Von Draxler bis SternkopfDie größten Fehleinkäufe der Bundesliga-Geschichte
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Julian Draxler ist beim VfL Wolfsburg aussortiert worden.
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Köln – In über 50 Jahren Bundesliga-Geschichte gab es schon den ein oder anderen Fehlgriff auf dem Transfermarkt. Wir haben die spektakulärsten Transfer-Flops gesammelt.
Julian Draxler (VfL Wolfsburg)
Das Ende des teuren Irrtums ist nur eine Frage der Zeit. Geht Julian Draxler erst im Sommer? Oder verlässt er den VfL Wolfsburg schon im Winter? Alles deutet beim angeschlagenen Bundesligisten derzeit auf die zweite Variante, die ganz schnelle Lösung des Problems hin.
Über die Tribüne auf die Transferliste - auf diesem unschönen Weg scheint die Geschichte des kostspieligsten Vereins-Einkaufs spätestens Ende Januar in Wolfsburg zu enden. Ein kostspieliges Spiel für den VW-Werksklub, der 2015 37 Millionen Euro an Schalke 04 überwies.
Die Lücke, die Robert Lewandowski durch seinen Weggang zu Bayern München bei Borussia Dortmund hinterließ, war nicht klein. Als legitimer Nachfolger sollte Ciro Immobile in die Fußstapfen des polnischen Nationalstürmers treten.
Für den FC Turin hatte Immobile eine sensationelle Saison gespielt. Als Torschützenkönig der Serie A wurde er ins Aufgebot der Squadra Azzurra berufen, um bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien mitzuwirken. Rund 18 Millionen Euro ließ sich der BVB den Transfer des italienischen Nationalspielers kosten.
Am Zuckerhut war nicht viel von ihm zu sehen. Italien überlebte die Vorrunde nicht und schied sang und klaglos aus. Anschließend brachte es der 25-Jährige unter Trainer Jürgen Klopp auf insgesamt 34 Pflichtspielpartien, dabei erzielte er zehn Tore. Nur drei Treffer gelangen ihm in der 1. Bundesliga. Zu wenig für die Ansprüche der Schwarz-Gelben.
Auch wenn Immobile beim Revier-Klub noch einen Vertrag bis 2019 besaß, drängten beide Seiten auf eine vorzeitige Trennung. Immerhin fand BVB-Manager Michael Zorc mit dem FC Sevilla einen Abnehmer, auch wenn es sich nur um ein Leihgeschäft bis 2016 handelt. Eine Rückkehr scheint aber ausgeschlossen.
Xizhe Zhang (VfL Wolfsburg)
Absolvierte kein Spiel für den VfL Wolfsburg: Xizhe Zhang
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Das Experiment des VfL Wolfsburg mit dem chinesischen Profi Xizhe Zhang hat sportlich eigentlich nie stattgefunden. Nach nur einem halben Jahr und ohne einen Pflichtspieleinsatz kehrt der 24-Jährige zurück in seine Heimat. Er kommt bei seinem Ex-Klub Beijing Guoan wieder unter.
Zumindest einige Male hatte es Zhang zwar in den Kader des Pokalsiegers geschafft, Trainer Dieter Hecking verzichtete aber auf einen Einsatz. Immerhin kann Zhang von sich behaupten, dass er der erste chinesische Spieler in der Klubgeschichte des VW-Werksklub gewesen ist. Seine Verpflichtung im Januar stand unter dem Verdacht, vor allem ein Marketing-Coup für VfL-Eigner Volkswagen zu sein.
Carlos Alberto (Werder Bremen)
Carlos Alberto machte Werder Bremen nur Probleme.
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Eigentlich ist auf das Händchen von Klaus Allofs bei seinen Aktivitäten auf dem Transfermarkt immer Verlass. Aber mit Carlos Alberto legte sich der damalige Manager von Werder Bremen ein faules Ei ins Netz. Mit rund acht Millionen Euro ist der Brasilianer noch bis heute der teuerste Spieler in der Bremer Vereinsgeschichte.
Mit dem FC Porto gewann der Brasilianer 2004 überraschend die Champions League. 2007 wechselte er dann an die Weser. Sportlich fiel der offensive Mittelfeldspieler nicht besonders auf, eher machte er mit seiner schlechten körperlichen Verfassung und vor allem mit Disziplinlosigkeiten auf sich aufmerksam. Höhepunkt war eine handfeste Auseinandersetzung vor den Augen von Trainer Thomas Schaaf beim Training. Nur ein halbes Jahr nach seiner Ankunft wurde er wieder verliehen.
