Der Münzschläger auf dem MarktplatzWipperfürth durfte einst selbst Geld prägen

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Der Münzschläger auf dem Wipperfürther Marktplatz

Wipperfürth – Als ob er gleich zum Schlag ausholt, um mit großer Kraft den Hammer, den er in seiner erhobenen rechten Hand hält, auf den Münzprägestempel niedersausen zu lassen – so sitzt seit rund 30 Jahren ein junger, athletischer Münzschläger auf dem Wipperfürther Marktplatz vor dem Gebäude der Kreissparkasse.

Und das nicht ohne guten Grund. Denn die Kreissparkasse Köln hat aus Anlass ihres 150-jährigen Bestehens diese Bronzeskulptur des Bildhauers Josef Vavro den Bürger/-innen der Stadt zum Geschenk gemacht und dafür zusammen mit der Hans Hermann Voss-Stiftung und der Wipperfürther Fundgrube die dafür notwendigen Geldmittel zur Verfügung gestellt.

Vor 750 Jahren wurden hier Münzen geprägt

Die in 180 Zentimeter große, in sich ruhende Figur erinnert daran, dass es vor 750 Jahren dem Grafen Adolf von Berge gestattet wurde, in „Wippereworde civita“, also der Stadt Wipperfürth, verschiedene Münzen prägen zu lassen – darunter auch den „Wipperfürther Pfennig“ oder Silberdinar. Etwa 100 Jahre lang wurden die Motive der Geldstücke mit einem kräftigen Hammerschlag in eine flaches Metallstück, den sogenannten „Schrötling“, getrieben. Man vermutet, dass die Münzprägestätte ganz in der Nähe des Denkmals im Haus Untere Straße 55 (Parfümerie Gottmann) gestanden hat, denn das Grundstück trägt den historisch verbürgten Namen „Prägtstand“.

Seinen Münzschläger hat der Bildhauer und Kunstschmied Josef Vavro wunschgemäß in historisch-realistischer Manier entworfen und meisterlich ausgearbeitet. Wie man auf seiner Homepage sehen kann, ist der 1957 in der Slowakei geborene Metallgestalter künstlerisch sehr breit aufgestellt. Er hat auch schon ganz ungegenständliche Arbeiten realisiert und Figuren auf interessante Weise stilisiert.

Eine Figur in historisch-realisitischer Manier

Die Münzer-Skulptur musste zum Guss in mehrere Teile zerlegt und später dann wieder fachmännisch in der Werkstatt zusammengeschweißt werden. Josef Vavro hat den Münzpräger aber nicht, wie vielleicht schon manch einer vermutet haben mag, einem berühmten, deutschen Weltklasse-Stabhochspringer nachgebildet. Ein junger Mann aus dem Bekanntenkreis des in Heiligenhaus (Kreis Mettmann) ansässigen Künstlers hat ihm dafür in einem eigens genähten Wams Modell gesessen.

Für den Münzschläger und die bei ihm verweilenden Marktplatzbesucher hat der Metallkünstler selbst in einem Eifeler Steinbruch sechs zum Standort optimal passende Basaltblöcke ausgesucht. Deshalb er auch nicht ganz glücklich mit dem Ergebnis der Markplatzneugestaltung. Die Figur sitzt jetzt etwas zu tief im neu verlegten Pflaster.

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Zur feierlichen Enthüllung der Plastik im September 2003 waren nicht nur der Künstler, die Honoratioren von Stadt und Kreissparkasse, sondern auch die Mutter des Münzschlägermodells und Werner Breuer vom Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth anwesend.

Werner Breuer, der geistige Vater der Skulptur, hat sich schon in den 90-er Jahren des letzten Jahrhunderts um eine historisch getreue Nachprägung der in Wipperfürth geschlagenen Münzen – Pfennige, Denare, Vierlinge, Obolen, Sterlinge und Doppelschillinge – gekümmert. Sie sind seit dieser Zeit in der Kreissparkasse zum Preis von 15 bzw. 20 Euro käuflich zu erwerben. Auf Münzauktionen wurden in den letzten Jahren für die seltenen Original-Pfennige Preise zwischen 1600 und 2800 Euro gezahlt. Die Stadt Wipperfürth konnte 1978 ein Exemplar davon erwerben. Ein weiteres ist im Besitz des Heimat- und Geschichtsvereins.

Und natürlich hat auch Josef Vavro im September 2003 eine Nachprägung des „Wipperfürther Pfennigs“ als Erinnerung an die älteste Stadt des Bergischen Landes mit nach Heiligenhaus genommen. Ein kleines Modell des Münzers steht seit dieser Zeit im Büro des Regionaldirektors der Kreissparkasse Wipperfürth.

Mehr vom Künstler: Der Metallgestalter Josef Vavro zeigt weitere Beispiele seiner Arbeit auf seiner Internetseite. www.vavro.de

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