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VerpackungsmüllDie Gelben Tonnen bleiben – vorerst

Lesezeit 3 Minuten

40 Kilogramm Verpackungsmüll wird jeder Lindlarer 2021 voraussichtlich produzieren. 

Lindlar – Die Gemeinde Lindlar hält an der Gelben Tonne fest, mindestens bis ins Jahr 2025. Einstimmig und ohne Diskussion hat das der Ausschuss für Sicherheit und Ordnung am Dienstagabend entschieden.

Hintergrund der Entscheidung: Die Leistungen für das Einsammeln von Leichtverpackungen – also dem Müll, der im Rahmen des Dualen Systems Deutschlands gesammelt und wiederverwertet wird – müssen ebenso wie die Glasmüllsammlung alle zwei Jahre neu ausgeschrieben werden.

Mischsystem aus Tonne und Sack wurde 2019 abgeschafft

Die Ausschreibung für die Jahre 2023 bis 2025 soll im Frühjahr 2022 erfolgen. Zuvor müssen die Kommunen aber mitteilen, ob sie wie Lindlar an der Tonnenabfuhr festhalten wollen oder am Gelben Sack.

In Lindlar galt bis Ende 2018 ein sogenanntes Mischsystem. Rund ein Drittel der Haushalte sammelt den Verpackungsmüll in Tonnen, zwei Drittel verwendeten die Säcke. Die meisten Politiker hätten damals gerne an diesem Modell festgehalten.

Die Entsorger lehnten dies aus Kostengründen jedoch ab. Zum 1. Januar 2019 trat ein neues Verpackungsgesetz in Kraft. Die Folge: Die 20 Mitgliedskommunen des Bergischen Transportverbandes (BTV), zu denen auch Lindlar zählt, mussten sich entscheiden – entweder Gelber Sack oder Gelbe Tonne.

Masken werden zum Problem für das Duale System

Sechs Prozent mehr Glas und Plastik landeten 2020 im Müll, so das Ergebnis einer Umfrage des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) unter seinen Mitgliedsfirmen. Zu den Leichtverpackungen, die meist über die Dualen Systeme entsorgt werden, gehören neben Kunststoffen zu Beispiel auch Konserven. Der Grund für das Plus ist Corona: Wegen der Pandemie gingen die Menschen zum Essen weniger aus, stattdessen kauften sie mehr ein oder bekamen Essen geliefert.

BDE-Präsident Peter Kurth wertete die Umfrageergebnisse im Dezember vergangenen Jahres gegenüber unserer Zeitung als Beleg, dass es in Corona-Zeiten kaum möglich sei, auf Abfallvermeidung zu achten.

Problemfall Masken: Die Branchenvertreter des Bundesverbandes wiesen auch auf ein weiteres Problem der Entsorgungs- und Recyclingunternehmen hin. Viele Menschen werfen nämlich ihren gebrauchten Mund-Nase-Schutz und Gummihandschuhe in die Gelbe Tonne oder in den Gelben Sack, obwohl sie in den Restmüll gehören.

„Diese Materialien sind keine Verpackungsmaterialien“, betonte Kurth. „Ihre Zusammensetzung ist für den Recyclingprozess ungeeignet.“ Landen solche Abfälle in der falschen Tonne, erschwert das den Abfallverwertern die Arbeit – im schlimmsten Fall werden Teile der Verpackungsmengen aussortiert und landen in der Verbrennung. In der Branche spricht man hier von „verlorenen Chargen“. (r)

In Lindlar fiel die Entscheidung pro Tonne, anders als in Wipperfürth, wo man am Gelben Sack festhält. Ein wesentlicher Grund dafür: Vor allem in der Wipperfürther Innenstadt fehlt auf vielen Grundstücken der Platz für eine weitere Tonne. 

„Die Umstellung auf die Gelben Tonnen ist von der Bevölkerung sehr gut angenommen worden“, erklärte Lindlars Kämmerin Cordula Ahlers im Ausschuss. Beschwerden hat es laut der Verwaltung bislang kaum gegeben.

Mischsystem für Entsorgung war die teuerste Lösung

Der Entscheidung, sich 2019 vom Mischsystem zu verabschieden, war in Lindlar ein regelrechter Eklat voran gegangen. Denn die offiziellen Tonnen hatten damals nur die Haushalte, die dies vor dem Jahr 2000 regulär beantragt hatten. 18 Jahre lang waren danach in der Gemeinde nur Säcke ausgegeben worden.

Das führte dazu, dass sich einige Lindlarer auf eigene Kosten gelbe Mülltonnen für ihren Verpackungsmüll anschafften, um nicht die Säcke lagern zu müssen. Nach den Osterfeiertagen 2018 kam es dann zum Eklat, weil das Entsorgungsunternehmen ohne Ankündigung die privaten Tonnen nicht mehr leerte.

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Viele Einwohner liefen Sturm. Schließlich wurden die Tonnen doch geleert. Allerdings stellten die Entsorger klar, dass das Mischsystem für die Entsorgung die teuerste Lösung sei, weil die Mitarbeitenden auf den Wagen dabei die meiste Zeit benötigten. Mit dem Wechsel zum Nur-Tonnen-System war dann die Unklarheit beseitigt. (cor/lb)