Einstimmig hat der Wipperfürther Rat 40 Millionen Euro für die Sanierung des EvB-Gymnasiums bewilligt.
40 Millionen EuroSanierung des EvB-Gymnasiums in Wipperfürth wird immer teurer

Der naturwissenschaftliche Trakt des EvB-Gymnasiums (l.) soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.
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Die Sanierung und der Umbau des Engelbert-von-Berg-Gymnasiums (EvB) wird noch aufwendiger und teurer. Am Dienstagabend beschloss der Wipperfürther Rat einstimmig, dafür rund 40 Millionen Euro im Haushalt bereitzustellen. Bis vor kurzem lag diese Summe noch bei 32,5 Millionen Euro. Doch seit Jahresanfang empfiehlt das Bundesumweltamt viel schärfere Grenz- und Richtwerte bei einer Schadstoffbelastung mit PCB (siehe Infokasten).
Betroffen davon ist laut Verwaltung ausschließlich der naturwissenschaftliche Trakt des städtischen Gymnasiums. Die bisherige Planung sah eine schrittweise Sanierung der Schule und eine Schadstoffsanierung für diesen Trakt vor. Am 20. Juni wurde dort erneut die PCB-Belastung gemessen. Die aktuellen Werte liegen zwischen 330 und 1610 Nanogramm pro Kubikmeter Luft. Gegenüber Messungen, die vor sechs Jahren erfolgten, gab es keine großen Veränderungen.
Probleme mit PCB am Wipperfürther Gymnasium
Der gültige Grenzwert von bis zu 3000 Nanogramm (Interventionswert) wird damit eingehalten, nicht aber die neue Empfehlung von 800 Nanogramm. Noch ist diese Empfehlung rechtlich nicht bindend, doch das kann sich ändern. Die Stadt hat einen Schadstoffgutachter eingeschaltet. Sein Urteil: Selbst bei einer vollständigen Entkernung des Trakts und einer Schadstoffsanierung gibt es keine Garantie dafür, dass sich die niedrigeren Grenzwerte einhalten lassen. Mitte Juni hatten sich Bau- und Schulausschuss in einer Sondersitzung mit dem Thema beschäftigt – eine Entscheidung wurde in den Rat vertagt, weil noch keine aktuellen Messergebnisse vorlagen.
Während es in der Sondersitzung durchaus kritische Stimmen gab, die forderten, man müsse die finanzielle Belastung der Stadt und damit aller Bürgerinnen und Bürger im Blick behalten, waren sich im Rat alle Fraktionen einig. Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler und der Lehrkräfte habe absolute Priorität, an einem Abriss des Trakts und einem Neubau führe kein Weg vorbei. Auf Antrag der SPD beschloss der Rat zudem, die bestehenden Verträge zu kündigen und neue Planungen aufzunehmen, auch im Hinblick auf steigende Schülerzahlen. Denn für das kommende Schuljahr gibt es 98 Anmeldungen für die 5. Jahrgangsstufe, ein deutlicher Zuwachs gegenüber den Vorjahren.
Wipperfürth: EvB-Gymnasium vermeldet steigende Anmeldezahlen
„Das Gebäude gehört abgerissen“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Jörg Heckersbruch. Die SPD hatte schon zuvor für einen Teilabriss und einen Neubau votiert. SPD-Fraktionschef Frank Mederlet hob hervor, man mit dem Beschluss das EvB stärke, das in Konkurrenz zu anderen Schulen stehe.
Klaus Felderhoff (UWG) brachte neben einer möglichen Gesundheitsgefährdung noch ein weiteres Argument vor: „Wir glauben, dass bei einem Neubau das Risiko einer Kostenabweichung geringer ist als bei einer Sanierung“. Christoph Goller (Grüne) hob hervor, dass man nun eine kernsanierte Schule und einen Neubau erhalte. Franz-Josef Flosbach (FDP) riet der Stadt, für die umfassenden Maßnahmen auf einen Generalbauunternehmer zu setzen.
Schulleiterin Melanie Burger stuft den Beschluss als „Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit“ des Engelbert-von-Berg-Gymnasiums ein. „Der geplante Neubau bietet die Möglichkeit, einen modernen Lernort zu gestalten, der sich an unseren pädagogischen Leitzielen orientiert und zukunftsweisenden Unterricht ermöglicht“, so Burger in einer Stellungnahme.
Belastung mit PCB
Polychlorierte Biphenyle (PCB) wurden bis zum Verbot offener Anwendungen Ende der 1970er Jahre unter anderem als Weichmacher in Dichtungen und Spachtelmassen verwendet. Studien haben gezeigt, dass PCB für Menschen und insbesondere für Heranwachsende schädlich ist. PCB gilt unter anderem als krebserregend und kann negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben. Der Ausschuss für Innenraumrichtwerte (AIR) hat deshalb neue, deutlich niedrigere Richtwerte empfohlen. Sie sind rechtlich noch nicht bindend.
Derzeit gilt ein Sanierungszielwert von 300 Nanogramm pro Kubikmeter Luft, empfohlen werden 80 ng. Der Interventionswert, bei dessen Überschreitung ein Raum gesperrt werden muss, liegt bei 3000 ng, der neue, empfohlene Wert beträgt 800 ng. Auch das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wiehl wird derzeit umfassend saniert. Raumluftmessungen hätten dort Werte von unter 80 Nanogramm PCB ergeben, teilt die Stadt Wiehl auf Anfrage unserer Zeitung mit.