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Lawine und SchneesturmNeun Tote im Himalaya – darunter ein Deutscher und fünf Italiener

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Blick aus dem Flugzeug auf das Himalaya-Gebirge mit dem Mount Everest. In der Region des Yalung Ri kamen mehrere Personen ums Leben.

Blick aus dem Flugzeug auf das Himalaya-Gebirge mit dem Mount Everest. In der Region des Yalung Ri kamen mehrere Personen ums Leben.

Mindestens neun Bergsteiger sind im Himalaya ums Leben gekommen, darunter fünf Italiener. Grund ist das schlechte Wetter der vergangenen Woche.

Bei einer Lawine auf ein Basislager von Bergsteigern im Himalaya sind ein Deutscher und sechs weitere Menschen ums Leben gekommen. Neben dem Deutschen seien drei Italiener, ein Franzose und zwei Nepalesen gestorben, teilte das Expeditions-Unternehmen Dreamers Destination mit. Fünf Überlebende wurden nach Angaben der Polizei am Dienstag gerettet.

Die Schneemassen hatten am Montagmorgen zwölf Menschen in dem Basislager am 5630 Meter hohen Berg Yalung Ri im Osten Nepals getroffen. Das Basislager befindet sich auf 4900 Metern Höhe. Sherpa Phurba Tenjing sagte am Dienstag der Nachrichtenagentur afp, er habe die Unglücksstelle noch am Montag erreicht und sieben Leichen gesehen. Seine Firma hatte die Himalaya-Expedition für drei der sieben Opfer organisiert.

Sterbliche Überreste sollen geborgen werden

Offenbar hatten sich die Bergsteiger am relativ leicht zu besteigenden Yalung Ri akklimatisiert und vorbereitet, um den den über 6300 Meter hohen Dolma Khang (6332 m) zu besteigen.  Dieser ist ein Nachbargipfel des Yalung Ri und hat einen mittleren Schwierigkeitsgrad. Er gilt als der vermutlich am leichtesten zugängliche Berg mit mehr als 6000 Metern Höhe.

Unter den Überlebenden waren nach Angaben der Polizei zwei Franzosen. Die Suchmannschaften hätten den Unglücksort am Dienstagmorgen mit einem Hubschrauber erreicht und die fünf Menschen gerettet, sagte der Polizist Gyan Kumar Mahato. Nach Angaben von Dreamers Destination sollen auch die sterblichen Überreste der Toten geborgen werden.

Verletzte Bergsteiger riefen verzweifelt um Hilfe

Kurz nach dem Lawinenabgang hatten die verletzten Bergsteiger ihre Kameraden, die im Dorf Na zurückgeblieben waren, noch um Hilfe gerufen, wie die „Kathmandu Post“ berichtet. „Die Retter konnten jedoch aufgrund des schlechten Wetters nicht schnell genug zur Unglücksstelle gelangen, was zu der hohen Opferzahl führte“, sagte Mahato der Zeitung. Der Einsatz eines Helikopters war zunächst nicht möglich.

Offenbar spielten sich dramatische Szenen ab. „Wir haben geschrien und geweint, aber niemand konnte uns erreichen“, berichtet einer der Verletzten. Ihnen wurde demnach angekündigt, dass ein Hubschrauber in vier Stunden kommen solle – in der Zwischenzeit starben einige der Kameraden. 

Weitere Tote aus Italien am Panbari

Neben den zahlreichen Bergsteigern am Yalung Ri starben auch zwei Italiener in einer anderen Region des Himalaya. 200 Kilometer weiter im Osten Nepals waren sie auf dem Weg zum Gipfel des 6887 Meter hohen Panbari in einem Hochlager eingeschneit worden und galten als vermisst. Am Dienstag kam die Nachricht, dass sie nur noch tot aufgefunden werden konnten. 

Rettungskräfte entdeckten Alessandro Caputo aus Mailand und Stefano Farronato aus Bassano del Grappa in ihrem Zelt auf rund 5200 Metern Höhe. Sie lagen noch in ihren Schlafsäcken, begraben unter drei Meter dicken Schneedecke, wie italienische Medien berichten. Die beiden Italiener waren bereits in der Nacht auf den 27. Oktober von einem Zyklon überrascht worden. Die Gegend um den Panbari gilt als abgelegen, die Kommunikation ist dort schwierig.

Wie italienische Medien berichten, war ursprünglich eine dritte Person mit Caputo und Farronato unterwegs gewesen: Valter Perlino aus Pinerolo. Er überlebte wie durch ein Wunder. Eine plötzliche Erkrankung hielt ihn im Basislager fest, und er gab seinen Gipfelversuch auf. Er hatte auch Alarm geschlagen und seine beiden nach dem Durchzug des Zyklons vermissten Begleiter gemeldet. Er wurde per Hubschrauber gerettet.

Bergsteiger saßen im Schneesturm am Everest fest

In Nepal befinden sich acht der zehn höchsten Berge der Welt, darunter der Mount Everest. Die Gipfel ziehen jedes Jahr hunderte Bergsteiger an. Die Bergsteigersaison im Herbst ist dabei weniger beliebt als das Frühjahr, weil die Tage kürzer und kälter werden und starke Schneefälle drohen.

In der vergangenen Woche hatte der Zyklon „Montha“ in ganz Nepal heftige Regen- und Schneefälle ausgelöst. Auf beliebten Trekkingrouten im Himalaya saßen deshalb zahlreiche Bergsteiger fest.

Auch die Rolwaling-Gebirgsgruppe, zu der der Yalung Ri gehört, war von mehrere Tage lang anhaltendem Schneefall und schlechten Wetterbedingungen betroffen. Obwohl die Bergsteiger erst nach Besserung des Wetters aufbrachen, war die Schneedecke aber immer noch instabil. (mit afp)