersten Fünftel der Saison auf Europacuprang sechs.
Die Spieler können sich unter meinem Deckmantel entfalten, das habe ich ihnen auch gesagt. Ich will alles weghalten von ihnen, sie sollen genießen und weniger mitlesen und mitdenken. Den Druck habe ich.
Der neue FC-Trainer Lukas Kwasniok und Augsburgs ebenfalls im Sommer frisch installierter Sportdirektor Benjamin Weber arbeiteten zuvor in Paderborn zusammen. Doch auch ohne die hilfreichen Dienste von „Flüsterer“ Weber hat Wagner mit seinem Trainerteam für Samstag-Gegner Köln erkannt: „Sie machen dort herausragend gute Arbeit in vielen Bereichen. Lukas Kwasniok ist ein herausragender Trainer, dazu ein cooler Typ. Es ist klar zu erkennen, was sie machen wollen, gerade in den ersten Minuten vor eigenem Publikum.“ Und: „Es gibt nicht viele Stadien in Deutschland, die so cool zu bespielen sind wie das in Köln. Zudem ist das Stadion dort ein großer Faktor, wir spielen in Köln gegen zwölf Mann.“
Bei aller Demut, die der mit einem Vertrag bis 2028 ausgestattete Bundesligatrainernovize in der neuen Rolle immer wieder offenbart: gerade bei ihm gehört auch regelmäßiges Klappern mit zum Geschäft. „Ich sehe es nicht, dass wir weniger Qualität haben als Bayern“, tönte Wagner nach der knappen Heimpleite gegen die Münchner am zweiten Spieltag etwa. Und die zum Teil harsche Kritik an ihm retournierte er nach dem Befreiungsschlag gegen Wolfsburg beim Abmarsch aus dem Stadion per provokanter Plappert-ihr-nur-Geste. Sich selbst zu sehr zurückzunehmen, liefe Wagners Naturell ohnehin zuwider.
Deutlich wird das auch, wenn er über aufstrebende Toptalente wie Mert Kömür oder Noahkai Banks spricht, die jüngst gegen Wolfsburg für Furore sorgten. Er habe bewusst „viele Zocker“ aufgeboten, berichtete Wagner nach dem Abpfiff. Und später erwähnte der Vater von vier Kindern dann noch: „Die Spieler können sich unter meinem Deckmantel entfalten, das habe ich ihnen auch gesagt. Ich will alles weghalten von ihnen, sie sollen genießen und weniger mitlesen und mitdenken. Den Druck habe ich.“