Sage und schreibe zwei Spiele absolvierte er für Werder. Nach weiteren Leihgeschäften wurde das Kapitel Carlos Alberto 2010 mit dem Verkauf an Vasco da Gama geschlossen.
Marco Reich (1. FC Köln)
Marco Reich wurde in Köln nie glücklich.
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Da wir bis heute nicht genau wissen, was mit den Häßler-Millionen geschehen ist, zählt die Personalie Marco Reich zu den größten Geldverschwendungen in der Geschichte der 1. FC Köln. Im Fall Reich gibt es wenigstens handfeste Beweise. 2001 überwies der FC drei Millionen Euro an den 1. FC Kaiserslautern für den Offensivspieler. Damals zählte er zu den größten Hoffnungen im deutschen Fußball. Erich Ribbeck berief ihn sogar ins Nationalteam, was damals nicht so schwer war.
Beim FC konnte er aber bei Weitem nicht an die früheren Leistungen anknüpfen. Nicht ein Tor gelang ihm in 24 Spielen. Nach nur einer Spielzeit versuchte Reich einen Neuanfang bei Werder Bremen. Die Ablöse betrug 250.000 Euro. Ein grandioses Minusgeschäft.
Jan Simak (Bayer Leverkusen)
Jan Simak im Bayer-Dress.
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Fast im Alleingang schoss Jan Simak Hannover 96 zurück in die 1. Liga. Die Halbe Bundesliga eröffnete anschließend die Jagd auf den Tschechen. Schließlich erhielt Bayer Leverkusen 2002 den Zuschlag. Kostenpunkt: 6,5 Millionen Euro. Beim Werksklub sollte er den abgewanderten Michael Ballack, der zum FC Bayern München wechselte, ersetzen.
Die hohen Erwartungen bei der Werkself konnte der Mittelfeldspieler nicht erfüllen. Abseits des Platzes sorgte er mit Schlägereien und Alkoholmissbrauch eher für Schlagzeilen. 22 Einsätze (drei Tore) später war sein Weg bei Bayer auch schon vorbei. 2003 kehrte Simak auf Leihbasis nach Hannover zurück, 2004 löste Bayer den Vertrag auf. Der VfB Stuttgart und FSV Mainz 05 wagten es später auch noch mal, aber die beiden Klubs zahlten keine Ablöse wie Bayer.
Albert Streit (Schalke 04)
Bei den Schalker Fans eine Persona non grata: Albert Streit
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Auf Schalke hat Albert Streit keine Freunde mehr. Allein der Wechsel von Eintracht Frankfurt zu den Königsblauen entwickelte sich zu einer Posse. Nachdem sich die beiden Vereine 2008 endlich auf eine Ablösesumme einigen konnten, hatten die Schalker wenig Freude an dem Mittelfeldspieler. Erst sortierte ihn Trainer Fred Rutten aus, sein Nachfolger Felix Magath stellte ihn nur wenige Wochen nach seinem Dienstantritt vom Training frei.
Streit kündigte anschließend an, seinen gut dotierten Vertrag bis 2012 aussitzen zu wollen. Dies kam besonders bei den S04-Fans nicht gut an. Bei einem Spiel der 2. Mannschaft wurde er von den eigenen Anhängern obszön beschimpft. Trotzdem hielt Streit an seiner Marschroute fest.
Der nächste negative Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten. Ohne auch nur ein Spiel für Schalke in der 1. Liga in der Saison 2009/10 zu absolvieren, kassierte Streit eine Prämie von 250.000 Euro für das Erreichen der Champions League.
Erst nach drei Jahren endete der Alptraum im August 2011. Schalke kündigte den Vertrag fristlos, da sich Streit angeblich geweigert hatte, sich mannschaftsdienlich zu verhalten. Es drohte ein juristisches Nachspiel, doch man einigte sich außergerichtlich auf eine Abfindung, über die bis heute nichts bekannt wurde. Vielleicht auch ganz gut so.
Michael Sternkopf (FC Bayern München)
Michael Sternkopf fand sich bei Bayern München nie zurecht.
