Wettlauf um Landeplätze und Ressourcen?„Wir sollten aufpassen“ – Nasa-Chef warnt vor Chinas Mond-Ambitionen

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Eine Langer-Marsch-Rakete startet im November 2020 im chinesischen Wenchang.

Eine Langer-Marsch-Rakete startet im November 2020 im chinesischen Wenchang in Richtung Weltall.

Nasa-Chef Bill Nelson erwartet einen „Wettlauf um den Weltraum“ zwischen den USA und China – und hält einen aggressiven Kurs Pekings nicht für ausgeschlossen. 

Im Wettlauf um den Mond zwischen den USA und China könnten die nächsten zwei Jahre entscheidend sein, das erklärt der Chef der amerikanischen Raumfahrtorganisation Nasa, Bill Nelson, in einem Interview mit „Politico“. Der ehemalige Astronaut warnt davor, dass Peking versuchen könnte, ressourcenreiche Orte auf der Mondoberfläche für sich zu gewinnen – und die USA davon fernzuhalten.

„Es ist eine Tatsache, dass wir uns in einem Wettlauf um den Weltraum befinden“, sagte der ehemalige Senator des US-Bundesstaats Florida. „Es ist wahr, dass wir besser aufpassen sollten, dass sie nicht unter dem Deckmantel der wissenschaftlichen Forschung auf den Mond gelangen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie sagen: ‚Bleibt draußen, wir sind hier, das ist unser Territorium.‘“

Nasa will 2025 auf den Mond zurückkehren

Nelsons Aussagen folgen auf die Artemis-I-Mission der Nasa, bei der eine unbemannte Orion-Raumkapsel erfolgreich den Mond umrundet hatte. Die Mission war für die Nasa der erste große Schritt zur Rückkehr auf den Mond. Bereits im Jahr 2025 will die amerikanische Raumfahrtorganisation wieder mit einer bemannten Mission auf dem Mond landen – und mit dem Aufbau einer dauerhaften Präsenz beginnen.

Andererseits hat sich auch China als Ziel gesetzt, mit „Taikonauten“ bis 2030 auf dem Mond zu landen. In den letzten Jahren hat Peking mit seinem Raumfahrtprogramm bereits erhebliche Fortschritte gemacht. Unter anderem gelang es den Chinesen erstmals Gesteinsproben von der nicht sichtbaren Seite des Mondes zu sammeln.

China im Weltraum: „Die Fortschritte, die sie gemacht haben, sind atemberaubend“

Die Fortschritte der Chinesen sorgen derweil auch beim US-Militär für Sorgen. „Es ist durchaus möglich, dass sie uns einholen und überholen“, sagte Space Force Generalleutnant Nina Armagno letzten Monat bei einem Besuch in Australien dem Bericht zufolge. „Die Fortschritte, die sie gemacht haben, sind atemberaubend – atemberaubend schnell“.

Auch Nasa-Veteranen wie Terry Virts, ehemaliger Kommandant der Internationalen Raumstation (ISS), äußern sich sorgenvoll über die chinesischen Ambitionen. Einerseits sei es ein „politischer Wettbewerb“, andererseits strebten die Chinesen nach „Respekt als das führende Land der Welt“, so Virts. „Sie wollen die dominierende Macht auf der Erde sein und die Reise zum Mond ist eine Möglichkeit zu zeigen, dass ihr System funktioniert.“

Laut Virts sei Peking durchaus in der Lage, „Unheil“ auf dem Mond anzurichten. So könnte Peking versuchen, Infrastruktur zu errichten und die Kommunikation zu unterbinden. „Dass sie dort sind, macht die Sache nicht einfacher. Es gibt echte Bedenken, dass sich die Chinesen einmischen könnten.“

Widerspruch aus Peking: „China weist solche Äußerungen entschieden zurück“

In Peking sorgen die Worte aus den USA unterdessen nicht für Wohlgefallen. „Einige US-Beamte haben sich in unverantwortlicher Weise geäußert, um die normalen und legitimen Raumfahrtbestrebungen Chinas falsch darzustellen“, erklärte Liu Pengyu, Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington, in einer Erklärung. „China weist solche Äußerungen entschieden zurück“, hieß es weiter.

In den USA gibt es derweil auch skeptische Stimmen. So verwies Victoria Samson, Washingtoner Direktorin der Secure World Foundation, die sich für die friedliche Nutzung des Weltraums einsetzt, darauf, dass auch China versichert habe, keine Gebietsansprüche auf Himmelskörpern zu erheben. Eine „Mondschlacht“ sei deshalb nicht zu befürchten. Zu einem Wettbewerb um „begrenzte Landeplätze und Ressourcen“ auf der Mondoberfläche könne es aber durchaus kommen. (das)

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