InterviewStephan Baeck übers neue Trainingszentrum und Ziele der RheinStars

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Rhein­Stars-​Ge­schäfts­füh­rer Stephan Baeck

  • Der direkte Wiederaufstieg ist geschafft.
  • Doch nun blicken die RheinStars Köln vor dem Auftakt der 2. Basketball-Bundesliga ProB (Samstag, 19.30 Uhr) bei den Itzehoe Eagles auf eine Saison voller Ungewissheiten.
  • Leon Causemann sprach mit Geschäftsführer Stephan Baeck (55).

Köln – Herr Baeck, das war eine turbulente Sommerpause. Auf offenem Meer heißt es: „Wo man nicht segeln kann, muss man rudern.“ Wie trainiert sind die Oberarme vor dem Saisonstart?

Ich denke, wir haben ein breites Kreuz. Wir befinden uns in einer besonderen Zeit, mit der wir lernen müssen umzugehen. Wir hatten im Sommer viele Baustellen. Unter anderem ging es um die Fertigstellung unseres Trainingszentrums und dann um die Vorbereitung auf die Saison. In der Theorie sind wir gut vorbereitet, doch die Praxis wird eine große Herausforderung für uns.

Wie viele Kreuze machen Sie, wenn gespielt wird?

Ich mache viele Kreuze, wenn die Saison ordentlich zu Ende gespielt worden ist. Und klar: Wir werden mit Schwierigkeiten umgehen müssen, die wir jetzt noch nicht absehen können. Auch mit Blick auf den Anstieg der Infektionszahlen. Daher werden wir voraussichtlich auch noch nicht in den Ticketverkauf starten, weil wir nicht wissen, ob wir bei unserem ersten Heimspiel gegen den VfL Bochum am 24. Oktober vor Zuschauern spielen dürfen. Denn über allem steht, dass wir verantwortungsvoll agieren und dafür sorgen, dass wir eine sichere Veranstaltung bieten können.

Heimspiel-Premiere im Rundschau-Livestream

Die Rundschau überträgt das erste Heimspiel der RheinStars Köln in der 2. Basketball-Bundesliga ProB am Samstag, 24. Oktober (18 Uhr/ASV-Halle), gegen den VfL Bochum per Livestream ins Internet. Unter www.rundschau-online.de ist die Partie kostenlos zu sehen. „Ich finde das eine großartige Idee. Gerade in einer Zeit, in der die Zuschauerkapazitäten in den Hallen stark reduziert sind oder Spiele sogar komplett ohne Zuschauer vor Ort stattfinden müssen“, erklärt RheinStars-Geschäftsführer Stephan Baeck. „Durch das Streaming-Angebot können viele Fans und Unterstützer unsere Spiele mitverfolgen. Und wir können beweisen, dass unser Basketball genauso viel Spaß macht wie in der vergangenen Saison.“ (cau)

Zuschauereinnahmen sind auf der Ertragsseite ein wichtiger Posten. Die Liga hat es untersagt, Kontingente für Gästefans zu stellen. Können die RheinStars eine Saison mit wenigen oder gar keinen Zuschauern spielen?

Zunächst würde das Salz in der Suppe fehlen, wenn keine Fans kommen dürfen. Zusätzlich müssen wir in der ASV-Halle Miete zahlen, den Auf- und Abbau organisieren und auch drumherum gibt es viele Aufgabenbereiche. Es wäre ein Faktor, der uns die Refinanzierung schwerer macht. Man muss aber auch sehen, dass die Halle für knapp 200 Zuschauer abgenommen worden ist. Selbst wenn wir also vor Zuschauern spielen dürften, ist das kein dicker Tropfen auf den heißen Stein.

Gibt es Ideen, wie Sie dem Fall der Fälle begegnen wollen?

Wir überlegen uns alternative Konzepte und haben zum Ausweichen die Halle am Campus abnehmen lassen. Wenn wir ohne Zuschauer spielen müssten, hätten wir so infrastrukturell und wirtschaftlich gesehen weniger Probleme und könnten für den Basketball sogar noch professionellere Rahmenbedingungen bieten.

Wie steht es um die wirtschaftliche Situation?

Wir haben unserer Hausaufgaben gemacht. Wir haben eine solide Etatplanung abgegeben, die uns gesundes wirtschaften erlaubt. Das hängt natürlich vor allem an unseren Gesellschaftern und den Sponsoren.

Sie haben den Kader nicht groß verändert. Vertrauen Sie auf die Fähigkeiten der Spieler? Oder war dieses Vorgehen in der Pandemie-Zeit wirtschaftlich unausweichlich?

