Bayer 04 Leverkusen befindet sich im Aufwind und steht nach dem Coup bei Manchester City vor dem Einzug in die nächste Runde der Champions League.
Bayer 04 LeverkusenKasper Hjulmand erlebt eine „Nacht zum Erinnern“

Eine magische Nacht erlebten Bayer 04 Leverkusens Trainer Kasper Hjulmand (l.) und der überragende Torwart Mark Flekken.
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Ehre, wem Ehre gebührt, denn es war Pep Guardiola, der am Dienstagabend im eiskalten Etihad Stadium von Manchester eines der großen Themen des Champions League-Abends angestoßen hatte. Die Vollrotation des spanischen Startrainers von ManCity , der zehn Spieler aus der zweiten Reihe in die Startelf gegen Bayer 04 Leverkusen schickte, sollte im Hochbetrieb des internationalen Fußballs Kräfte schonen, geriet aber zum Rohrkrepierer und war ein Steigbügel für den sensationellen 2:0 (1:0)-Erfolg des deutschen Vizemeisters.
Guardiola hätte hinterher sicher nur allzu gerne darüber philosophiert, wie gut sein Plan zwischen den Ligaspielen gegen Newcastle und Leeds United aufgegangen ist, so aber musste der Ex-Coach des FC Barcelona und des FC Bayern die Schuld für die erste Champions League-Niederlage gegen einen Bundesligisten und seit dem 1:2 gegen Olympique Lyon im September 2018 auf sich nehmen: „Ich habe noch nie so viel rotiert und übernehme die volle Verantwortung. Uns hat etwas gefehlt, das wir auf höchstem Niveau gebraucht hätten.“
Wir haben es anders erwartet und haben umso mehr zeigen wollen, was wir können.
Etwas, das Bayer 04 am fünften Spieltag der Ligaphase 2025/26 mit in den Nordwesten Englands gebracht hatte und das der stolze Katalane mit seinem Fehlgriff begünstigte. „Als wir die Aufstellung von Manchester gesehen haben, hat uns das den Extrapush gegeben. Wir haben es anders erwartet und haben umso mehr zeigen wollen, was wir können, und gesehen, dass etwas möglich ist“, erklärte Malik Tilmann.
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Der klar im Aufwind befindliche Leverkusener Regisseur, der an der Entstehung der beiden Treffer durch Alejando Grimaldo (23.) und Patrik Schick (54.) entscheidend beteiligt war, spielte darauf an, dass die Engländer Bayer wohl nicht ganz so ernst genommen hatten. Trainer Kasper Hjulmand wollte die Mega-Rotation seines Kollegen nicht weiter kommentieren. Es mache keine n Unterschied, wie seine Mannschaft spielen wolle, erklärte der Däne.
Mark Flekken wird zum Spieler des Spiel gewählt
„Es hat unsere Vorbereitung verändert. Wir sind auf dem Platz noch einmal zusammengekommen und haben uns gesagt, dass wir, egal wer bei City aufläuft, einfach Vollgas geben“, berichtete Mark Flekken. Der zu Saisonbeginn mehrfach öffentlich angezählte Nachfolger von Kapitän und Torwart Lukas Hradecky ging mit bestem Beispiel voran und zeigte seine beste Leistung im Leverkusener Trikot. „Ich war schon beim 3:1 in Wolfsburg zufrieden und habe heute noch einmal extra etwas draufgelegt“, sagte der Niederländer, der auch zum Spieler des Spiels gewählt wurde. „Mark hat eine Topleistung gezeigt, ob im Spielaufbau oder in seinem Kerngeschäft als Torwart. Er hat Sicherheit ausgestrahlt“, lobte Simon Rolfes.
Bayers Sportchef freute sich auch über die Effizienz und die positive Entwicklung des Teams, das seit dem Trainerwechsel von Erik ten Hag auf Hjulmand nur zwei Spiele verloren hat, in der Bundesliga Dritter ist und sich in der Champions League auf Kurs in die nächste Runde befindet. „Mich freut vor allem, wie die Mannschaft aufgetreten ist. Die Jungs haben gezeigt, dass sie aus den Spielen gegen Paris (2:7) und Bayern München (0:3) etwas mitgenommen, etwas gelernt haben, das sie stärker werden lässt.“
Guardiola verzichtet freiwillig, Hjulmand muss verzichten
Im weitgehend stimmungsbefreiten Etihad, in dem die 1500 mitgereisten Leverkusener Fans noch am lautesten waren, zeigte die Werkself eine taktisch disziplinierte, reife und selbstbewusste Leistung. Die Struktur, die Hjulmand dem Team geben will, war deutlich zu erkennen. Die klar verteilten Rollen, das gute Positionsspiel und der Mut zu vertikalen Pässen in die Spitze sind klare Belege für die gute Entwicklung unter dem 53-jährigen Coach.
„Wir sind so glücklich mit dem Sieg und mit dem Charakter, den das Team gezeigt hat. Wir bauen ein Team und diese Nacht ist eine, an die wir uns auf diesem Weg erinnern werden. Die Jungs hatten Ruhe am Ball und Mut, wir hatten das nötige Glück und einen guten Torwart. Drei Punkte hier in Etihad ist nichts, was man erwarten kann. Ich glaube, wir sehen eine Mannschaft, die von Spiel zu Spiel zusammenwächst. Dieses Potenzial ist für mich super. Das macht mich sehr optimistisch mit diesem Projekt.“ Hjulmand verlor dagegen kein Wort über ein Thema, das mindestens so groß war wie Guardiolas Rotation. Während der City-Coach freiwillig auf seine Stammkräfte verzichtete, wurde der Bayer-Coach dazu gezwungen. Ihm fehlten in Manchester elf Spieler.
Das ist die Art, wie wir spielen, und wir können es noch viel besser.
Er jammerte aber nicht und seine Maßnahmen fruchteten erneut. Nachdem er beim 1:0 in Lissabon Ibrahim Maza erfolgreich zum Sechser umfunktioniert hatte, trat diesmal Ernest Poku den Beweis für die große Flexibilität im Leverkusener Kader an. Der 21-Jährige musste aufgrund der vielen Ausfälle von der linken auf die rechte Schiene wechseln und dort gegen Savinho und Jeremy Doku defensive Schwerstarbeit verrichten. „Er hat das sehr clever gemacht“, adelte Simon Rolfes den Niederländer.
Der Sportchef kann beim Blick auf die Champions League nach fünf Spieltagen auch erkennen, dass ein weiterer Sieg aus den Partien gegen Newcastle, Villarreal und in Piräus wohl reichen wird, um zumindest die Playoffs zu erreichen. „Es schaut besser aus durch die zwei Siege, in Lissabon und Manchester“, sagte Hjulmand. Dem Trainer war aber vor allem eines wichtig: „Das ist die Art, wie wir spielen, und wir können es noch viel besser.“ Das klang nach der unvergessenen Nacht von Manchester fast wie eine Warnung.


