Neue Anzeige„Vorab wissen, wo man auf dem Boden sitzen wird“ – Scherze über Bahn-Innovation

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Blick auf einen vollen Bahnsteig

Mit speziellen Anzeigen am Bahnsteig und in der eigenen App will die Deutsche Bahn Fahrgäste besser über die Auslastungssituation in einfahrenden Regionalzügen informieren.

Die Auslastungsanzeige informiert darüber, wie voll einzelne Waggons eines Zuges sind. Die Reaktion auf die Ankündigung ist durchwachsen.

Mit speziellen Anzeigen am Bahnsteig und in der eigenen App will die Deutsche Bahn Fahrgäste besser über die Auslastungssituation in einfahrenden Regionalzügen informieren - und damit für einen reibungsloseren Ein- und Ausstieg sorgen.

Ab Februar sollen etwa Reisende im Regionalverkehr zwischen Hamburg und Lübeck mit einem Blick auf die Anzeige erkennen, wo genau vollere und weniger volle Waggons halten werden, wie die Bahn mitteilte. Schon zuvor soll es entsprechende Pilotprojekte bei den S-Bahnen in Hamburg und in Stuttgart geben.

Ab April sollen die Anzeigen am Bahnsteig und in der App laut Bahn auch im Rhein-Main-Gebiet eingeführt werden. Ab Mai folgt demnach die S-Bahn Berlin.

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Innovation bei Bahn: Weniger Zeit beim Halten verlieren

Volle Waggons werden auf der Anzeige rot angezeigt, gelb steht für eine mittlere Auslastung und grün zeigt an, dass noch reichlich Platz ist. Alternativ gibt es Personen-Piktogramme. Fahrgäste können sich am Bahnsteig entsprechend aufstellen. Die Züge sollen auf diese Weise weniger Zeit beim Halten verlieren.

Um die Auslastung messen zu können, verwendet die Bahn Zähler im Türbereich sowie Lichtsensoren entlang der Strecken, die die Auslastung in den vorbeifahrenden Zügen messen können. „Mit der intelligenten Auslastungsanzeige machen wir den Alltag unserer Fahrgäste spürbar besser“, teilte Bahn-Technikvorständin Daniela Gerd tom Markotten mit.

Bundesweit soll es bis Ende 2024 in rund einem Viertel aller Regionalzüge der Deutschen Bahn möglich sein, die jeweilige Auslastung in den Waggons zu ermitteln und an die Fahrgäste weiter zu leiten. Verzögerungen beim Ein- und Aussteigen sind laut Bahn der Hauptgrund für Verspätungen - noch vor den Baustellen, die derzeit den Bahnverkehr an vielen Stellen ausbremsen.

Kritik an Service der Deutschen Bahn

Die Reaktionen auf die Ankündigung der Bahn fallen sehr durchwachsen aus – zu groß ist offenbar das Misstrauen vieler Reisender angesichts der oft chaotischen Zustände der vergangenen Monate. Wenige haben Hoffnung, dass sich grundlegend etwas ändern. Zur traditionell mangelnden Pünktlichkeit kamen in letzter Zeit verstärkt Personalengpässe hinzu. Es gibt beispielsweise einen Mangel an Lokführern, und vor allem traf die Krankheitswelle seit dem Herbst auch die Deutsche Bahn hart. Zahlreiche Zugverbindungen fallen noch immer aus.

So schreibt ein Twitter-User zur neuen Auslastungsanzeige: „Das stimmt wahrscheinlich in 1 von 100 Fällen“. Ein anderer meint, dass die Verbesserung anderer Dinge wichtiger seien, und schreibt: „Wer den Niedergang der DB mitbekommen hat, freut sich über die Gimmicks, würde sich aber mehr über Pünktlichkeit, Platz, bessere Taktung und Sauberkeit freuen.“ 

Ironisch fragt ein User: „Zeigen die auch an, ob der Zug überhaupt kommt?“  „Endlich vorab wissen, wo man auf dem Boden sitzen wird“, scherzt ein anderer. Viele Kommentatoren verweisen darauf, dass oft die angekündigte Wagenreihung nicht der Realität entspreche. Dann helfe die Auslastungsanzeige überhaupt nicht.

Insgesamt gibt es aber auch viel Lob für die Bahn. Die Innovation wird für sinnvoll gehalten – wenn sie denn funktioniert. (dpa, red)

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