Kasper Hjulmand ist am dritten Spieltag in die Fußball-Bundesliga gekommen. Der Däne schickte sich ab dem 12. September bei an, das Trainer-Missverständnis mit Erik ten Hag zu korrigieren und Bayer 04 Leverkusen an den folgenden zehn Spieltagen zu einem Spitzenteam zu formen. Der 53-Jährige traf dabei gegen Mönchengladbach (1:1) und Wolfsburg (3:1) bereits auf zwei Clubs, die sich einen Spieltag vor dem Duell mit der Werkself von ihrem Cheftrainer getrennt hatten.

Hjulmand gerät beim Auswärtsspiel am Samstag gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky und DAZN) zum dritten Mal in diese Situation. Die Fuggerstädter haben Sandro Wagner nach dem 0:3 in Hoffenheim, nur zehn Punkten und Tabellenplatz 14 die Papiere ausgestellt und interimsweise an Manuel Baum weitergegeben.

„Als Trainer sage ich natürlich, dass es nie eine gute Idee ist, wenn man uns nicht genug Zeit gibt“, ergriff der dänische Menschenfreund Partei für alle Zunftkollegen. Im Fußball sei alles immer „so kurzfristig“ und Prozesse bräuchten eben „manchmal länger“. Der Coach, den vor zehn Jahren das gleiche Schicksal auf seiner ersten Bundesliga-Station in Mainz ereilt hatte, betonte deshalb:, „Insgesamt gibt es zu viele, zu frühe Trainerentlassungen.“ Als Zahl hatte er die durchschnittliche Amtsdauer von 15 Monaten für Trainer in den europäischen Top-4-Ligen parat und machte seinen Punkt so noch klarer.

Werkself hat die jüngsten beiden Englischen Wochen gut weggesteckt

„Für mich ist das nicht das Richtige. Es dauert länger, um etwas groß zu machen“, hielt der Bayer 04-Coach fest und wechselte dann die Perspektive. Natürlich gebe es auch die Sicht der Klubbosse, die extern schwer zu bewerten ist. In Leverkusen hatten Simon Rolfes und Co. Erik ten Hag schon nach zwei Spieltagen beurlaubt und mit dem Wechsel zu Hjulmand die erwünschte Wirkung erzielt.

Der aktuelle Bundesliga-Vierte geht nach drei starken Leistungen in den Topspielen bei Manchester City (2:0) und gegen Borussia Dortmund (1:2 und 1:0) als Favorit ins Auswärtsspiel in der WWK-Arena. Dass es gegen die von Baum trainierten Augsburger besonders ungemütlich werden könnte, hält Hjulmand für möglich. Gleichzeitig argumentierte er aber weiter in eigenem Sinne: „Ich glaube nicht, dass diese Entlassung einen großen Effekt hat“, gab er das niedrige, gegnerische Selbstvertrauen nach vier Niederlagen aus den jüngsten fünf Spielen zu bedenken. Selbst wenn der neue Kollege schnell einen strukturierten, taktisch geprägten Defensiv-Ansatz implementieren konnte, ist die Werkself in der besseren Situation — trotz zweier Englischer Wochen.

„Wir sind nicht müde“, nahm Hjulmand dem kommenden Gegner die Hoffnung auf einen Kräfteverlust im Leverkusener Lager. Im Gegensatz zur Vorwoche hatten seine Profis nach dem Viertelfinaleinzug im DFB-Pokal am Dienstag nämlich drei ganze Tage bis zum Augsburg-Spiel. „Das macht einen großen Unterschied“, erklärte der Bayer-Coach und führte zudem fünf mögliche Wechsel an: „Ich kann von Spiel zu Spiel fast eine halbe Mannschaft austauschen. Deswegen können wir auch 90 oder 100 Minuten mit hoher Intensität spielen. Wir sind bereit.“

Weil seit dem Dortmund-Spiel keine verletzten Spieler dazu gekommen sind, kann Hjulmand personell aus dem Vollen schöpfen. Mit dem achten Sieg in seinem elften Bundesligaspiel möchte er Druck auf die Konkurrenten machen. Gerade weil diese in drei direkten Duellen komplett aufeinandertreffen, könnte der 13. Bundesliga-Spieltag einer für Bayer Leverkusen werden.

Voraussichtliche Aufstellungen:

FC Augsburg: Dahmen; Banks, Matsima, K. Schlotterbeck; Kade, Massengo, Rexhbecaj, Giannoulis, Rieder, Claude-Maurice; Essende. — Bayer 04 Leverkusen: Flekken; Andrich, Badé, Tapsoba; Maza, Garcia, Hofmann, Tillman, Grimaldo, Poku; Schick. — SR.: Jablonski (Bremen).