Bayreuth in existenzieller KriseTelekom Baskets sind der haushohe Favorit

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Sebastian Herrera in Aktion während einens Spiels.

In seiner Rolle als Antreiber wird Sebastian Herrera auch in Bayreuth gebraucht.

Der Alleingesellschafter von Schlusslicht Bayreuth hat kurz vor dem Spiel gegen die Telekom Baskets am Sonntag seinen Rückzug angekündigt.

Die Körpersprache bei den Baskets war eindeutig. Die Köpfe gesenkt, den Blick auf den Boden gerichtet, hängende Schultern, auf dem Gesicht kein Lächeln: Über den 74:68-Erfolg in der Champions-League-Zwischenrunde gegen Bahcesehir Istanbul ärgerten sich Spieler und Trainer am Mittwoch mehr als andere Vereine über Niederlagen. Denn wie eine Niederlage fühlte sich der knappe Sieg nach der 19-Punkte-Führung an – zumindest für einen Trainer mit dem Hang zum Perfektionismus wie Bonns Coach Tuomas Iisalo.

Dabei haben Trainer und Spieler weiter alle Chancen, Baskets-Geschichte zu schreiben. Denn das Top-4-Finalturnier scheint für diese Truppe nicht unerreichbar: In der Gruppe J Platz eins oder zwei belegen, damit ins Viertelfinale einziehen, in dem es im K. o.-System mit Hin- und Rückspiel um den Einzug ins Halbfinale geht – für die Sieger wäre damit die Teilnahme am Top-4-Turnier schon perfekt.

Auf dem Papier sind die Baskets haushoher Favorit

Ein Sieg am nächsten Mittwoch beim spanischen Erstligisten Manresa (etwa 60 Kilometer von Barcelona entfernt) könnte schon richtungsweisend sein für den Sprung unter die besten Acht. Denn dann wären nur die Baskets noch ungeschlagen, die drei anderen Konkurrenten hätten mindestens eine Niederlage auf dem Konto.

Vor diesem Schlüsselspiel müssen sich die Bonner aber in ihrer Konzentration erst wieder auf die Bundesliga fokussieren, in der sie am Sonntagnachmittag (15 Uhr, Livestream auf Magenta-Sport) beim Schlusslicht Bayreuth vor einer Pflichtaufgabe stehen: Auf dem Papier sind die Baskets haushoher Favorit. Vor allem bei den Bayreuther Anhängern sieht man die Rollen angesichts der souveränen Vorstellungen der Baskets und der spektakulären Auftritte ihres Leitwolfs TJ Shorts so klar verteilt, dass sich bei den fränkischen Fans fast schon Hoffnungslosigkeit breitmacht.

Sportlichen Niedergang und existenzielle wirtschaftliche Krise in Bayreuth

Im Bayreuther Forum auf dem Portal „Schoenen Dunk“ formulierte es ein Fan nach dem Bonner 108:79-Erfolg gegen Oldenburg vor einer Woche mit Galgenhumor: „Ich befürchte ja, dass Bonn wie ein D-Zug über uns rollt. Wer soll Shorts denn stoppen? Eine Chance haben wir nur, wenn die Bonner ihn auf einem Autobahnparkplatz vergessen.“ Dass bei diesem Traditionsclub, der 1989 mit Michael Koch als Spieler die deutsche Meisterschaft gewann (von 2005 bis 2013 war Koch Trainer der Baskets), eine solche Weltuntergangsstimmung herrscht, liegt daran, dass zum sportlichen Niedergang auch eine existenzielle wirtschaftliche Krise kommt.

Denn der Alleingesellschafter Carl Steiner kündigte am Montag an, sich zum 30. Juni zurückzuziehen: „Den persönlichen Aufwand, der erforderlich ist, um den Bayreuther Basketball in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, kann und will ich nicht mehr leisten“, schrieb Steiner in einer persönlichen Erklärung.

Von dem Gedanken, dass Bayreuth, aktuell Tabellenletzter mit bislang erst drei Siegen, unter diesen Rahmenbedingungen den Klassenerhalt schaffen könnte, haben sich die meisten im Bayreuther Umfeld schon verabschiedet. Viele haben Sorge, dass es nächste Saison nicht einmal für die Pro A reichen könnte. Der letzte Sieg – ausgerechnet im Frankenderby gegen Bamberg (92:86) – gelang an Weihnachten.

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