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Allein die Ablösesumme von 3,4 Millionen D-Mark, die der FC Bayern München 1990 für Michael Sternkopf an den Karlsruher SC überwies, lässt erahnen, welche Erwartungen an den Sunnyboy geknüpft waren. Der Bravo-Boy mit den langen Haaren und dem breiten Grinsen konnte die hohen Ansprüche nie erfüllen.
Fünf Jahre verbrachte der Offensivspieler an der Säbener Straße, schoss aber nur vier Tore in insgesamt 94 Spielen. Immerhin durfte er 1994 den einzigen Titel seiner Karriere mit dem FCB feiern.
Später kam heraus, dass Sternkopf bei Bayern unter Depressionen litt.
Victor Ikpeba (Borussia Dortmund)
Enttäuschte bei Borussia Dortmund auf ganzer Linie: Victor Ikpeba
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Unter Trainer Arsene Wenger machte sich Victor Ikpeba beim AS Monaco einen Namen. 55 Treffer gelangen dem Nigerianer in 170 Spielen. Er führte das Fürstentum zur französischen Meisterschaft und wurde zu Afrikas Fußballer des Jahres gekürt.
Im gleichen Jahr schlug Borussia Dortmund zu. Die Schwarz-Gelben überwiesen rund sechs Millionen Euro nach Monaco. Der Stürmer konnte sich beim BVB nicht durchsetzen und machte in 30 Spielen nur drei Tore. 2001 wurde er an Betis Sevilla ausgeliehen. Ein Jahr später führte sein Weg zurück nach Afrika. Für die nigerianische Nationalmannschaft bestritt er 30 Länderspiele.
Luuk de Jong (Borussia Mönchengladbach)
Luuk de Jong war der teuerste Transfer in der Geschichte von Borussia Mönchengladbach.
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Der niederländischer Stürmer Luuk de Jong ist bis heute der teuerste Transfer in der Vereinsgeschichte von Borussia Mönchengladbach – gleichzeitig auch das größte Verlustgeschäft. Sag und schreibe zwölf Millionen Euro zahlten die Fohlen an den PSV Eindhoven.
Zwei Spielzeiten später führte sein Weg auch schon wieder zurück in seine Heimat. Eindhoven zahlte aber nicht einmal die Hälfte des Kaufpreises. 5,5 Millionen Euro war de Jong nur noch wert. Das Borussia-Trikot streifte er insgesamt 39 Mal über und markierte sechs Tore. Mit jedem Tor wurde er also eine Millionen Euro billiger.
Thomas Berthold (FC Bayern München)
Stammgast auf der Tribüne im Münchner Olympiastadion: Thomas Berthold
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An insgesamt drei WM-Endrunden nahm Thomas Berthold teil. Höhepunkt war der WM-Titel 1990 mit dem DFB-Team von Teamchef Franz Beckenbauer. Aber bei Bayern München fiel der Abwehrspieler durchs Raster.
Nach seinem Wechsel vom AS Rom nach München 1991 riss Trainer Erich Ribbeck relativ schnell der Geduldsfaden. Ribbeck sortierte den launischen Berthold schnell aus. Von da an spielte er keine Rolle mehr.
Als ihm der Wechsel zum VfB Stuttgart untersagt wurde, setzte sich Berthold in der Saison 1992/93 einfach auf die Tribüne. Er absolvierte kein einziges Spiel und musste nach der Freistellung noch nicht einmal trainieren. Der damalige Schatzmeister Kurt Hegerich bezeichnete Berthold deshalb als „bestbezahlten Golfprofi nach Bernhard Langer“.
Fredi Bobic (Borussia Dortmund)
Fredi Bobic fand beim BVB nicht sein Glück.
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Beim VfB Stuttgart mischte Fredi Bobic Mitte der 90er gemeinsam mit Krassimir Balakov und Giovanne Elber die Liga auf. Landesweit war das „Magische Dreieck“ gefürchtet. Dann wurde es auseinandergerissen. Elber ging zum FC Bayern München, Bobic zog es zu Borussia Dortmund, nur Balakov blieb.
Bei den Schwarz-Gelben entwickelte sich der Stürmer zum Ladenhüter. Von 1999 bis 2002 stand der Ex-Nationalstürmer beim BVB unter Vertrag, fand aber unter Trainer Matthias Sammer keine Beachtung. Bobic flüchtete auch zwischenzeitlich zu den Bolton Wanderers, bevor er bei Hannover 96 wieder zu alter Form fand.