90 Jahre Autos aus KölnWie Ford sich für die Fahrt in die Zukunft rüstet

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Bescheidene Ausmaße hatte das Kölner Ford Werk im Jahre 1931, aber viel Platz für die kommenden Erweiterungen.

Bescheidene Ausmaße hatte das Kölner Ford Werk im Jahre 1931, aber viel Platz für die kommenden Erweiterungen.

Köln – Bei Ford häufen sich die Jubiläen. Im Oktober konnte der Autobauer die Grundsteinlegung für das Kölner Werk vor 90 Jahren feiern. Am Dienstag ist es 90 Jahre her, dass hier das erste Auto vom Band lief - um 15:13 Uhr . Gefeiert werden konnte ein Laster des Modells AA.

Parallel dazu bauten die damals 619 Mitarbeitenden auch das Pkw-Modell A. Die Tageskapazität lag damals bei 60 Einheiten, die auf einer Fläche von 33 000 Quadratmetern produziert wurden. Heute belegt allein die Montagehalle Y rund 137 000 Quadratmeter. Hier laufen pro Tag 960 Fiesta vom Band, wobei die Produktion derzeit tageweise ruht, weil die Nachfrage in der Corona-Pandemie geringer ist oder weil Computerchips fehlen. Rund 15 000 Mitarbeitende steuern die Geschäfte in Deutschland und Europa, entwickeln und testen neue Modelle, fertigen Motoren, Getriebe oder Karosserieteile und montieren Fiestas.

Fords Geschichte in Deutschland startete 1925

Begonnen hat die Ford-Geschichte in Deutschland bereits 1925. In Berlin montierte der US-Autobauer zunächst aus angelieferten Teilen Autos. Und damit steht in absehbarer Zeit das nächste Jubiläum ins Haus: 100 Jahre Ford in Deutschland.

Dann ist Ford in einer neuen Autowelt. „Wie genau die Kölner Ford-Werke im Jahr 2025 aussehen werden, können wir jetzt noch nicht verraten“, sagte Ford-Werke-Chef Gunnar Herrmann. Aber eins stehe zweifellos fest: „Der Standort Köln spielt bei unserer ambitionierten Elektrifizierungsstrategie eine zentrale Rolle“, so Herrmann weiter.

Der Ausbau der Kölner Ford-Werke zum Ford Cologne Electrification Center biete den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine vielversprechende Perspektive und stelle das ganze Team vor eine große Herausforderung. „Angesichts unserer top-qualifizierten und motivierten Mannschaft, bin ich mir sicher, dass wir dieser Herausforderung gewachsen sind“, so Herrmann weiter.

Europas Zentrum für E-Autos

Köln ist Europas Zentrum für E-Autos. Um eine von VW zugelieferte Plattform auch mit Batterien konstruieren die Ford-Entwickler in Köln-Merkenich ein E-Auto, das ab 2023 vom Band läuft, zunächst noch parallel mit dem Fiesta.

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Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger CAR-Institut hat die Zusammenarbeit von Ford und VW Zukunft. Kooperiert wird bei Nutzfahrzeugen, Pick-ups, beim autonomen Fahren und eben bei den E-Autos. Ford bekomme so eine moderne Plattform für E-Autos, die laut Dudenhöffer nach einer Faustformel etwa ein Drittel des Wertes des Autos ausmacht. Derartige Kooperationen seien in der Branche inzwischen üblich. Für eigene Plattformen sei das Pkw-Volume von Ford in Europa zu gering. Der Autobauer werde wohl weitere Plattformen anderer Anbieter nutzen.

Meilensteine

1930 Am 2. Oktober legen Henry Ford und Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer den Grundstein.

1931 Als erster Wagen aus Köln läuft am 4. Mai der Laster Modell AA vom Band.

1948 läuft die Produktion des „Buckel-Taunus“ wieder an.

1952 Der Taunus 12 M ist das erste eigene Nachkriegsmodell.

1972 Consul und Granada folgen 17 M/20 M/26 M.

1976 Der Fiesta startet.

1997 beginnt auf Fiesta-Plattform die Produktion des Puma.

2002 wird auf Fiesta-Plattform ab Herbst der Minivan Fusion gefertigt. Er läuft bis Mitte 2012 vom Band.

2017 wird die mittlerweile achte Fiesta-Generation in Köln vorgestellt. Derzeit laufen 960 Fahrzeuge täglich vom Band.

2021 Das Kölner Werk wird Zentrum für die E-Auto-Herstellung. Eine Milliarde Dollar investiert Ford, die Fertigung auf Basis einer VW-Plattform läuft 2023 an. (raz)

Konstruieren wollen die Ford-Entwickler zunächst ein Fahrzeug mit „großzügigem Platzangebot“. VW stellt auf die MEB genannte Plattform 27 Modelle bis 2022. Das sind Kompaktwagen, aber auch größere Fahrzeuge sowie sportliche Geländewagen. Die Plattform erlaubt bei kompakten Außenmaßen eines Focus ein Platzangebot wie in einem Mondeo. Über ein zweites Modell denkt Ford nach.

In jeder Pkw-Baureihe von Ford Europa wird es ab 2026 mindestens ein Modell geben, das als Plug-in-Hybrid oder batterieelektrische Variante eine lokal emissionsfreie Fahrt ermöglicht, so das Unternehmen. Ab 2030 gibt es in Europa nur noch vollelektrische neue Pkw von Ford.

„Unser Kölner Werk ist eines der traditionsreichsten in der gesamten Automobilindustrie“, sagt Herrmann. In 90 Jahren

wurden hier wir hier fast 18 Millionen Fahrzeuge produziert, darunter gut neun Millionen Fiestas. „Zehntausenden von Menschen wurde eine berufliche Heimat geboten“, so Herrmann. Das zeige, wie tief die Ford-Werke am Standort verwurzelt seien. „Das Herz von Ford Europa schlägt auch künftig in Köln“, so der Ford-Werke-Chef.

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