Auch ohne Lockdown bleiben Plätze leerGastronomen müssen Umsatzrückgänge verkraften

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Alle Vereine und Firmen haben ihre Weihnachtsfeiern abgesagt, berichtet Adam Jarek, Wirt im Hanse-Café am Markt in Wipperfürth.

Alle Vereine und Firmen haben ihre Weihnachtsfeiern abgesagt, berichtet Adam Jarek, Wirt im Hanse-Café am Markt in Wipperfürth.

Wipperfürth/Lindlar – „Katastrophe!“ Es gibt kein Gespräch mit einem Gastwirt in diesen Tagen, bei dem das Wort nicht fällt. Die Corona-Zahlen schießen in die Höhe, mit der neuen Variante „Omikron“ kommt ein weiterer Unsicherheitsfaktor dazu und die Menschen reagieren, indem sie zuerst ihre Weihnachtsfeiern absagen.

Von einer Stornierungsquote von 100 Prozent berichtet Adam Jarek, Inhaber des Hansecafés, am Markt in Wipperfürth. Wohlgemerkt, die Leute sagen von sich aus ab, auch nach den Beschlüssen von Bund und Ländern am Donnerstag wären Weihnachtsfeiern unter 2G-Voraussetzungen ja weiterhin erlaubt. Doch auch hier ist die Analyse der befragten Wirte einhellig: „Die Leute haben Angst“. Das sagt auch Sulejman Gurmani vom Alten Amtshaus in Lindlar. Weshalb er mittlerweile Angst habe, ans Telefon zu gehen. „Jeder Anruf eine Absage“, sagt er. Paare kämen noch zum Essen, aber jeder Tisch über sieben Personen werde storniert. Und das gerade in der umsatzstärksten Zeit des Jahres.

Viele Weihnachtsfeiern sind abgesagt

„Wir leben von den Feiern, es ist das Fett für den Winter“, so Gurmani. Normalerweise macht er in den Monaten November und Dezember den Umsatz eines halben Jahres. So geht es auch der Chefin des Hauses Burger in Linde, Maria Gabriele. „Traurig, bescheuert, beschissen“, ist ihre erste Antwort auf die Frage, wie es ihr geht. Feiern zum 60. und 80. Geburtstag, der Fußballverein, alles weg. „Die Gäste haben Angst vor geschlossenen Räumen“, sagt sie und überlegt schon, ob sie die Idee mit den Wohnmobilen im Hof nicht wieder aufleben lassen soll.

Für das kommende Wochenende hat Gabriele einen kleinen Weihnachtsmarkt in ihrem Außenbereich geplant, mit Band und Kinderschminken, den möchte sie eigentlich durziehen. Mal sehen. „Vor ein paar Tagen hat eine Kellnerin gekündigt, weil es ihr zu doof war, in einer Gaststätte mit drei Gästen zu stehen und zum dritten Mal die Gläser zu polieren“, erzählt sie.

Restaurant und Hotels

83,4

Prozent der Gastronomie und Hotellerie in ganz Nordrhein-Westfalen bekommen bereits die wirtschaftlichen Folgen durch die Absagen der Weihnachtsfeiern und anderer Veranstaltungen zu spüren. Das hat eine Blitzumfrage des Branchenverbandes Dehoga ergeben. Neben der Gastronomie seien auch Beherbergungsbetriebe mit zahlreichen coronabedingten Stornierungen konfrontiert, berichtete der Verband. Hotels und Pensionen verzeichneten Absagen von Geschäftsreisenden und Touristen. (dpa)

Das ist ein Problem, das auch Peter Hartkopf umtreibt. Er führt das Hotel Holländer in Lindlar und befürchtet den erneuten Verlust von Personal. „Bis jetzt haben wir noch keine Kurzarbeit, aber wenn es noch schlechter wird, kommen wir nicht drum rum“, sagt er. Das Restaurantgeschäft läuft noch, aber mindestens 70 Prozent aller Weihnachtsfeiern sind abgesagt und auch seine Hotelbetten sind leer. „Die Firmen drehen am Rad“, meint Hartkopf.

Von 80 Prozent abgesagten Feiern berichtet Toni Tix, der Inhaber des Musikalischen Wirtes in Hartegasse. Der Tagesbetrieb läuft einigermaßen normal und ihn hält das Geschäft mit Essen zum Abholen über Wasser. „Das ist auch über den Sommer gut angenommen worden, gerade an manchen Sonntagen haben wir mehr Essen, die abgeholt werden als Gäste im Lokal“, sagt Tix. Als Familienbetrieb mache er sich keine riesigen Existenzsorgen, aber für seine Aushilfen sei es schon schwierig.

„Die Leute sollen sich endlich impfen lassen“

Von einer „Katastrophe“ spricht schließlich auch Jürgen Tönnes vom gleichnamigen Landgasthof in Wipperfürth. Seit drei Wochen hagelt es bei ihm eine Absage nach der anderen und auch die Hotelgäste bleiben aus. „50 Prozent der Weihnachtsfeiern waren direkt weg und wenn überhaupt, dann wird aus groß klein“, erzählt er.

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Für ihn liegt das Hauptproblem bei der Politik. Er spricht von „Hickhack“ und vermisst klare Ansagen. „Letztes Jahr an Weihnachten haben wir 200 Essen außer Haus verkauft. Wenn ich wüsste, dass ich zumachen muss, könnte ich mich darauf einstellen und könnte dafür wieder Werbung machen. Aber so?“

Nun hat die MPK am Donnerstag ja klare Ansagen gemacht, wobei das Haltbarkeitsdatum politischer Ansagen in diesen Tagen eher fragwürdig ist. Deshalb fordert Jürgen Tönnes noch etwas Anderes: „Die Leute sollen sich endlich impfen lassen“.

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