Es geht um Korruptionsverdacht: Aussagen des Ex-Finanzberaters stellen das gute Image des Mini-Staats infrage.
KorruptionsverdachtDroht Fürst Albert ein „Monaco-Gate“?

Monacos Fürst Albert (2.v.r.) und Fürstin Charlene von Monaco (2.v.l.) nehmen an der Amtseinführung von Papst Leo XIV. auf dem Petersplatz teil. (Archivbild)
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Das Timing ist nicht ideal für den monegassischen Fürsten Albert. Kurz bevor er am Wochenende in großem Pomp den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron und dessen Frau Brigitte zum Staatsbesuch in Monte-Carlo empfing, sickerte durch, dass die EU-Kommission plant, Monaco auf die Liste der „Hochrisiko-Drittländer“ zu setzen, die die Anforderungen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung nicht erfüllen – allen Bemühungen Alberts um ein besseres, „sauberes“ Image für den Ministaat an der Côte d'Azur, ein erklärtes Paradies für Reiche, zum Trotz.
Und damit nicht genug: Gerade brachte die Zeitung „Le Monde“ neue Enthüllungen in einer Affäre ans Tageslicht, die sie als „Monaco-Gate“ bezeichnet. Bereits im vergangenen Jahr veröffentlichte das Blatt einen Teil des Inhalts der Notizbücher, in denen Alberts ehemaliger Finanzverwalter, der Steuerfachmann Claude Palmero, die Inhalt von deren häufigen Gesprächen akribisch genau aufgeschrieben hatte. Es ging darin um teils fragwürdige Finanzoperationen – und um viel Geld für die diversen Mitglieder der Grimaldi-Familie und deren kostspieligen Lebensunterhalt.
Jahrzehntelang die rechte Hand der Fürsten
Nun hat die Zeitung Einsicht in die Aussagen erhalten, die Palmero in einem laufenden Verfahren gegenüber der Polizei gemacht hat. Nachdem der 68-Jährige wie schon sein eigener Vater jahrzehntelang als rechte Hand für die Fürsten – früher Rainier III, dann dessen Sohn und Nachfolger Albert II – gewirkt hatte, haben sich beide Männer vor zwei Jahren heftig zerstritten.
Albert, möglicherweise unter dem Einfluss des monegassischen Immobilienmilliardärs Patrice Pastor, warf seinem früheren Mitarbeiter vor, sein Vertrauen missbraucht und sich selbst bereichert zu haben und erstattete Anzeige. Palmero wiederum klagte gegen seine fristlose Entlassung und verlangte Schadensersatz in Höhe von einer Million Euro, bislang vergeblich. Als Alberts langjährige „graue Eminenz“ hat er eine tiefe Kenntnis von allen Vorgängen im Fürstentum, vor allem finanzieller Art – auch von jenen, die unbedingt geheim bleiben sollten und die nun doch ans Licht kommen.
Dazu gehört beispielsweise Fürst Alberts Frage im Frühjahr 2017 an Palmero, ob seine Pariser „Junggesellenwohnung“, die er fünf Jahre zuvor für ihn gefunden hatte, bereit sei – er wolle sie demnächst nutzen.
Tatsächlich lief die Wohnung auf Palmeros Namen. Albert zufolge hat sich sein Vertrauter dieser bemächtigt, während der Finanzfachmann selbst erklärte, er sei der Einzige gewesen, den der Fürst mit einer solch heiklen Bitte betrauen konnte. Also er habe er sich darum gekümmert.
Dasselbe galt für Alberts ehemalige Geliebte Nicole Coste, mit der er einen unehelichen Sohn, den 21-jährigen Alexandre, hat. Palmero sagt, er habe nicht nur die heimliche Anerkennung des Jungen organisiert, sondern auch die nach seinen Worten „exzessiven Ausgaben“ für Coste: die Gehälter und Verträge ihrer Hausangestellten in London sowie den Kauf eines luxuriösen Appartements für rund 8,5 Millionen Euro in der britischen Hauptstadt. Alberts Ehefrau Charlene sollte nicht davon wissen; das dürfte nun unvermeidbar sein, da es in der Presse steht. Palmero sagte laut „Le Monde“ außerdem aus, dass das Vermögen der Fürstenfamilie über mehrere Umwege in Unternehmen mit Sitz in Panama angelegt sei: „Jedes Mitglied hat seine eigene panamaische Firma.“
Klärt der Fürst Probleme mithilfe von Bargeld?
Weitere solcher Unternehmen auf den Namen von Albert sowie seinen Schwestern Caroline und Stéphanie befänden sich auf den britischen Jungferninseln.
Darüber hinaus gibt es den Verdacht eines „Systems der Berechnung fiktiver Leistungen“, um Geld zu veruntreuen. Palmero zufolge habe der Fürst „häufig Bedarf an Bargeld“, um verschiedene Probleme auf diskrete Weise zu lösen, etwa „den Aufkauf kompromittierender Fotos“.
Auch berichteten „Le Monde“ sowie das Investigativmagazin „Mediapart“ bereits über die mögliche Überwachung von Ministern, Beratern des Fürsten wie auch von Journalisten und einem Richter, der inzwischen Klage eingereicht hat.