Altena: Durch Starkregen kam es zu einem Erdrutsch. Die Straße wurde gesperrt.
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Land unter in Düsseldorf, Altena und Hagen. Diese Städte traf das „Tief Bernd“ mit voller Wucht. Und Entspannung ist nicht in Sicht NRW-Innenminister Herbert Reul sprach von einer „außerordentlich schwierigen Lage“ in einigen Regionen des Landes. „Die weitere Entwicklung ist derzeit nicht mit Sicherheit absehbar“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Das Tief „Bernd“ soll nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auch in den kommenden Tagen teils heftige Niederschläge in einige Regionen Deutschlands bringen.
Düsseldorfer müssen ihre Wohnungen verlassen
Die Stadt Düsseldorf forderte am Mittwoch wegen einer drohenden Überschwemmung die Anwohner im Stadtteil Grafenberg zum Verlassen ihrer Wohnungen auf. Besonders betroffen vom steigenden Hochwasser der Nördlichen Düssel seien etwa 350 Gebäude der Ostparksiedlung, teilte die Stadt am Mittwoch mit.Hier wurde am Nachmittag der Strom abgestellt. Es wurde damit gerechnet, dass die Keller bis zu einer Höhe von zwei Metern überflutet werden könnten. Für die Anwohner wurde eine Betreuungsstelle eingerichtet. Die A44 wurde wegen eines vollgelaufenen Tunnels in beide Richtungen bis Donnerstag gesperrt.
In Erkrath stand das Wasser so hoch, dass nur noch das Dach dieses Autos zu sehen war.
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Im benachbarten Erkrath mussten etwa 100 Bewohner eines Flüchtlingswohnheimes wegen Überschwemmungen ihre Unterkunft verlassen. Sie kamen im Bürgerhaus unter.
Noch härter traf es die 76 Bewohner eines Altenheimes in Hagen, das überflutet wurde. „Das Seniorenheim ist unbewohnbar geworden“, sagte ein Stadt-Sprecher. Die Bewohner sollten auf andere Einrichtungen verteilt werden. Nach heftigen Regenfällen waren einige Ortsteile zum Teil nicht mehr zu erreichen. Die Wassermassen ließen sogar Gebäudeteile einstürzen. „Die Leute sind verzweifelt“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Hagen. Der Krisenstab der Stadt richtete ein Hilfsgesuch an die Bundeswehr.
In Hagen musste ein Seniorenheim evakuiert werden. Es ist unbewohnbar.
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Altena im Sauerland war am Mittwoch „so gut wie nicht erreichbar“, teilte die Polizei mit. Von den umliegenden Hängen seien an mehreren Stellen größere Wassermengen auf die Stadt herabgestürzt, es sei zu „massiven Abrutschen“ gekommen. Das Hochwasser an der Lenne verschärfte die Situation. Das Wasser des über die Ufer getretenen Flusses laufe bereits in die Innenstadt, hieß es am Nachmittag. Mehrere Straßen wurden gesperrt. Bisher habe es keine Verletzten gegeben.
Hochwasser-Warnwerte vielerorts überschritten
Auch in anderen Teilen des Bundeslandes wurden Bäche zu reißenden Strömen. Es kam zu Erdrutschen, Straßen wurden überspült, Keller liefen voll, der Bahn- und Straßenverkehr war gestört. An zahlreichen Flüssen in Nordrhein-Westfalen wurden Hochwasser-Warnwerte überschritten. In Rheinland-Pfalz wurde die Schifffahrt auf dem Rhein deshalb schon eingeschränkt.
Rummenohl: Wasser läuft aus dem Vorgarten eines Hauses. Heftige Regenfälle in der Nacht sorgen für Schlammlawinen und Überflutungen.
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Nach Angaben Reuls hatten am Nachmittag NRW-weit rund 3900 Kräfte fast 2100 Einsätze bewältigt. „Viele von ihnen sind ehrenamtlich tätig und arbeiten gerade unermüdlich, um die Wassermassen zu bewältigen.“
Auch in der Region Köln Bonn waren die Feuerwehren im Dauereinsatz. 450 Einsätze waren es allein in Köln bis 18 Uhr. Zeitweise musste im Autobahnkreuz Köln-Süd die Auffahrt auf die A4 von der A555 gesperrt werden. Im Industriegebiet bei Engelskirchen-Ehreshoven wurde das Dach eines Betriebes auf 50 Quadratmetern vom Regen eingedrückt.
, Würselen: Trümmer des Dachs liegen in einem Einzelhandelsgeschäft in einem Einkaufszentrum. Das Flachdach des Ladenlokals war im Starkregen eingestürzt.
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Im Rhein-Erft-Kreis zählte die Feuerwehr hundert Einsätze. In Euskirchen drohte der Veybach über die Ufer zu treten. Die Feuerwehr stapelte Sandsäcke gegen die Fluten. Auch im Rhein-Sieg-Kreis rüsteten sich die Feuerwehren. Hier stiegen die Pegel von Agger und Sülz in rasantem Tempo.
Zwei Vermisste in Sachsen und Baden-Württemberg
Im sächsischen Erzgebirgskreis wurde ein 53-Jähriger von einer Sturzflut mitgerissen und bis Mittwochnachmittag immer noch vermisst. Der Mann hatte am Dienstagabend wegen des stark gestiegenen Pegels des Dorfbaches versucht, sein Grundstück vor den Wassermassen zu schützen. Dabei wurde er nach Angaben von Anwohnern mitgerissen. Die Suche gestalte sich wegen des hohen Wasserstandes des Steinbaches und der topographischen Gegebenheiten als schwierig.
Bereits in der Nacht zum Montag soll in Baden-Württemberg ein 81 Jahre alter Mann bei Arbeiten an seinem Haus in den Fluss Jagst gestürzt sein, der nach starken Regenfällen Hochwasser führte. Auch er wurde am Mittwoch weiterhin vermisst.
Am späten Dienstagabend war im Landkreis Hof in Bayern wegen der Unwetter mit starken Regenfällen der Katastrophenfall ausgerufen worden. Am Mittwochmorgen wurde er nach einer Entspannung der Lage wieder aufgehoben. Mehr als 50 Feuerwehren mit knapp 1000 Leuten sowie 140 Angehörige des Technischen Hilfswerks (THW) waren im Dauereinsatz.
Auch in Thüringen gab es Dauerregen und länger anhaltenden Starkregen. Im Land wurden mehrere Straßen überschwemmt und Keller geflutet. In Baden-Württemberg führte anhaltender Regen zu Hochwasser an Rhein und Bodensee. Am Dienstagabend wurde die Schifffahrt bei Karlsruhe gesperrt. Der anhaltende Regen bereitete auch Städten und Gemeinden an Rhein und Mosel in Rheinland-Pfalz Sorgen.
Laut DWD-Prognosen lassen die Regenfälle am Donnerstag im Westen nach und ziehen vermehrt in den Südwesten und Süden. Allerdings seien die Wassermengen in der Fläche nicht mehr so ausgeprägt wie noch am Mittwoch. Unwetterartige Starkregenfälle könnten aber lokal nicht ausgeschlossen werden, hieß es. Freundlicher sieht es am Donnerstag im Norden und Osten aus, wo sich häufiger die Sonne zeigen soll. (mit dpa)