Brückeneinsturz von BaltimoreCrew von havariertem Frachter war zwei Monate an Bord „gefangen“

Lesezeit 2 Minuten
Baltimore: Die „Dali“ wird am 20. Mai an einen Anleger geschleppt. Am Bug des Schiffes sind die Zerstörungen durch den Brücken-Crash zu sehen.

Baltimore: Die „Dali“ wird am 20. Mai an einen Anleger geschleppt. Am Bug des Schiffes sind die Zerstörungen durch den Brücken-Crash zu sehen.

Sogar ihre Handys waren der Crew des Frachtschiffs, das eine riesige Brücke im Hafen von Baltimore zum Einsturz brachte, abgenommen worden.

Acht Wochen nach dem schweren Unglück im Hafen von Baltimore geht es endlich auch für Besatzung der „Dali“ weiter: Am Montag (20. Mai) wurde der Havarist endlich an einen Anleger gezogen, die Crew konnte das erste Mal seit dem 26. März das Containerschiff verlassen. Bei dem Unglück, bei dem die „Dali“ die Francis Scott Key Bridge zum Einsturz gebracht hatte, waren sechs Menschen ums Leben gekommen.

Die 21-köpfige Crew, die aus Indien und Sri Lanka stammt, hatte auf dem Schiff bleiben müssen. Die Männer fühlten sich durch das Unglück und das Wissen um die Opfer ebenfalls stark belastet, wie CNN berichtet. Sie mussten jeden Tag auf die Unglücksstelle blicken, an der die Brücken-Bauarbeiter lateinamerikanischer Herkunft ihr Leben verloren. Ihr Schiff hatte, bedingt durch einen Stromausfall, einen Brückenpfeiler gerammt und dadurch die 2,5 Kilometer lange, vierspurige Stahlfachwerk-Brücke zum Einsturz gebracht.

Baltimore: Besatzung der „Dali“ war festgesetzt

Das FBI konfiszierte die Handys der Crew, um den Vorfall untersuchen zu können. Das löste Angst bei den Seeleuten aus. Später erhielten sie dann neue Handys. Einige befürchteten laut CNN auch, persönlich für das Unglück strafrechtlich zur Verantwortung gezogen zu werden. Der Umgang mit der Besatzung der „Dali“ hatte bei der Seefahrer-Gewerkschaft Singapore Maritime Officers‘ Union Kritik ausgelöst.

Zudem konnte das Schiff zunächst gar nicht freigeschleppt werden, da es in den Trümmern der Brücke festsaß. Erst in der vergangenen Woche war ein Teil der gewaltigen Brückenkonstruktion, der auf das Schiff gestürzt war, mit Sprengladungen in die Luft gejagt worden. So konnte die „Dali“ freikommen. Die Beschädigungen durch das Brückenteil und die Sprengung waren am Montag am Bug des Schiffes deutlich zu erkennen.

Crew der „Dali“ muss möglicherweise noch in den USA bleiben

Laut internationalen Seeverkehrsvorschriften muss immer ein Teil der Crew an Bord bleiben, um Gefahren abzuwenden. Vor allem die Lage der „Dali“ in der Flussmitte war gefährlich. Zudem könnten auf dem beschädigten Schiff ein Feuer ausbrechen, da die Maschinen weiterhin liefen. 

Nun wurde das Schiff endlich mit Schleppern an einen Anleger gezogen. Der Schiffsverkehr rund um den Hafen von Baltimore kann sich wieder normalisieren.

Doch ob für die Crew ein Ende der Leidenszeit schnell kommt, darf bezweifelt werden. Denn aufgrund einer Reihe von Komplikationen – darunter US-Visa, die während ihrer „Gefangenschaft“ abgelaufen sind – könnte es Wochen oder sogar Monate dauern, bis die Besatzungsmitglieder das Land verlassen können. 

Nachtmodus
Rundschau abonnieren