Brücke ins JenseitsGuatemaltekische Gäste feiern Kakao-Zeremonie in Frielingsdorf

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Bei dem  traditionellen Kakao-Rezept wird der Kakao mit Wasser gemischt und mit Chili und Vanille verfeinert.

Frielingsdorf – Mit dem Kakao verbinden die meisten Europäer wahrscheinlich das Milchmischgetränk, das zum Frühstück auf den Tisch kommt. Für Izaias Mendoza und seine Begleiterin Ana Izabel Perez bedeutet er die direkte Leitung ins Jenseits. Entsprechend akribisch bereiten die beiden 33-Jährigen aus Guatemala die Zeremonie zu Ehren des Kakaobaumes und seiner Bohnen im Garten von Philipp Welzenberg vor. Seit zwei Jahren ist Welzenberg offizieller Kakao-Botschafter des zentralamerikanischen Landes, das seinen beliebtesten Rohstoff unter dem Namen „Lavalove Cacao“ in alle Welt exportiert.

Mendoza und Peres sind in diesem Sommer auf Europa-Tour, sie haben bereits in Berlin den Kakao-Fans die tiefe Verbindung zwischen dem Kakaobaum und den Nachfahren der Maya und Inka vor Augen geführt. Es ist ihr erster Besuch auf einem fremden Kontinent. Nach dem Stopp in Frielingsdorf stehen in dieser Woche die Pfalz, Karlsruhe und Nürnberg auf ihrer Reiseliste, bevor sie Wien und später Italien und Portugal ansteuern.

Kontaktaufnahme mit Verstorbenen an der Feuerstelle

Vier Stunden werde die Zeremonie dauern – die Zeit durch die vollkommen entspannte Atmosphäre allerdings wie im Flug vergehen, versichert Mendoza. Vom Kakao fehlt zu diesem Zeitpunkt noch jede Spur. Dafür rückt der Altar in den Fokus – ein kleiner Stapel Brennholz, der von einem Ring aus Steinen umrahmt ist. Die vier größeren Exemplare symbolisieren die Himmelsrichtungen.

„Im Feuer sehen wir das Ohr Gottes und im Kakao das Blut allen Lebens auf der Erde“, erklärt Izaias Mendoza. „Den Flammen klagen wir unser Leid und verraten ihnen unsere Wünsche und Bitten.“ Zudem sei eine Feuerstelle ihrer Überzeugung nach auch ein Ort, an dem die Kontaktaufnahme mit Verstorbenen möglich sei. Während Mendoza die Vorfahren trommelnd um ihren Segen für die Frielingsdorfer Gesellschaft bittet, begrüßt er seine Gäste mit jeder Menge Qualm. Seelenruhig verteilt er den Rauch einer dicken Zigarre und einer Weihrauch-Kugel mit einer Adlerfeder in alle Ecken des Gartens.

Altar wird gemeinsam geschmückt

Gleich danach sind die rund 30 Besucher – Freunde und Nachbarn der Welzenbergs, aber auch Kakao-Liebhaber aus allen Ecken des Bergischen – aufgerufen, selbst aktiv zu werden. Der Altar muss vor der Entzündung unbedingt gemeinsam geschmückt werden. Im Nu türmen sich Sommerblumen um das Brennholz.

Das Thema einer jeden Kakao-Zeremonie – in etwa vergleichbar mit dem Schwerpunkt einer Predigt – richtet sich nach dem kreisrunden Maya-Kalender, der gleich neben dem Altar zu sehen ist. Dahinter wiederum steckt ein für uns ungewohntes Zählsystem, bei dem die Monate nur 20 Tage haben und deshalb zahlreicher sind. Vereinfacht erklärt, wird es um die Rückbesinnung auf das eigene Ich gehen, verrät Mendoza.

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Wer seine Blumen abgelegt hat, erhält von Ana Izabel Perez endlich eine große Tasse Kakao. Die Übergabe der Tassen an jeden Besucher gleicht einem besonderen Ritual. Dabei wählt Perez ein traditionelles Rezept, bei dem der Kakao mit Wasser gemischt und dann noch mit Chili und Vanille verfeinert wird. „Für unseren Geschmack ist er leicht bitter, kann aber natürlich nachgesüßt werden. Auf jeden Fall ist er erfrischend“, erklärt Philipp Welzenberg. Ana Izabel Perez und Izaias Mendoza sitzen inzwischen im Schneidersitz im Gras. Gleich wird der Altar entzündet. Beide nehmen einen Schluck aus der Kakaotasse und schließen die Augen.

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