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Klimagipfel im bedrohten AmazonasIm Regenwald geht es vor allem ums Geld

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Mitten im Regenwald liegt die brasilianische Metropole Belem.

Mitten im Regenwald liegt die brasilianische Metropole Belem.

Mitten im brasilianischen Regenwald, von dem bereits ein Fünftel zerstört ist, beraten ab 10. November 50.000 Teilnehmer über die Zukunft des Weltklimas. 

Symbolträchtiger kann der Ort eines Weltklimagipfels nicht sein: In der brasilianischen Millionenstadt Belem, mitten im Amazonas-Regenwald, findet ab 10. November die 30. UN-Konferenz zu diesem Thema statt. In einer Region also, die eine zentrale Bedeutung für das Weltklima hat und zugleich Sinnbild des Umgangs mit den Grundlagen des Lebens ist. Denn rund ein Fünftel des Gebietes wurde in den vergangenen Jahrzehnten zerstört, meist durch Brandrodung, um landwirtschaftliche Flächen zu schaffen. Als wirklich intakt gilt nur noch ein Drittel des Regenwaldes.

Im Vorfeld der Konferenz hat der brasilianische Präsident Lula da Silva ein 125 Milliarden US-Dollar umfassendes Programm angekündigt, mit dessen Hilfe die Vernichtung von Regenwald bis 2030 gestoppt werden soll.

Zerstörung des Regenwaldes hat sich verlangsamt

Das Ausmaß der Zerstörung konnte in den vergangenen Jahren bereits deutlich reduziert werden, allerdings hatte es unter da Silvas Vorgänger Bolsonaro auch drastisch zugenommen. Und auch im Zeitraum zwischen Sommer 2024 und Sommer 2025 ging nach Angaben der brasilianischen Behörden immer noch eine wertvolle Fläche von rund 5800 Quadratkilometern verloren. Das entspricht etwa der sechseinhalbfachen Fläche Berlins.

Der Amazonas-Regenwald gilt als einer der wesentlichen „Kipppunkte“. Wenn die globale Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad über das vorindustrielle Maß steigt, wird der Regenwald womöglich weitgehend absterben, und dies hätte Folgen für das gesamte Weltklima. Diese Gefahr ist real: 2024 war erneut das wärmste je gemessene Jahr, die Durchschnittstemperatur lag nach den Daten der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) um 1,55 Grad über dem Schnitt der Jahre 1850 bis 1900. Um die Erwärmung unter zwei Grad zu halten, müsste der Ausstoß an Treibhausgasen schnell und massiv gesenkt werden. Tatsächlich aber ist er im vergangenen Jahr weltweit erneut angestiegen, auf 39,6 Milliarden Tonnen. Ein Grund dafür war auch die hohe Zahl an Waldbränden, die wiederum aufgrund des Klimawandels häufiger und dramatischer werden. Eine internationale Studie hat 2024 ergeben, dass das globale Ausmaß an Waldbränden allein aufgrund des Klimawandels bereits um 15 Prozent gestiegen ist. Und die Vernichtung dieser wertvollen Kohlendioxid-Speicher wiederum heizt den Klimawandel an.

Ein Teufelskreis, den die UN-Gemeinschaft durchbrechen will. Die etwa 50.000 Teilnehmer und Beobachter des Gipfels werden die Risiken des Klimawandels im Regenwald unmittelbar vor Augen haben. Ob das eine Einigung in Belem befördert, bleibt abzuwarten – wahrscheinlich über das geplante Ende am 21. November hinaus, denn in der Regel werden die Weltklimakonferenzen verlängert, um auf den letzten Drücker noch Kompromisse zu erzielen. Und das erscheint umso schwieriger, wenn es vor allem um sehr viel Geld geht. Bei der letzten Klimakonferenz in Aserbaidschan 2024 hatten die Industrieländer den weniger entwickelten Ländern jährlich 300 Milliarden Dollar zugesagt, um damit klimaschädliche Auswirkungen zu begrenzen und vor allem Anpassungen an den schon unvermeidlichen Wandel vorzunehmen.

Zugesagte Mittel reichen bei weitem nicht

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat nun gerade vorgerechnet, dass diese Summe bei weitem nicht ausreichen wird. Die erst für das Jahr 2035 angepeilten 1,3 Billionen Dollar an Hilfen für die ärmeren Länder pro Jahr müssen laut UNEP schon möglichst bald realisiert werden. Ob eine entsprechende Vereinbarung in Belem erreichbar ist, scheint jedoch sehr fraglich.