Das würde ich so nicht sagen. Das hat viel damit zu tun, wie sich die Mannschaft im vergangenen Jahr präsentiert hat. Wir sind 2019 mit der Maßgabe in die Spielzeit gegangen, dass wir die Zuschauer begeistern wollen und mit einer Menge Freude aufs Spielfeld gehen. Und das hat die Mannschaft hervorragend umgesetzt. Mit viel Mannschaftsgeist, Teamchemie und einer Kameradschaft, die man so nicht einfach findet. Für uns war klar, die Mannschaft möglichst zusammenzuhalten und so auch in der höheren Liga die neue Spielzeit anzugehen.

Ist das neue Basketballzentrum der wichtigste Neuzugang der RheinStars?

Absolut. Nach dem freiwilligen Abstieg aus der ProA war die Verwirklichung eines Zentrums unsere wichtigste Entscheidung und für Basketball-Köln eines der wichtigsten Projekte der vergangenen Jahre. Sowas hat es in Köln noch nicht gegeben. Wir können hier zusammenwachsen und dem Verein eine Heimat schaffen. Nebenbei wird es eine Kommunikationsstätte für den Basketball in ganz Köln, zu der alle Vereine und jeder Freizeitbasketballer Zugang hat.

Lassen Sie die Kritik zu, dass dieses Thema und auch die Arbeit mit dem Nachwuchs zu lange vernachlässigt wurde? Mit Bene van Laack steht aktuell nur ein Spieler aus der eigenen Jugend im engeren Kader der ersten Mannschaft.

So einfach kann man das nicht sagen, denke ich. Faktisch als Momentaufnahme für die kommende Saison stimmt es natürlich. Aber wir hatten in den vergangenen Jahren in jeder Generation immer zwei, drei besondere Spieler, die wir mitgenommen haben und die auch diesen Weg hätten gehen können. Die Frage ist nur, wie weit sie diesen Weg mit uns gehen können und ob sie verletzungsfrei bleiben. Die Talente haben wir, nur spielt im Sport neben all dem auch Glück eine große Rolle. Ganz klar ist auch, dass viele Spieler im interessanten Alter den Verein gewechselt haben, weil andere Vereine mit einem Bundesligastandort bessere Bedingungen bieten konnten. Mit dem Trainingszentrum haben wir zum ersten Mal die Möglichkeit, kontinuierlich und strukturell Spieler und Spielerinnen auf diesem Niveau auszubilden.

Wie viel kann man von der Mannschaft in der neuen Saison erwarten?

Die Vorbereitung war holprig. Viele Spieler sind auf einem anderen Niveau zurückgekommen, als es üblich ist. Wir konnten uns nicht so zielgerichtet vorbereiten. Insofern muss sich noch alles einspielen. Es fehlt etwas am Feinschliff, an der Kondition und der Basketballkraft. Aber das kommt jetzt. Das wurde im Laufe der Vorbereitung immer besser und jetzt sind wir so bereit, wie wir es nur sein können. Das wird bestimmt eine spannende Spielzeit.

Wie lauten die Ziele?

Aufsteigen macht für uns keinen Sinn. Wir sind freiwillig aus der ProA abgestiegen und ein erneuter Umzug in die Lanxess Arena ist nicht sinnig. Von daher wollen wir uns beweisen und wenn möglich die Playoffs erreichen. Das Wichtigste wird sein – im Internet-Stream oder live vor Ort – die Leute von uns zu überzeugen und Freude mit unserer Art Basketball zu spielen zu verbreiten.

Am Samstag geht es im ersten Spiel der ProB nach Itzehoe zum Meister der Nord-Staffel. Ist das ein glücklicher Saison-Auftakt?

Glücklich sind wir, wenn wir spielen können. Für uns ist zu vernachlässigen, gegen wen wir spielen. Alle Mannschaften sind gespannt, was es bedeutet, jetzt unter Wettkampfbedingungen anzutreten. Das ist eine Wunderkiste – keiner weiß, was passieren wird. Insofern bin ich froh, dass es anfängt und wir unter extremen Wettkampfbedingungen zeigen können, aus welchem Holz wir geschnitzt sind.

Wann würden Sie am Ende von einer erfolgreichen Saison sprechen?

Wenn wir mehr Spiele gewinnen, als wir verlieren. Wenn wir mit der Art und Weise, wie wir Basketball spielen, die Leute begeistern und überzeugen können. Wir wollen hier etwas aufbauen, was in den nächsten Jahren für mehr hält.

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