Plätze bleiben dichtOberbergs Campingplätze können sich vor Anfragen kaum retten

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Wohnwagen (Symbolbild)

Oberberg – Wer in diesen Tagen die Nummer eines Campingplatzes der Region wählt, landet ziemlich sicher in der Warteschleife. „Nordrhein-Westfalen öffnet zu Pfingsten die Plätze“ lautet eine überall verbreitete Meldung. Doch so einfach ist das nicht – zumindest nicht in Oberberg.

„Der Platz wird rappelvoll sein – die Frage ist nur wann“, bringt es Melany Bußjäger auf den Punkt, die die Anmeldung für die Camping- und Zeltplätze an der Lennefer Mühle koordiniert. Tatsächlich ermöglicht die neue Coronaschutzverordnung des Landes den Campingurlaub grundsätzlich wieder. Erste Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die sogenannte „Bundesnotbremse“ nicht mehr greift.

Inzidenz muss unter 100 sein

Kurzum: Das Ziel der 100er-Inzidenz müsste zunächst unterschritten werden, womit sich Oberberg aktuell noch schwer tut. Obendrein müsste die magische Zahl an fünf aufeinanderfolgenden Tagen geknackt werden. Feiertage zählen dabei nicht mit – und von denen gibt es gerade im Mai eine ganze Menge.

In Brochhagen stehen die Telefone seit dem Wochenende jedenfalls nicht mehr still. Auf dem Campingplatz Wiesengrund von Günter Sauermann in Brochhagen und auch schräg gegenüber bei der Familie Herweg an der alten Mühle geht eine Anfrage nach der anderen ein. Die einen wollen stornieren, die anderen unbedingt buchen und die dritte Gruppe Antworten, was denn nun Sache ist, mit dem Pfingsturlaub im Bergischen.

Wann dürfen die Plätze öffnen?

In NRW gilt, dass Campingplätze, Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen für private Gäste bei einer stabilen Wocheninzidenz unter 100 wieder öffnen dürfen. Sie können aber nur bis zu 60 Prozent ihrer Kapazitäten ausschöpfen.

Gäste müssen getestet, geimpft oder genesen sein. Bei einer stabilen Wocheninzidenz unter 50 fallen die Kapazitätsbegrenzungen weg. Bei unter 100 darf die Außengastronomie wieder geöffnet werden, sind es weniger als 50 Infizierte je 100 000 Einwohner, darf auch wieder drinnen bedient werden.

Wieder öffnen dürfen auch Minigolfanlagen, Klettergärten und andere kleine Freizeiteinrichtungen. (dpa)

„Pfingsten ist für Oberberg gestorben“, stellt Sauermann klar. „Es tut mir in der Seele weh.“ Denn das Verbot treffe die Inhaber zur besten Zeit des Jahres. Gemeinsam mit dem Himmelfahrts- und dem Fronleichnams-Wochenende sei Pfingsten der klassische Zeitpunkt für die Übernachtung im Wohnwagen oder Zelt. Gerade hat Sauermann einer Stammtruppe absagen müssen, die mit 25 Wohnwagen an der Sülz vorfahren wollte.

Und das lange Wochenende nun wahrscheinlich in den Niederlanden verbringt – was Günter Sauermann auf die Palme bringt. „Es ist nicht nachvollziehbar, wenn die Menschen nicht zu uns kommen dürfen, dafür aber nach Holland mit seiner Inzidenz gen 300 fahren und das kümmert niemanden.“

Pfingsten ist eigentlich Hochsaison auf den Plätzen

Auch Jens Herweg hat inzwischen alle Pfingst-Buchungen storniert. „Man muss immer wieder erklären, dass Oberberg einfach noch zu schlechte Zahlen hat“, berichtet er von unzähligen Telefonaten. Zuvor hat sich Herweg selbst durch den Dschungel von Bundes- und Landesvorschriften, von Grundregeln, Ausnahmen und Ausnahmen von Ausnahmen gekämpft.

Beide Brochhagener Plätze hoffen, mit Fronleichnam wenigstens eines der „Knaller-Wochenenden“, wie Herweg es nennt, mitnehmen zu können. Mit Günter Sauermann ist er sich einig: „Die Menschen suchen Erholung und wollen unbedingt raus.“

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Petra Baldsiefen führt in Oberbüschem einen der größten Campingplätze der Region. Per Telefonansage, auf der Homepage und über soziale Netzwerke informiert sie potenzielle Gäste über die Absage für Pfingsten. Trotzdem sei der Flut von Anfragen kaum Herr zu werden. Allein am Montag gingen 270 Buchungswünsche bei ihr ein. „Viele Menschen haben viel Geld in Wohnmobil oder Wohnwagen investiert – diese Fahrzeuge sollen nicht nur vor dem Haus stehen, die Besitzer wollen damit endlich losfahren“, so Baldsiefen. Aktuell fragten Camper mehrere Ziele zeitgleich an. „Der erste Platz, der zusagt, wird genommen.“

Die Lindlarerin beobachtet die hiesigen Corona-Zahlen genau und rechnet akribisch die Tage bis zu einer möglichen Öffnung aus. Dann, davon ist Petra Baldsiefen überzeugt, beginnt ein arbeitsreicher Sommer, weil dann die nächsten Auflagen greifen. Die Verantwortung für die regelmäßigen Kontrollen, ob die Gäste geimpft, getestet oder genesen sind, schiebt die NRW-Landesregierung nämlich den Campingplatz-Betreibern zu.

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