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Kurioser GerichtsfallGestohlene Trocknungsgeräte bei Polizei eingesetzt

Lesezeit 2 Minuten
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Das Amtsgericht in Wipperfürth. (Archivbild)

Lindlar – Gestohlene Trocknungsgeräte hat ein 65-jähriger Unternehmer aus Marienheide ausgerechnet bei der Sanierung eines Schießstandes der Polizei in Dortmund eingesetzt. Zuvor hatte er die Apparate vor einem Lindlarer Imbiss gekauft – ein paar Straßen entfernt vom Sitz seines Konkurrenten, dem die beiden Apparate abhandengekommen waren.

„Es gab keinen Anlass, Schlechtes zu vermuten“

Das Wipperfürther Strafgericht rollte den kuriosen Fall jetzt von hinten auf. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, der Marienheider hätte ins Grübeln kommen müssen, ob die Geräte aus legalem Bestand stammten – vor allem mit Blick auf den ungewöhnlichen Verkaufsort und die Tatsache, dass die Trockner für weniger als die Hälfte des üblichen Kaufpreises den Besitzer wechselten. Die Anklage bezichtigte den Mann deshalb der Hehlerei.

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1600 Euro hatte der Marienheider im Januar 2019 an einen Unbekannten gezahlt, der ihn mittags in der Pommesbude angesprochen habe, erinnerte sich der 65-Jährige. Der Mann habe einen Handwerker-Bus gefahren, die beiden Trockner seien mit Seriennummern versehen gewesen. „Es gab keinen Anlass, Schlechtes zu vermuten“, betonte der Angeklagte seine Sicht der Dinge. Die Adresse, die der Unbekannte auf den Kaufbeleg setzte, überprüfte der Marienheider nicht – es handelt sich um die Anschrift des sogenannten Kölnbergs in Meschenich, einen Mann mit dem angegebenen Namen gibt es dort offiziell nicht.

Angeklagter akzeptiert Geldstrafe

Ein halbes Jahr zuvor hatte ein Lindlarer Trocknungsunternehmer die Apparate vom Hersteller gekauft – zum Prozesstermin brachte der 54-Jährige die Originalrechnungen mit. Ihm sei auch gar nicht aufgefallen, dass sich die Trockner nicht mehr in seinem Bestand befanden. „Unser Maschinenpark ist groß und die Geräte wechseln ständig zwischen verschiedenen Baustellen“, sagte der Lindlarer.

Im September 2019 habe er allerdings den Anruf eines ehemaligen Mitarbeiters erhalten, dem die Maschinen auf der Baustelle der Dortmunder Polizei verdächtig vorkamen. „Ich bin dann hingefahren und habe die Seriennummern verglichen. Tatsächlich waren das meine Geräte“, so der 54-Jährige.

Die Verteidigung brachte in der Hauptverhandlung schließlich die Einstellung des Hehlerei-Verfahrens gegen eine Geldauflage ins Gespräch. Die von Gericht und Staatsanwaltschaft vorgeschlagenen 2000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung hielt der Marienheider zwar für zu hoch, stimmte aber zu. Sein Lindlarer Konkurrent hat inzwischen sämtliche Trockner mit einem Ortungssystem ausgestattet. (sfl)