KEC in der AnalyseDas sind die Gründe für die fehlende Konstanz der Kölner Haie

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Weit und breit nur enttäuschte Gesichter: Die Mannschaft der Kölner Haie nach der 1:5-Packung gegen München.

Weit und breit nur enttäuschte Gesichter: Die Mannschaft der Kölner Haie nach der 1:5-Packung gegen München.

Mit großen Ambitionen gestartet, rangieren die Kölner Haie nach rund einem Viertel der DEL-Hauptrunde lediglich auf Platz neun. Eine Analyse des enttäuschenden Saisonstarts.

Es war eine Szene, die symptomatisch für den Auftritt der Kölner Haie stand. Louis-Marc Aubry verlor bei der Ausführung eines umkämpften Bullys seinen Helm, spielte entgegen dem Regelwerk kurz weiter und wanderte folgerichtig für zwei Minuten auf die Strafbank. Mit der Hinausstellung des Angreifers wegen „illegaler oder gefährlicher Ausrüstung“ war fünf Minuten vor der Schlusssirene auch die Aufholjagd des KEC beendet, der sich am Sonntag bei den Löwen Frankfurt nach einem 1:4-Rückstand zwischenzeitlich auf 3:4 herangekämpft hatte. In Unterzahl kassierte die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp dann einen schlampig verteidigten Sololauf von Massie Matushkin über die gesamte Eisfläche zum entscheidenden 3:5. „Das ist so ziemlich die Zusammenfassung für das heutige Spiel“, ärgerte sich Uwe Krupp. Am Ende stand nach unzureichender Darbietung eine 3:6-Pleite, aufgrund derer die Haie auch vom zweiten Spiel in der Mainmetropole binnen zwei Wochen mit sechs Gegentoren und ohne Punkte im Gepäck heimkehrten.

Die zweite gegentorreiche Niederlage des Wochenendes nach dem 1:5 vor eigenem Publikum gegen den EHC Red Bull München sorgte für neuerliche Ernüchterung beim vermeintlichen Geheimfavoriten der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und seinen mehr als 700 mitgereisten Fans. Nach rund einem Viertel der Hauptrunde belegen die Kölner einen enttäuschenden neunten Tabellenplatz, der am Ende der regulären Spielzeit lediglich für die Teilnahme an den Pre-Playoffs berechtigen würde. Anspruch und Wirklichkeit klaffen vorerst recht weit auseinander bei den Haien, die nach ihrer Transfer-Offensive im Sommer als klarer Kandidat für die Top-Sechs gehandelt wurden. Eigentlich hätten die Zeiten vorbei sein sollen, in denen der achtfache Meister um den direkten Einzug in das Playoff-Viertelfinale bangen muss. Stattdessen droht eine ähnliche Zittersaison wie im Vorjahr. 23 Punkte aus 15 Spielen bedeuten exakt dieselbe Ausbeute wie in der vergangenen Saison. Fortschritt sieht anders aus.

Wir sind eigentlich nie richtig ins Spiel gekommen. Wir waren immer einen Schritt hinterher.
Uwe Krupp, Trainer der Kölner Haie, nach der Niederlage in Frankfurt

Mit 54 erzielten Toren verfügen die Kölner zwar über die zweitgefährlichste Offensive der DEL. Am anderen Ende des Spielfeldes erweisen sie sich jedoch als so anfällig wie kaum eine andere Mannschaft. Der Gegentorschnitt von 3,5 pro Spiel markiert den drittschlechtesten Wert im deutschen Oberhaus. Die Gründe sind vielfältig. Es fängt an zwischen den Pfosten, wo Mirko Pantkowski und Neuzugang Tobias Ancicka bislang den Beweis schuldig geblieben sind, auf konstant gutem Niveau parieren zu können – dabei ist der Goalie die wichtigste Position im Eishockey. Mit den früheren NHL-Spielern Nick Bailen, Andrej Sustr und Brady Austin sowie Nationalmannschaftskapitän Moritz Müller verfügt die Kölner Hintermannschaft zwar über reichlich internationale Erfahrung – die erforderliche Stabilität und Kompaktheit fehlt bislang allerdings. Verwundbar sind die Haie vor allem dann, wenn der Gegner mit Tempo kommt. Stark ausbaufähig ist zudem das Penalty-Killing, das mit 77 Prozent im unteren Drittel der Liga liegt. In Frankfurt kassierten die Haie ihre nächsten beiden Unterzahl-Treffer.

Damit einher geht das Thema Undiszipliniertheit. Am Sonntag handelte sich der KEC gleich neun Hinausstellungen ein, von denen nicht wenige überflüssig waren. „Wir haben einfach zu viele Strafen genommen, wodurch der Gegner immer wieder in Schwung kam und das Momentum erhielt“, haderte Uwe Krupp. Er hatte „kein gutes Auswärtsspiel“ seiner Mannschaft gesehen, die mit erneut veränderten Reihen – an Stelle von Justin Schütz bildete Frederik Storm mit Alexandre Grenier und Gregor MacLeod das Paradetrio – über weite Strecken harmlos geblieben war. „Wir sind eigentlich nie richtig ins Spiel gekommen. Wir waren immer einen Schritt hinterher. Frankfurt hat das ausgenutzt“, gestand Krupp. Die wieder einmal späte Aufholjagd durch Andreas Thuresson (1:3/40., 2:4/48.; jeweils in Überzahl) sowie Gregor MacLeod (3:4/49.) wertete der Haie-Coach zwar als „Zeichen“. Insgesamt habe sich sein Team aber zu viele „individuelle Fehler“ erlaubt.

Schweres Programm vor der Deutschland Cup-Pause

Acht Siege und sieben Niederlagen sind Ausdruck fehlender Konstanz, mit der die Kölner seit Jahren zu kämpfen haben - allerdings sind die personellen Voraussetzungen in dieser Saison so gut wie schon lange nicht mehr. Da das zwischenzeitliche Hoch von drei Siegen in Folge bereits wieder verflogen ist, steht der DEL-Zuschauerkrösus vor der Deutschland Cup-Pause sportlich unter erhöhtem Zugzwang. Der Spielplan macht kurzfristig eine deutliche Leistungssteigerung erforderlich: Am Mittwoch (19 Uhr, Lanxess Arena) bekommen es die Haie mit dem Tabellenzweiten Fischtown Pinguins Bremerhaven zu tun, ehe sie zwei Tage später bei Spitzenreiter Eisbären Berlin bestehen müssen. Zum Abschluss wartet am Sonntag noch das ebenfalls knifflige Auswärtsspiel bei den Schwenninger Wild Wings. „Uns stehen ein paar schwere Spiele bevor“, meint Chefcoach Uwe Krupp, der den Kader nach seinen Wünschen zusammenstellen durfte – und mit seinen Assistenten nun ebenfalls gefordert ist.

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