MeinungWas unsere Leser über die FC-Krawalle von Nizza denken

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KR Gewalt Nizza

Ausschreitungen beim FC-Spiel in Nizza

Köln – Bei den Krawallen am Rande des Conference League-Spiels des 1. FC Köln in Nizza am 8. September wurden mehr als 30 Personen verletzt. Dieser Leser fordert die FC-Führung zum Handeln auf.

Eigentlich möchte man dieses Thema angesichts der aktuellen Problemlagen als zu profan in die Nebensächlichkeiten einordnen. Bei genauer Betrachtung muss man aber auch als Liebhaber des Fußballs als „schönste Nebensache der Welt“ in diesem Ereignis wohl mehr sehen, als einen leider wiederkehrenden und angeblich unvermeidlichen Störfaktor.

Es ist auch keine Spezialität des 1. FC Köln und seiner Anhängerschaft, sondern leider weit verbreitet. In den Fanszenen vieler Fußballvereine befinden sich zu exzessiver Gewalt bereite gefährliche Soziopathen. Wie viele andere Vereine hat auch der 1. FC Köln diese unter seiner Flagge agierende Gruppe nicht unter Kontrolle. Sie müssen sich noch nicht einmal die Mühe machen, sich zu verbergen, weil sie in organisierten Fangruppierungen Unterschlupf finden. Da wird alleine schon manche Gruppenbezeichnung zum inhaltlichen Programm, wenn sie zum Beispiel „Wilde Horde“ heißt. Wer eine kriminelle Gesinnung hat, dürfte sich hier willkommen fühlen.

Inzwischen bestätigt diese sogar ganz offen ihre Verbundenheit zu einer französischen hochkriminellen Hooligan-Gruppe mittels eines Banners im Kölner Stadion. Noch deutlicher kann es wohl nic ht propagiert werden, dass die Wortführer dieser Gruppe nicht nur die eigenen Mitglieder, sondern auch den 1. FC Köln im Griff haben.

Gerne wird auch in den Medien immer wieder von einer „kleinen Gruppe“ gesprochen. Wenn in der medialen Berichterstattung von etwa 100 Gewalttätern die Rede ist, sind das keine Einzelfälle mehr.

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Viele Jahre wird seitens der Vereinsführung von entschlossenen Gegenmaßnahmen gesprochen. Was auch immer geschehen ist, genützt hat es nichts. Im Gegenteil: Die Ausschreitungen nehmen an Häufigkeit und Intensität zu. Selbst Polizeibeamte werden auch hier in Köln offen attackiert. Inzwischen werden auch Ermittlungen wegen versuchter Tötungsdelikte geführt.

Es ist für den zivilisierten Fußballfan und Stadionbesucher nicht mehr zu begreifen, warum ein 1. FC Köln immer noch vor harten Konsequenzen gegenüber solchen Gruppierungen zurückschreckt und sie nicht schlicht und ergreifend in ihrer Gesamtheit aus dem Stadion verbannt. Moralisch liegt die Verantwortung bei der Vereinsführung und nirgendwo anders. Verantwortung hat der Verein allerdings nicht nur gegenüber seinen Mitgliedern und Kunden, sondern auch gegenüber der Stadt, deren Namen er im Vereinsnamen trägt, ihre Symbolfarben und kulturelle Eigenschaften nutzt und gerne als sportliches Aushängeschild der viertgrößten Stadt Deutschlands gesehen wird.

Da ist es erschreckend und beschämend zugleich, dass vom Verein faktisch geduldete Straftäter sich mit dem Stadtwappen maskieren und als pseudo-repräsentativen Gruß einer weltoffenen Stadt eine rot-weiße Verwüstungsspur in einer Stadt zurücklassen, in der man zu Gast war (Anm. d. Red.: Der Vorstand des 1. FC Köln hat am 12. September die Gewaltexzesse von Nizza in einem Schreiben an die Mitglieder des Vereins auf das Schärfste verurteilt und strafrechtliche Konsequenzen und Stadionverbote für Gewalttäter angekündigt).

Als friedliebender Kölner erwarte ich auch von der politischen Führung unserer Stadt, dass sie ihr künftiges Verhältnis zum 1. FC Köln überdenkt und ändert, wenn dieser weiterhin nicht bereit ist, Worten auch endlich wirksame Taten folgen zu lassen.

Rainer Weidenbach, Köln

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