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Betriebliches GesundheitsmanagementDer Obstkorb kann ein Anfang sein

Lesezeit 3 Minuten

Ein Sportstudio brauche es nicht zwingend, um Mitarbeiter fit zu halten. Das „eine“ Gesundheitsmanagement gibt es nicht, für jede Firma müsse eine eigene Lösung gefunden werden.

Oberberg – Die eigene Belegschaft wird immer älter, neue Fachkräfte zu finden, immer schwerer – zwei gute Gründe für Unternehmen jeder Größe, über ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) nachzudenken. Denn neben guter Bezahlung und einem sicheren Arbeitsplatz kann ein Betriebliches Gesundheitsmanagement zu den Faktoren gehören, die einen neuen Mitarbeiter bei dem einen Unternehmen unterschreiben lässt – und beim anderen eben nicht.

Die Vorteile eines Gesundheitsmanagements für Firmen und Mitarbeiter waren unlängst Thema im Bergneustädter Phönix-Hotel, wohin das eigens zur Fachkräftesicherung für die heimische Wirtschaft von der Wirtschaftsförderung der Kreisverwaltung gegründete Fachkraftwerk Oberberg eingeladen hatte.

Anspruch darf nicht zu hoch sein

BGM, das muss nicht das tipptopp ausgestattete Sportstudio im Firmenkeller sein, aufwendige Diätmenüs in der Kantine oder gemeinsame Wandertouren nach Feierabend. Bereits die Obstschale in der Firmenküche kann der Anfang für ein Betriebliches Gesundheitsmanagement sein. Wichtig sei, das betonten beide Referenten des Abends, die Einsicht der Firmenleitung, dass BGM dem Unternehmen und den Mitarbeitern gleichermaßen nutzt, wenn es gelingt, beide Seiten dafür zu begeistern.

Etliche Unternehmen im Bergischen haben das bereits erkannt, wie eine Umfrage des Wirtschaftspsychologen Prof. Dr. Thomas Olbrecht kürzlich ergab. 170 Firmen nahmen an der Online-Befragung teil, alle Firmengrößen und Branchen waren vertreten. Fast die Hälfte der Teilnehmer hatte bereits ein BGM eingeführt, andere waren interessiert, hatten es aber noch nicht umgesetzt.

Olbrecht warnt

Lediglich 25 Prozent der Befragten wollten nichts davon wissen, weil sie weder Personal noch Finanzen dafür erübrigen könnten und generell die Vorteile anzweifelten. Das aber, warnte Olbrecht, sei garantiert der falsche Weg, „damit fahren sie vor die Wand“. BGM zahle sich in vielerlei Hinsicht aus. „Ist die Belegschaft gesund, ist es auch das Unternehmen“, lautet darum der Wahlspruch des Fachkraftwerks zum Thema BGM.

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Schließlich, das unterstrich Michael Bode vom Beratungsbüro Gesundvision, fuße das Arbeitsschutzgesetz auf dem Grundgesetz und dem darin verankerten Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Das gelte auch für den Arbeitsplatz. Die Firmen könnten nicht verhindern, dass ihre Mitarbeiter erkrankten, „aber sie können verhindern, dass sie am Arbeitsplatz krank werden“. Nicht alle Betriebe haben den Stellenwert von BGM aber schon erkannt und – wie die Diakoniestation Wermelskirchen – die Gesundheit ihrer Mitarbeiter ins Leitbild des Unternehmens aufgenommen.

Es gibt nicht das eine BGM

Das „eine“ Betriebliche Gesundheitsmanagement gibt es nicht, für jede Firma müsse eine eigene Lösung gefunden werden. Die zu erarbeiten, sollte unter Beteiligung der Mitarbeiter geschehen. Externe Hilfe dabei böten Versicherungen und Krankenkassen, empfahl Prof. Olbrecht. Wenn die Firmen dafür zu klein seien, könnten sich mehrere zusammentun – Nachbarn in einem Gewerbegebiet etwa oder aber auch Unternehmen derselben Branche.