Er brachte Homosexualität ins öffentliche Bewusstsein: Filmemacher Rosa von Praunheim ist mit 83 Jahren gestorben.
Trauer um queere IkoneKult-Regisseur Rosa von Praunheim ist tot

Filmregisseur Rosa von Praunheim hält den Ehrenpreis des 41. Filmfestivals Max Ophüls Preis in der Hand. (Archivbild)
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Rosa von Praunheim ist tot. Der Regisseur, Autor und Aktivist starb laut übereinstimmenden Berichten des Magazins „Stern“ und der Tageszeitung „Tagesspiegel“ im Alter von 83 Jahren in Berlin.
Rosa von Praunheim polarisierte und bewegte
Bundesweite Bekanntheit erlangte er Anfang der 1970er-Jahre mit dem Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“, der erstmals offen über Homosexualität in der Bundesrepublik sprach und heftige Reaktionen auslöste. Zugleich galt Rosa von Praunheim als Wegbereiter und Mitbegründer der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in Deutschland.
Zum Kultfilm wurde kurz darauf auch „Die Bettwurst“. Der 1971 entstandene Low-Budget-Film parodiert mit bewusst überzeichneter Ästhetik und provokantem Humor das bürgerliche Kino und gilt als erster deutscher Camp-Film.
Auch Filme wie „Unsere Leichen leben noch“ (1981), in dem Rosa von Praunheim die Geschichte von Verfolgung, Unterdrückung und Selbstbehauptung homosexueller Menschen in Deutschland nachzeichnet, oder „Ein Virus kennt keine Moral“ (1986), der früh und provokant die gesellschaftliche Stigmatisierung von AIDS thematisierte, zählen zu seinen prägenden Arbeiten.
Rosa von Praunheim hatte kurz vor seinem Tod geheiratet
Jahre später sorgte er erneut für heftige Kontroversen: 1991 nannte er in der RTL-Sendung „Explosiv – der heiße Stuhl“ öffentlich prominente Homosexuelle wie Alfred Biolek und Hape Kerkeling. Das indirekte Outing löste eine intensive Debatte über Privatsphäre, Medienverantwortung und Selbstbestimmung aus und gehörte zu den umstrittensten Momenten seiner Karriere.
Sein letzter Film „Satanische Sau“ ist ein Doku-Spielfilm, der 2025 in der Sektion Panorama Dokument seine Weltpremiere bei den 75. Internationalen Filmfestspielen Berlin feierte. Zu den jüngeren Filmen der LGBTQIA+-Ikone zählen außerdem „Dreißig Jahre an der Peitsche“ (2024) sowie „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ (2022). Bis zuletzt setzte er sich filmisch mit queeren Biografien, Außenseitertum und gesellschaftlichen Machtverhältnissen auseinander und verstand Kino weiterhin als politisches Werkzeug.
Noch wenige Tage vor seinem Tod hatte Rosa von Praunheim privat einen besonderen Schritt gewagt. Der Regisseur heiratete seinen langjährigen Lebensgefährten Oliver Sechting. Die Trauung fand am Freitag statt, wie von Praunheim selbst kurz darauf auf Instagram öffentlich machte.
Dort teilte er unter anderem ein Foto zweier Hände mit auffälligen Trauringen in Froschform – ein Motiv, das seinen Sinn für Ironie und Selbstinszenierung widerspiegelte. Die Hochzeit wurde von vielen als spätes, bewusstes Zeichen persönlicher Freiheit und Selbstbestimmung gelesen, das gut zu seinem lebenslangen Einsatz für Sichtbarkeit und Akzeptanz passte.
